Rätselhafter Fall des Monats: Leberveränderung bei einem Kaninchen (Oryctolagus cuniculus)
Im Fall des Monats Februar 2020 stellt Laboklin 10 Wochen altes, weibliches Angora Kaninchen mit einer hochgradigen Abmagerung vor.
Antonio Meléndez-Lazo DVM MSc PhD DipECVCP MRCVS, Laboklin, und Laura Vilalta Solé DVM DipECZM (Small mammals), Laboklin und Hospital de la Universidad Católica de Valencia (Spain)
SIGNALEMENT UND ANAMNESE
Ein 10 Wochen altes, weibliches Angora Kaninchen (Oryctolagus cuniculus), mit einem Körpergewicht von 540g wurde wegen mangelnder Gewichtszunahme vorgestellt. Das Kaninchen war einen Monat zuvor in einem Heimtiergeschäft gekauft worden.
KLINISCHE UNTERSUCHUNG
In der klinischen Untersuchung wurden, bis auf die hochgradige Abmagerung (BCS 1/5) keine Auffälligkeiten gefunden. Das Kaninchen war munter und aufmerksam, fraß und setzte normalen Kot während der Untersuchung ab.
WEITERFÜHRENDE UNTERSUCHUNG
Hämatologie und klinische Chemie
Eine Blutuntersuchung mit Blutbild und klinischer Chemie ergab keine Auffälligkeiten.
Bildgebende Verfahren
Es wurden Röntgenbilder im ventrodorsalen und laterolateralen Strahlengang ohne Kontrastmittel (Abb. 1a und 1b) angefertigt sowie ein abdominaler Ultraschall (Abb. 2a-c) durchgeführt.




Zytologie
Eine Feinnadelbiopsie (FNB) der Leberveränderungen wurde durchgeführt und zytologisch untersucht (Abb. 3).

Kotuntersuchung
Eine Kotuntersuchung wurde ebenfalls durchgeführt (Abb. 4).

- Wie würden Sie die Ergebnisse der Bildgebung interpretieren?
- Wie würden Sie die Ergebnisse der Zytologie interpretieren?
- Wie würden Sie die Ergebnisse der Kotuntersuchung interpretieren?
Ergebnisse
Wie würden Sie die Ergebnisse der Bildgebung interpretieren?
Auf den Röntgenaufnahmen zeigte sich ein mittelgradiger Verlust der peritonealen Details sowie eine Hepatomegalie. Differentialdiagnosen für den Detailverlust umfassen einen Bauchhöhlenerguss, Kachexie, Alter (Jungtiere), generalisierte Peritonitis und/oder einen „normalen“ kontrastarmen Zustand der bei einigen Kaninchen beobachtet wird.
Ein abdominaler Ultraschall betätigte die mittelgradige Hepatomegalie, und es fanden sich multiple, generalisiert verteilte, hyperechogene und abgegrenzte rundliche Veränderungen in der Nähe der Gallengänge. Die Gallengänge waren mittelgradig erweitert und eine geringgradige, anechogene peritoneale Flüssigkeit wurde beobachtet. Darüber hinaus fanden sich keine weiteren Veränderungen.
Die Differentialdiagnosenliste umfasste Hepatitis / Cholangiohepatitis (vermutlich infektionsbedingt: Kokzidiose) oder Granulome.
Wie würden Sie die Ergebnisse der Zytologie interpretieren?
Die Ausstriche aus den Feinnadelbiopsien waren zellreich mit sehr guter Zellerhaltung. Es fanden sich hepatobiliäre Parenchymzellen und Kokzidien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Die Oozysten der Kokzidien waren groß und oval bis ellipsoid (ca. 30-39 x 18-22 µm) und lagen zwischen den Hepatozyten und den Gallengansepithelzellen (Abb. 3A).
Undifferenzierte Stadien der Kokzidien waren in einer mittleren Anzahl vorhanden und diese lagen innerhalb des apikalen Teils der Gallengangsepithelien sowie extrazellulär vor. Diese Strukturen waren rund und blau mit großen, prominenten und exzentrisch gelegenen Zellkernen und zeigten teilweise intrazytoplasmatischen Vakuolen (Abb. 3C).
Makrogametozyten (weibliche Gamonten) wurden innerhalb der Gallengangsepithelien gefunden und diese waren ca. 30x20µm groß und oval. Im Inneren dieser Gamonten war eine große Menge an runden, blauen zytoplasmatischen Granula vorhanden (Abb. 3B).
Mikrogameten waren in geringer Anzahl im Hintergrund eingestreut und sowohl einzeln als auch in kleinen Gruppen gelegen. Diese Strukturen waren ausgezogen, kommaförmig, violett, ca. 1x10µm groß und biflagelliert (Abb. 3D).
Kohäsive Verbände dichter und mittelgradig hyperplastischer Gallengangsepithelien waren vorhanden. Diese Zellen waren kubisch bis hochprismatisch mit blauem Zytoplasma. Auch einige Verbände von Leberzellen wurden beobachtet.
Die zytologischen Befunde waren vereinbar mit einer Eimeria stiedae Infektion (Leberkokzidiose) und Gallengangshyperplasie.
Wie würden Sie die Ergebnisse der Kotuntersuchung interpretieren?
Eine hohe Anzahl an Kokzidien-Oozysten in unterschiedlichen Sporulationsstadien wurden gefunden (Abb. 4A-B). Bei Eimeria Spezies, liegen pro Oozyste je 4 Sporozysten vor von denen jede jeweils 2 Sporozoiten enthält (Abb. 4C).
DIE INTERPRETATION DER ERGEBNISSE UND DIAGNOSE FINDEN SIE HIER:
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