Auch Hunde haben einen Magnetsinn

(04.01.2014) Der beste Freund des Menschen, der Hund, ist bekannt für sein ausgezeichnetes Hörvermögen und seinen feinen Geruchssinn. Neu ist die Erkenntnis, dass er auch einen Magnetsinn hat und sich deshalb möglicherweise auch besonders gut orientieren kann.

Diese Eigenschaft wurde bereits bei grasenden Kühen, jagenden Füchsen oder landenden Wasservögeln festgestellt.

Zu dieser Schlussfolgerung kommt ein zoologisches Forscherteam der Universität Duisburg-Essen (UDE) zusammen mit Kollegen der Tschechischen Agraruniversität in Prag. Ihre Beobachtungen wurden in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins Frontiers in Zoology veröffentlicht.

Die Forscher beobachteten, wie sich 70 Hunde unterschiedlicher Rassen ausrichteten, wenn sie leinenlos im freien Gelände ihre Blase oder Darm entleerten. Sie dokumentierten mehr als 7.000 Fälle, einschließlich der Umweltbedingungen, Lokalität, Tageszeit und Bekanntheit des Terrains für den jeweiligen Hund.

Prof. Dr. Hynek Burda: „Die anschließende statistische Analyse war für uns jedoch ernüchternd. Sie schienen keine bestimmte Körperausrichtung während des großen oder kleinen Geschäftes zu bevorzugen.“

Doch dann machten die Forscher eine frappierende Entdeckung: Sie sortierten die gesammelten Daten ein weiteres Mal unter Berücksichtigung der Schwankungen des Erdmagnetfeldes im Zeitraum der Datenerhebung.

Diese unregelmäßigen, winzigen Änderungen der Intensität und Richtung der Feldlinien werden von Magnetobservatorien registriert und im Internet veröffentlicht.

Burda: „Das ergab ein ganz neues Bild, das eindeutig und höchst erstaunlich zugleich ist. Die Hunde richteten sich nämlich sehr wohl vorzugsweise entlang der magnetischen Nord-Süd Achse aus. Allerdings taten sie dies nur in den Phasen, in denen das Erdmagnetfeld ruhig war. Auch unsere beliebten Vierbeiner besitzen also nachweislich eine Magnetwahrnehmung.“

Die Ergebnisse dürften viele Hundehalter kaum überraschen, für sie ist die gute Navigationsfähigkeit ihres Schützlings Alltag. Aber nun gibt auch eine Erklärung für die ‚übersinnlichen‘ Fähigkeiten, auch wenn nicht klar ist, wofür die Hunde ihren Magnetsinn benutzen.

Burda: „Für die Wissenschaft ist es auf jeden Fall ein ungeheuer wertvoller Befund. Denn trotz aller Erkenntnisse aus der Zugvogel-Forschung ist der Magnetsinn der Tiere noch immer nicht verstanden.“ Die neuen Ergebnisse bieten jetzt neue Ansätze, die die Forscher in weiteren Projekten verfolgen werden.

Literatur

Vlastimil Hart, Petra Nováková, Erich Pascal Malkemper, Sabine Begall, Vladimír Hanzal, Miloš Ježek, Tomáš Kušta, Veronika Nìmcová, Jana Adámková, Kateøina Benediktová, Jaroslav Èervený, Hynek Burda
Dogs are sensitive to small variations of the Earth's magnetic field
http://www.frontiersinzoology.com/content/10/1/80/abstract



Weitere Meldungen

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) ; Bildquelle: Christian Giese

Wandernde Mückenfledermäuse können Erdmagnetfeld wahrnehmen

Mückenfledermäuse verfügen über einen magnetischen Kompass und kalibrieren diesen bei Sonnenuntergang – darauf deuten die Ergebnisse einer neuen Studie hin, die in der Fachzeitschrift Biology Letters erschienen ist
Weiterlesen

Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

Which radio waves disrupt the magnetic sense in migratory birds?

Many songbirds use the earth's magnetic field as a guide during their migrations, but radiowaves interfere with this ability. A new study published in the journal PNAS has found an upper bound for the frequency that disrupts the magnetic compass
Weiterlesen

In der ersten Phase des SFB gelang der Nachweis, dass das Eiweiß Cryptochrom 4 (die gelbliche Substanz im Röhrchen) magnetisch sensitiv ist. Die Forschenden stellen das Protein, das in der Netzhaut von Zugvögeln vorkommt, mit Bakterienkulturen her; Bildquelle: Universität Oldenburg/Christina Kuhaupt

Wie Tiere ihren Weg finden

Die erstaunlichen Navigationsleistungen von Vögeln, Fledermäusen und Fischen und ihre Fähigkeit, sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren, stehen im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Magnetrezeption und Navigation in Vertebraten“ an der Universität Oldenburg
Weiterlesen

Der Oldenburger Neurobiologe Prof. Dr. Henrik Mouritsen erforscht den Magnetsinn von Vögeln seit über 15 Jahren.; Bildquelle: Universität Oldenburg

Wie funktioniert der Magnetsinn von Tieren?

Auf ihren oft mehrere tausend Kilometer langen Flügen navigieren Zugvögel erstaunlich präzise. Sie orientieren sich dabei am Sonnenstand, an den Sternen und am Erdmagnetfeld
Weiterlesen

Universität Duisburg-Essen

Schweine mit innerem Kompass

Wild- und Warzenschweine haben anscheinend einen Magnetsinn – das fand ein deutsch-tschechisches Forscherteam um den Zoologen Dr. E. Pascal Malkemper von der Universität Duisburg-Essen (UDE) heraus
Weiterlesen

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Lichtabhängiger Magnetkompass der Vögel

Zugvögel, aber auch Hühner, besitzen in ihrem Auge einen lichtabhängigen Kompass. Er gibt ihnen Informationen über die Richtung des Erdmagnetfelds
Weiterlesen

Hunde und manche Affen besitzen in ihren Augen Moleküle, mit denen sie möglicherweise das Magnetfeld der Erde wahrnehmen können.; Bildquelle: Leo Peichl

Hunde und Affen besitzen Molekül für Magnetfeld-Wahrnehmung im Auge

Hundeartige Raubtiere sowie einige Affenarten können sich möglicherweise ähnlich wie Vögel am Erdmagnetfeld orientieren
Weiterlesen

Waldmaus; Bildquelle: UDE

Auch die Waldmaus hat einen Magnetsinn

Dass Zugvögel dank des Erdmagnetfelds den Weg zu ihren Winter- und Brutquartieren finden, ist schon lange bekannt. Dass dieser sechste Sinn auch ganz ähnlich bei der Waldmaus zu finden ist, fand ein internationales Team um Dr. E. Pascal Malkemper von der Universität Duisburg-Essen (UDE) heraus
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen