Neue Umfrage zur Brachycephalie: Mehrheit potenzieller Hundekäufer würde sich gegen Mops und Französische Bulldogge entscheiden
Eine aktuelle, von der britischen Tierschutzorganisation RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) geleitete Umfrage zeigt, dass ein Großteil der potenziellen Hundekäufer sich gegen die Anschaffung brachycephaler Hunderassen wie Mops und Französische Bulldogge entscheiden würde – vorausgesetzt, sie sind über die teils gravierenden gesundheitlichen Probleme dieser Tiere informiert.
Mehr als drei Viertel (76,6 %) der Befragten gaben an, dass sie nach entsprechender Aufklärung über die mit der extremen Kurzköpfigkeit verbundenen Leiden Abstand vom Kauf eines solchen Hundes nehmen würden.
Die Befragung wurde in Kooperation mit der Kommunikationsagentur Magpie durchgeführt. Über 4.500 Teilnehmer , die gezielt auf Verkaufsanzeigen oder Social-Media-Inhalte zu diesen beliebten Hunderassen reagierten, wurden zunächst durch ein Quiz zu den gesundheitlichen Auswirkungen extremer Zuchtmerkmale sensibilisiert. Im Anschluss wurden sie gefragt, ob sie nach diesen Informationen weiterhin einen Mops oder eine Französische Bulldogge erwerben würden.
Das Ergebnis:
- 81,7 % der an Mops interessierten Personen würden von der Anschaffung absehen.
- 70,2 % der an Französischen Bulldoggen interessierten Personen würden sich ebenfalls gegen einen Kauf entscheiden.
Relevanz für die tierärztliche Praxis
Die Ergebnisse dieser Umfrage belegen, wie groß die Wirkung gezielter Aufklärung sein kann. Viele Halterinnen und Halter wissen offenbar nicht, dass typische Probleme brachycephaler Hunde wie Atemnot, chronische Augenschäden, Hautentzündungen in Falten, Schlafstörungen, massive Einschränkungen bei Bewegung und Spiel sowie verkürzte Lebenserwartung direkte Folgen der gezielten Zucht auf extreme Kurzschnäuzigkeit sind.
Ashleigh Brown , wissenschaftliche Leiterin für Heimtiere bei der RSPCA, betont:
„Zu viele Menschen wissen nicht, welche erheblichen Probleme diese Tiere haben – bis hin zur Unfähigkeit, frei zu atmen, sich normal auszuruhen oder zu spielen. Das erschütternde Ausmaß der gesundheitlichen Probleme wird in den sozialen Medien, wo diese Tiere häufig als 'niedlich' präsentiert werden, meist nicht dargestellt.“
Steigende Zahl ausgesetzter brachycephaler Hunde
Ein weiteres Alarmsignal: Die Zahl der von der RSPCA aufgenommenen, ausgesetzten brachycephalen Hunde, vor allem Möpse und Französische Bulldoggen, ist innerhalb von neun Jahren um das Neunfache gestiegen – von 19 Fällen im Jahr 2015 auf 172 Fälle im Jahr 2024.
Diese Entwicklung macht deutlich, dass viele Besitzer erst nach dem Kauf feststellen, wie hoch der Pflegeaufwand und die Tierarztkosten tatsächlich sind – häufig gefolgt von der schweren Entscheidung, das Tier abzugeben.
Maßnahmen im Zusammenhang mit Crufts 2025
Die Veröffentlichung der Umfrageergebnisse fällt mit der renommierten Hundeshow Crufts 2025 in Birmingham zusammen. Erstmals gelten dort gesundheitsbasierte Zugangsvoraussetzungen für brachycephale Hunde: Möpse, Französische Bulldoggen und Englische Bulldoggen müssen eine sogenannte Atemfunktionsbewertung (Respiratory Function Grading, RFG) bestehen. Tiere mit dem höchsten Schweregrad (Grad 3) sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Ziel dieser Maßnahme sei es, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Probleme zu schärfen und nicht die Nachfrage nach diesen Tieren weiter anzukurbeln. Dennoch bleibt die Sorge, dass die Präsenz dieser Rassen bei solch öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen das Gegenteil bewirken könnte.
Appell an Tierärztinnen und Tierärzte
Die Ergebnisse der RSPCA-Studie belegen, dass fundierte Information und Aufklärung potenzieller Halterinnen und Halter entscheidend sind, um langfristig das Leiden brachycephaler Hunde zu verringern.
Ashleigh Brown:
„Wir wissen, dass Tierliebhaber das Beste für ihre Tiere wollen. Wenn sie die Realität über die gesundheitlichen Belastungen dieser Rassen erfahren, sind viele bereit, sich gegen diese Tiere und für gesündere Alternativen zu entscheiden.“
Die RSPCA empfiehlt, stattdessen Hunde ohne extreme Merkmale oder Mischlingshunde in Erwägung zu ziehen. Mischlinge zeigen statistisch seltener die typischen Krankheitsbilder und leben im Durchschnitt gesünder und länger.
Fazit
Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich: Aufklärung wirkt – und ist eine Chance, das Leid brachycephaler Hunde nachhaltig zu verringern.
Tierärztinnen und Tierärzte
spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie können Halterinnen und Haltern nicht nur die Risiken erläutern, sondern auch gesündere Alternativen aufzeigen
und somit zu einem bewussteren Umgang mit der Hundezucht beitragen.
Gerade angesichts der hohen medialen Präsenz brachycephaler Hunde ist es wichtig, ein Gegengewicht durch sachliche und tierwohlorientierte Beratung zu setzen.
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