Säugende Sauen in Gruppen halten
(19.10.2011) Die kombinierte Einzel- und Gruppenhaltung von Sauen und Ferkeln nach der Geburt gilt als besonders tiergerecht. Das macht das Verfahren vor allem für ökologisch wirtschaftende Schweinehalter interessant.
In der Praxis ist dieses Haltungssystem aber bisher kaum verbreitet, da die meisten Landwirte die Einzelhaltung vorziehen.
Im Rahmen einer dreijährigen interdisziplinären Studie zur ökologischen Ferkelerzeugung des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) wurden die Vor- und Nachteile der beiden Verfahren wissenschaftlich untersucht.
Die Forscher prüften den Einfluss der Gruppenhaltung jeweils anhand von Kleingruppen mit je drei Sauen bzw. Großgruppen mit jeweils sechs Sauen und ihren Würfen. Dabei zeigte sich, dass die Haltungsform keinen Einfluss auf die Gewichtszunahmen der Ferkel und Sauen hatte.
Auch in Bezug auf die Behandlungshäufigkeit, auftretende Verluste und ein mögliches Auseinanderwachsen der Ferkel gab es keine Unterschiede zwischen der Einzel- und Gruppenhaltung. Gerade in diesen Punkten sahen Praktiker die Gruppenhaltung bisher kritisch.
Als Nachteil der Gruppenhaltung erwies sich allerdings der höhere Arbeitszeitbedarf, der vor allem durch zusätzliche Reinigungsarbeiten entsteht. Auch die Gesamtkosten liegen höher als in der Einzelhaltung, da in der Gruppenhaltung neben der gemeinsamen Fläche auch Reserve-Einzelhaltungsbuchten einzurichten sind.
Sie werden für nicht gruppentaugliche Sauen benötigt. Trotz dieser Nachteile spricht nach Ansicht der Wissenschaftler nichts gegen die Gruppenhaltung säugender Sauen.
Um mit diesem System wirtschaftlich arbeiten zu können, sollten vor dem Bau aber alle Einspar- und Verteuerungspotenziale gründlich geprüft werden.
Zudem gilt für die Gruppenhaltung, dass der Altersunterschied der Ferkel nicht größer als fünf Tage sein sollte, und dass man weder Jungsauen noch kranke Sauen in die Gruppen integriert.
Jürgen Beckhoff, aid.de