VET-MAGAZIN logo
Säugetiere meiden Saures, viele Vögel hingegen fressen gerne saure Früchte.
Gabriel Weijie Low
Forschende können Gesichtsausdrücke von Bonobo-Affen genau analysieren
Paul Kuchenbuch
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Domestikation der Katze hatte Einfluss auf das Gehirnvolumen
Allgemein

Domestikation der Katze hatte Einfluss auf das Gehirnvolumen

Die Anpassung an ein Leben mit Menschen hat Verhalten, Aussehen und Anatomie von Hauskatzen nachhaltig verändert.

. . .

An charakteristischen Merkmalen wie weißen Fellflecken und zutraulichem Verhalten (geringere Stressreaktion gegenüber Menschen) lassen sich Haus- und Wildtier leicht voneinander unterscheiden. Um den Mechanismen der Haustierwerdung auf den Grund zu gehen, müssen jedoch auch weniger auffällige Merkmale, wie Veränderungen am Schädel, untersucht werden.

Laut einer aktuellen Studie konnten Wissenschafter:innen der Vetmeduni in Kooperation mit Expert:innen der National Museums Scotland bestätigen, dass im Laufe der Katzendomestikation eine Reduktion des Gehirnvolumens stattgefunden hat: Domestizierte Katzen weisen kleinere Gehirnvolumina auf, als ihre wilden Vorfahren, die Nordafrikanische Falbkatze.

Wie sich Schnauzenlänge und Gehirnvolumen bei Hauskatzen im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren verändert haben, untersuchten Raffaela Lesch (Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung, Vetmeduni), Kurt Kotrschal und W. Tecumseh Fitch (Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie, Universität Wien) gemeinsam mit Georg Hantke und Andrew C. Kitchener (National Museums Scotland).

Anhand der Parameter Schnauzenlänge und Gehirnvolumen lassen sich Veränderungen am Schädel gut erfassen. Dadurch ist es den Forscher:innen möglich, Einsicht in Verhalten und Gehirn während der Haustierwerdung zu erhalten.

Eine Publikation aus dem Jahre 1972 verglich Gehirnvolumina zwischen Wild- und Hauskatzen und zeigte, dass Hauskatzen kleinere Gehirne als ihre Vorfahren (Nordafrikanische Falbkatzen) haben.

Da zahlreiche aktuelle Hypothesen der Domestikationsforschung mitunter auf die Ergebnisse dieser mittlerweile 50 Jahre alten Studie beruhen, war eine Replikation und ein wiederholtes Testen der Annahme, dass Katzen im Laufe der Domestikation eine Reduktion des Gehirnvolumens erfahren haben, notwendig.

Kleineres Gehirnvolumen bei Hauskatzen

Eine der Hypothesen, die eng mit Veränderungen des Gehirnvolumens und Schnauzenlänge verknüpft ist, ist die sogenannte Neuralleistenzellen-Hypothese (engl. neural crest/domestication syndrome). Diese Hypothese besagt, dass im Laufe der Domestikation ein konstanter Selektionsdruck für zahme Tiere zu einer verringerten Teilung und Migration der Neuralleistenzellen geführt hat.

Neuralleistenzellen sind essentielle Bestandteile der Embryonalentwicklung und unter anderem für Pigmentierung, Stressantwort, Schädel- sowie Kieferentwicklung zuständig. Dieses milde Defizit in den Neuralleistenzellen könnte demnach zu Veränderungen am Schädel und im Verhalten führen.

Ergo würde diese Hypothese sowohl eine Verkürzung der Schnauze als auch eine Verringerung des Gehirnvolumens bei Hauskatzen voraussagen.

Die Wissenschafter:innen vermaßen und analysierten Gehirnvolumen und Schnauzenlänge von über 100 Katzenschädeln aus der Sammlung der National Museums Scotland. Erwartet wurde eine Reduktion des Gehirnvolumens sowie eine Verkürzung der Schnauze.

Tatsächlich konnten die Forscher:innen bestätigen, dass Hauskatzen kleinere Gehirnvolumina als ihre wildlebenden Vorfahren aufweisen. Eine Verkürzung der Schnauze konnte aber nicht festgestellt werden. Der fehlende Zusammenhang zwischen Reduktion des Gehirnvolumens und Schnauzenlänge wirft weitere Fragen in Bezug auf die Neuralleistenzellen-Hypothese auf.

Ist die Hypothese generell korrekt, trifft jedoch im Fall der bereits relativ kurzen Katzenschnauzen nicht zu? Oder verursachen andere Mechanismen (oder Kombination mehrerer Mechanismen) diese anatomischen Veränderungen bei Hauskatzen? Um diese Fragen zu klären, bedarf es künftig noch weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.

Publikation

Der Artikel “Cranial volume and palate length of cats, Felis spp., under domestication, hybridisation and in wild populations ” von Raffaela Lesch, Andrew C. Kitchener, Georg Hantke, Kurt Kotrschal und W. Tecumseh Fitch wurde in Royal Society Open Science veröffentlicht.

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
shutterstock.com/tokar
EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…