Erbrechen bei Hunden

(25.04.2007) Erbrechen gehört zu den häufigsten Symptomen in der Haustiermedizin. Bisher gibt es allerdings wenige Studien auf diesem Gebiet und es wurden über Jahre kaum neue Therapieansätze getestet. 

Hunde leiden häufiger als andere Tiere unter Erbrechen, da sie eine sehr niedrige Reizschwelle für emetische Stimuli aufweisen. Eine kürzlich in Europa durchgeführte Untersuchung (Quelle: EU5 2006 Abschlussbericht zu Verhalten und Verwendung bei Emesis/GFK/Mai 2006) ergab, dass rund 20 Prozent der in Tierarztpraxen vorgestellten Hunde öfter unter Erbrechen litten.

Wie entsteht Erbrechen?

Erbrechen basiert auf einem komplexen Prozess, der durch bestimmte emetische Reize ausgelöst wird, welche vom "Brechzentrum" im Hirnstamm empfangen werden. Emetische Stimuli sind entweder zentral oder peripher bedingt, Erbrechen kann durch einen dieser Reize oder durch eine Kombination von beiden ausgelöst werden.

Periphere Reize werden vom Körper gesendet, insbesondere vom Intestinaltrakt, die auf eine Gastritis, bakterielle Toxine, chemische Reizmittel und Traumata zurückzuführen sind.

Zentrale Reize werden vom Gehirn und vom zentralen Nervensystem gesendet und können Erbrechen aufgrund von Tumoren, Entzündungen, Infektionen und zerebralen Ödemen auslösen.

Peripher und zentral ausgelöstes Erbrechen gehört zu den typischen Symptomen von sekundären gastrointestinalen Erkrankungen. Ursachen dafür können beispielsweise eine Chemotherapie oder eine Urämie sein.

Erbrechen ist keine eigentliche Krankheit, sondern vielmehr das Symptom einer Krankheit. Hält dieser Zustand länger an, kann er aufgrund des Verlustes an Flüssigkeit und Elektrolyten durchaus gesundheitsschädigende Auswirkungen haben und zur Dehydration und einer Verschlechterung des allgemeinen Zustands des Hundes führen. Die unverzügliche Behandlung kann einer solchen weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustands entgegenwirken und den Genesungsprozess unterstützen.

Kaum fundierte Therapieansätze

Jüngste Marktforschungen in Tierarztpraxen in ganz Europa haben ergeben, dass es bei der Behandlung von Erbrechen die verschiedensten Therapieansätze und Standpunkte gibt, die oftmals medizinisch nur wenig fundiert sind. In vielen Ländern gibt es gar keine Antiemetika, die für die Behandlung von Hunden zugelassen sind – deshalb werden oft Präparate aus der Humanmedizin verabreicht.

Als wichtigste Faktoren bei der Wahl des Antiemetikums nannten die Tierärzte die "effektive" und "schnelle Wirkung" des Präparates, gefolgt von "einfacher Dosierung" und dem "Fehlen von Kontraindikationen" bei möglichen Wirkungsblockaden.

Derzeitig erhältliche Antiemetika blockieren entweder periphere oder zentrale Reize, aber keines der Präparate ist in der Lage, alle emetischen Reize zu blockieren. Daher wirken diese Medikamente jeweils nur bei bestimmten Indikationen.

Gründung des European Emesis Council

Das Fehlen eines konsistenten Therapieansatzes zur Behandlung der Emesis unter den europäischen Veterinärmedizinern hat zur Gründung des European Emesis Council (EEC) (wir berichteten) geführt. Zu den Mitgliedern gehören elf Experten aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien. Ziel dieser Gruppe ist die Verbesserung der medizinischen Behandlung der Emesis bei Hunden durch die Entwicklung fundierter Richtlinien.

Erbrechen ist ein Krankheitsbild, das nicht ignoriert werden darf. Experten des EEC stimmen darin überein, dass es genügend Gründe gibt, eine Emesis bei Hunden mit einem effektiven Antiemetikum zu behandeln. Dafür spricht die Verbesserung der Beziehung zum Kunden als auch die Genesung des Hundes und schließlich das Wohlbefinden des Tierhalters.

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