Scrapiefall ist eine wissenschaftliche Rarität
Der jüngste Scrapiefall im Kanton Zürich ist wissenschaftlich von Bedeutung: Es ist das erste Schaf in der Schweiz, das einige Charakteristika der in Europa in den letzten Jahren vermehrt gefundenen atypischen Scrapie zeigt.
Erstmals waren 1998 in Norwegen solche Fälle aufgetreten (sog. Nor98); später wurden ähnliche Fälle auch aus anderen europäischen Ländern berichtet.
Vieles ist bei der atypischen Scrapie noch unklar. So ist nicht gesichert, ob diese Scrapievariante von einem Schaf aufs andere übergehen kann, wie das bei Scrapie üblicherweise der Fall ist. Von dem Schweizer Fall erhoffen sich Forschende nun weitere Einsichten in die verschiedenen Scrapie-Varianten.
Von den Symptomen her glich der jüngste Scrapie-Fall Schafen mit klassischer Scrapie oder anderen neurologischen Erkrankungen: Das Schaf stolperte, lief in Gegenstände und schien generell wenig von der Umgebung mitzubekommen.
Im Gehirn des Tieres fanden Forschende der Universität Zürich und des Referenzlabors in Bern für Scrapie typische Befunde: Wie bei Scrapie üblich waren spezifische Bereiche des Gehirns schwammartig verändert.
Im Gegensatz zu normalen Scrapiefällen war jedoch hauptsächlich das Kleinhirn und nicht der hintere Hirnstamm betroffen. Dies weist auf eine atypische Scrapie hin. In zusätzlichen Untersuchungen wird der Fall nun weiter charakterisiert. Atypische Scrapie ist nicht "BSE im Schaf"
Bei Scrapiefällen taucht immer wieder die Frage auf, ob es sich um "BSE im Schaf" handelt. Dahinter steht die Befürchtung, dass die Rinderkrankheit BSE auf Schafe überspringen könnte. Die Brisanz dabei: BSE ist für Menschen potenziell ansteckend, Scrapie aber nicht.
Bis anhin ist weltweit kein einziges "natürlicherweise" mit BSE infiziertes Schaf gefunden worden. In Laborversuchen ist es Forschenden aber schon vor Jahren gelungen, Schafe experimentell mit der Rinderkrankheit BSE zu infizieren.
Bei diesen Versuchen zeigte sich, dass die klinischen Symptome bei Schafen mit Scrapie und mit BSE einander sehr ähnlich sind. Auch im Muster der Hirnschädigungen ähneln sich die beiden Krankheiten.
Die Verteilung der Hirnveränderungen des jüngsten Schweizer Scrapie-Schafes aber hebt sich deutlich davon ab. Damit ist die Antwort in diesem Fall klar: Die atypische Scrapie ist nicht dieses "BSE im Schaf" und stellt damit – wie Scrapie generell – keine Gefahr für den Menschen dar.
Grosse Scrapie-Untersuchung ab diesem Sommer
Ob BSE in der Schweizer Schafpopulation überhaupt vorkommt, ist eine der Fragen, die das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) in einer Untersuchung, die diesen Sommer startet, klären möchte.
Dazu werden während eines Jahres ein Grossteil aller geschlachteten und alle getöteten und verendeten Schafe und viele Ziegen ab einem gewissen Alter zuerst auf Scrapie getestet.
Da Scrapie durch klinische Untersuchungen und übliche Schnelltests nicht von BSE zu unterscheiden ist, müssen die Forschenden anschliessend Hirnproben mit
Anzeichen von Scrapie langwierigen Tests unterziehen. Dabei werden Mäuse mit infektiösem Material der erkrankten Tiere infiziert.
Erste Resultate liegen voraussichtlich 2006-2007 vor.
In der gleichen Untersuchung wird auch das Vorkommen von Scrapie erstmals exakt bestimmt. Bislang istdas Scrapievorkommen nicht genau bekannt. Aufgrund bisheriger Untersuchungen lässt sich nur sagen, dass es in der Schweiz nicht viele Scrapie-Fälle geben kann.
So werden seit 1990 alle klinischen Verdachtsfälle und seit 1998 zusätzlich verendete Schafe und Ziegen auf Scrapie untersucht. Von den weit über 2000 Analysen waren bisher nur 8 positiv, den jüngsten Scrapiefall miteingerechnet.
Die Untersuchungsergebnisse bilden die Grundlage für eine effizientere Überwachung der Krankheit sowie Entscheidungen über Art und Umfang von Bekämpfungsmassnahmen.
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