
Domestikation der Katze hatte Einfluss auf das Gehirnvolumen
Die Anpassung an ein Leben mit Menschen hat Verhalten, Aussehen und Anatomie von Hauskatzen nachhaltig verändert.
An charakteristischen Merkmalen wie weißen Fellflecken und zutraulichem Verhalten (geringere Stressreaktion gegenüber Menschen) lassen sich Haus- und Wildtier leicht voneinander unterscheiden. Um den Mechanismen der Haustierwerdung auf den Grund zu gehen, müssen jedoch auch weniger auffällige Merkmale, wie Veränderungen am Schädel, untersucht werden.
Laut einer aktuellen Studie konnten Wissenschafter:innen der Vetmeduni in Kooperation mit Expert:innen der National Museums Scotland bestätigen, dass im Laufe der Katzendomestikation eine Reduktion des Gehirnvolumens stattgefunden hat: Domestizierte Katzen weisen kleinere Gehirnvolumina auf, als ihre wilden Vorfahren, die Nordafrikanische Falbkatze.
Wie sich Schnauzenlänge und Gehirnvolumen bei Hauskatzen im Vergleich zu ihren wilden Vorfahren verändert haben, untersuchten Raffaela Lesch (Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung, Vetmeduni), Kurt Kotrschal und W. Tecumseh Fitch (Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie, Universität Wien) gemeinsam mit Georg Hantke und Andrew C. Kitchener (National Museums Scotland).
Anhand der Parameter Schnauzenlänge und Gehirnvolumen lassen sich Veränderungen am Schädel gut erfassen. Dadurch ist es den Forscher:innen möglich, Einsicht in Verhalten und Gehirn während der Haustierwerdung zu erhalten.
Eine Publikation aus dem Jahre 1972 verglich Gehirnvolumina zwischen Wild- und Hauskatzen und zeigte, dass Hauskatzen kleinere Gehirne als ihre Vorfahren (Nordafrikanische Falbkatzen) haben.
Da zahlreiche aktuelle Hypothesen der Domestikationsforschung mitunter auf die Ergebnisse dieser mittlerweile 50 Jahre alten Studie beruhen, war eine Replikation und ein wiederholtes Testen der Annahme, dass Katzen im Laufe der Domestikation eine Reduktion des Gehirnvolumens erfahren haben, notwendig.
Kleineres Gehirnvolumen bei Hauskatzen
Eine der Hypothesen, die eng mit Veränderungen des Gehirnvolumens und Schnauzenlänge verknüpft ist, ist die sogenannte Neuralleistenzellen-Hypothese (engl. neural crest/domestication syndrome). Diese Hypothese besagt, dass im Laufe der Domestikation ein konstanter Selektionsdruck für zahme Tiere zu einer verringerten Teilung und Migration der Neuralleistenzellen geführt hat.
Neuralleistenzellen sind essentielle Bestandteile der Embryonalentwicklung und unter anderem für Pigmentierung, Stressantwort, Schädel- sowie Kieferentwicklung zuständig. Dieses milde Defizit in den Neuralleistenzellen könnte demnach zu Veränderungen am Schädel und im Verhalten führen.
Ergo würde diese Hypothese sowohl eine Verkürzung der Schnauze als auch eine Verringerung des Gehirnvolumens bei Hauskatzen voraussagen.
Die Wissenschafter:innen vermaßen und analysierten Gehirnvolumen und Schnauzenlänge von über 100 Katzenschädeln aus der Sammlung der National Museums Scotland. Erwartet wurde eine Reduktion des Gehirnvolumens sowie eine Verkürzung der Schnauze.
Tatsächlich konnten die Forscher:innen bestätigen, dass Hauskatzen kleinere Gehirnvolumina als ihre wildlebenden Vorfahren aufweisen. Eine Verkürzung der Schnauze konnte aber nicht festgestellt werden. Der fehlende Zusammenhang zwischen Reduktion des Gehirnvolumens und Schnauzenlänge wirft weitere Fragen in Bezug auf die Neuralleistenzellen-Hypothese auf.
Ist die Hypothese generell korrekt, trifft jedoch im Fall der bereits relativ kurzen Katzenschnauzen nicht zu? Oder verursachen andere Mechanismen (oder Kombination mehrerer Mechanismen) diese anatomischen Veränderungen bei Hauskatzen? Um diese Fragen zu klären, bedarf es künftig noch weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen.
Publikation
Der Artikel “Cranial volume and palate length of cats, Felis spp., under domestication, hybridisation and in wild populations
” von Raffaela Lesch, Andrew C. Kitchener, Georg Hantke, Kurt Kotrschal und W. Tecumseh Fitch wurde in Royal Society Open Science veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
