Adipositas und Übergewicht bei Hunden

(14.06.2007) Übergewicht und Adipositas bei Hunden ist in Europa weit verbreitet. Die Zahl der betroffenen Tiere ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen.

Bereits in den 60er und 70er Jahren litten in den USA Schätzungen zufolge 6-12 Prozent aller Hunde an Adipositas. Jüngere Studien, die in den USA, Europa und Australien durchgeführt wurden, gehen von einem Prozentsatz zwischen 25 und 40 aus.

Adipositas ist eine anerkannte Krankheit, die die Lebenserwartung und -qualität von Hunden drastisch verkürzen bzw. beeinträchtigen kann und zugleich die Anfälligkeit für andere Krankheiten erhöht.

Bei einer Studie zum Vergleich der Lebenserwartungen wurde jeweils einer Gruppe von Hunden ein Viertel weniger Futter gegeben. Diese Probandengruppe wies nicht nur eine im Durchschnitt um 15 Prozent höhere Lebenserwartung auf als die Vergleichsgruppe, sondern litt auch erst im fortgeschritteneren Alter an Anzeichen chronischer Krankheiten.

Bis heute gibt es keine medizinische Lösung gegen Adipositas und Übergewicht. Die übliche Behandlung besteht aus Diät und mehr Bewegung.

Diese Art der Therapie empfinden Tierbesitzer häufig als problematisch – aufgrund des Verhaltens des Hundes, des eigenen Lebensstils und aufgrund der Überzeugung, dass das Füttern ein wichtiger Faktor für eine enge Beziehung zwischen Mensch und Tier ist.


Medizinische Risiken

Eingeschränkte Aktivität

Übergewicht kann die Lebensqualität eines Hundes beeinträchtigen, da das Tier weniger mobil und aktiv ist, wodurch sich ein gezielter Gewichtsverlust sehr schwierig gestaltet.

Die durch das Gewicht verursachte zusätzliche Belastung des Hundes kann zu folgenden Problemen führen:

- eine erhöhte Belastung von Herz und Atemsystem,

- eingeschränkte Lungenfunktion – übermäßige Fettablagerungen beeinträchtigen die Lungenkapazität und erschweren die Funktion des Zwerchfells,

- geringere Hitzeverträglichkeit – das Tier fühlt sich nicht wohl und wird träger.

 
Orthopädische Fehlfunktionen

Übergewicht verursacht eine stärkere Belastung vieler Gelenke, wodurch ein erhöhtes Risiko für Osteoarthritis besteht. Studien haben gezeigt, dass bereits ein geringer Gewichtsverlust bei Hunden mit Osteoarthritis in der Hüfte das Lahmen der hinteren Gliedmaßen reduziert. Tatsächlich gilt die Gewichtsreduzierung bei Hunden mit Übergewicht als die wichtigste Therapie.

Diabetes

Studien zufolge leidet die Mehrheit übergewichtiger Hunde an Diabetes; ein direkter Zusammenhang zwischen Adipositas und Diabetes gilt als erwiesen. In einer Studie wurden beispielsweise Hunde untersucht, die an Übergewicht und Diabetes litten. Nach der Reduzierung des Gewichts auf ein prädiabetisches Niveau wiesen die Tiere wieder eine übliche Glukosetoleranz auf und sprachen normal auf Insulin an.

Andere Risiken

Adipositas bei Hunden konnte außerdem mit Nierenschwäche, Bluthochdruck und Fettleber in Zusammenhang gebracht werden.


Ursachen für Adipositas

Die Ursachen dieser Krankheit sind sehr komplex. Gewöhnlich gehören eine übermäßige Aufnahme oder ein zu geringer Verbrauch von Energie zu den wesentlichen Faktoren, die zu einer positiven Energiebalance führen.

Dies beinhaltet:

- die Fütterungsmethoden des Tierbesitzers: Reste vom Tisch, Leckereien, billiges Hundefutter, die Häufigkeit der Fütterung, zusätzliches Futter von Familienmitgliedern,

- die Halter übergewichtiger Hunde leiden häufig selbst an Übergewicht,

- emotionale Faktoren: Tierbesitzer denken oft ‚Futter = Liebe´, Füttern aufgrund von Schuldgefühlen, Überfütterung ist häufig eine Übertragung ihrer eigenen Situation auf die des Hundes,

- Rasse (genetische Faktoren): Retriever, Beagles, Bassets, Cocker Spaniel, Dackel, Shelties, deutsche Schäferhunde und Terrier neigen häufig zu Adipositas,

- ebenso neigen kastrierte Hunde eher zu Übergewicht,

- der grundsätzliche Gesundheitszustand des Tieres – Endokrinopathie und Situationen, in denen die Aktivität aufgrund von Osteoarthritis, Erkrankungen der Atemwege und kardiovaskulären Krankheiten eingeschränkt ist,

- pharmazeutische Aspekte: Progesteron-, Kortikosteroid-Medikamente, Antikonvulsiva.


Vorteile einer Gewichtsreduzierung

Hunde mit einem optimalen Gewicht leben länger als Hunde mit Übergewicht.

Bei Osteoarthritis und Atemwegs- sowie Herzerkrankungen gehört der Gewichtsverlust zu den wichtigsten therapeutischen Ansätzen.

Eine Gewichtsreduzierung von elf Prozent führte nachweislich zu einer Verbesserung der Osteoarthritis-Symptome.

Eine klinische Pfizer-Studie zeigte den Zusammenhang zwischen einer Reduzierung des Körpergewichts von zehn Prozent und einer Steigerung der Aktivität.

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