Schafe als Samentransporter schaffen genetischen Austausch zwischen Pflanzenpopulationen

(20.12.2010) Seit Jahrtausenden prägen Schafe unsere Kulturlandschaft, haben beispielsweise Heidegebiete und Magerrasen entstehen lassen, und so artenreiche Lebensräume geschaffen.


Die zwei Studentinnen Leonie Schäfer (links vom Schaf) und Astrid Schimmerl (rechts vom Schaf) auf der Suche nach Pflanzensamen
Die Schafbeweidung trägt aber nicht nur zum Erhalt unserer Grünlandflächen bei, sondern ermöglicht zudem über die Wanderschafhaltung den genetischen Austausch zwischen Pflanzenpopulationen.

Der Biologe Prof. Dr. Peter Poschlod vom Institut für Botanik/Zellbiologie der Universität Regensburg hat die Samenausbreitung durch Schafe deshalb in den letzten Jahren wiederholt untersucht.

Dabei hat sich herausgestellt, dass Schafe eine Vielzahl von Samen durch Wolle und über Kot transportieren und somit eine wichtige Rolle für den Biotopverbund spielen.

Mit einem ganz besonderen Projekt konnten nun drei Studentinnen von Prof. Poschlod auf sich aufmerksam machen. Leonie Schaefer, Astrid Schimmerl und Monika Grundler begleiteten in den vergangenen Wochen und Monaten den Europäischen Hirtenzug 2010. Sie hatten die Aufgabe, den Hirtenzug wissenschaftlich zu dokumentieren.

Der Europäische Hirtenzug eignete sich für das Forschungsprojekt in besonderer Weise, da die Schafe zu diesem Anlass – wie nur noch selten – weite Strecken zurücklegten: In diesem Fall waren es insgesamt 1.400 Kilometer, die von mehreren sich abwechselnden Schäfern mit ihren jeweiligen Schafherden zurückgelegt wurden.

Darüber hinaus führte die Route durch verschiedenste Vegetationstypen. Leonie Schaefer übernahm die zweieinhalb Monate andauernde Tour von Lüneburg nach Brüssel, Astrid Schimmerl die Strecke von Brüssel nach Trier, wobei sie für zwei Wochen von Monika Grundler unterstützt wurde.

Die Regensburger Studentinnen untersuchten die Wolle der Schafe fast täglich, um zu klären, welche Samenarten und welche Mengen an Samen durch die Tiere aufgenommen wurden.

Zudem wurden einmal pro Woche Kotproben entnommen. Begleitend dazu wurde täglich die jeweilige Vegetation vor Ort dokumentiert, um Rückschlüsse darüber ziehen zu können, wie viele der jeweils vorkommenden Pflanzenarten durch Schafe aufgenommen und wie weit die eingesammelten Samen transportiert wurden.

Die Studentinnen konnten in Tuchfühlung mit den Tieren feststellen, dass eine ganze Reihe von unterschiedlichen Samen und damit Pflanzenarten durch die Schafe über große Strecken transportiert wurde.

Die größte Arbeit steht den Biologinnen aber noch an der Universität Regensburg bevor. Hier müssen die Samen aus dem Kot zum Keimen gebracht werden und die aus der Wolle gesammelten Samen geordnet und identifiziert werden. Die Auswertung wird noch einige Monate in Anspruch nehmen und die Studentinnen beschäftigen.

www.biologie.uni-regensburg.de

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