Rätselhafter Fall des Monats: Atemprobleme bei einem Katzen-Welpen
Ein viermonatiger, weiblicher EKH Welpe wurde mit chronischen respiratorischen Symptomen, insbesondere hochgradiger Dyspnoe vorgestellt
Ein viermonatiger, weiblicher EKH Welpe wurde mit chronischen respiratorischen Symptomen, insbesondere hochgradiger Dyspnoe vorgestellt.
Antonio Meléndez-Lazo DVM PhD DipECVCP MRCVS
SIGNALEMENT UND ANAMNESE
Eine vermutete Pneumonie wurde zuvor bereits mit Antibiose und Anthelmintika behandelt jedoch ohne klinische Besserung. Die serologische Untersuchung auf FeLV und FIV war negativ.
KLINISCHE UNTERSUCHUNG
In der klinischen Untersuchung zeigte die Katze hochgradige Dyspnoe und einen schlechten Allgemeinzustand.
WEITERFÜHRENDE UNTERSUCHUNGEN
Hämatologie und klinische Chemie
In der Blutuntersuchung zeigten sich bis auf eine geringgradige, nicht-regenerative Anämie keine weiteren labordiagnostischen Auffälligkeiten.
Bildgebung
In den Röntgenaufnahmen des Thorax fand sich ein generalisiertes, alveoläres Lungenmuster mit bilateraler Lungenverdichtung welche vereinbar mit einer Bronchopneumonie war (Abb. 1).
Zytologie
Es wurden Feinnadelaspirate für eine zytologische Untersuchung von einem konsolidierten Lungenlappen genommen (Abb. 2 + 3). Auf eine Bronchoalveoläre Lavage wurde aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes und hohen Narkoserisikos verzichtet.


Fragen:
1. Was ist Ihre zytologische Diagnose?
In der zytologischen Untersuchung wurde eine hochgradige, granulomatöse Entzündung und Nematodeninfektion (Metastrongyloiden assoziierte Bronchopneumonie) sowie eine epitheliale Dysplasie diagnostiziert. Die Größe der Larven betrug etwa 10x350µm und es fanden sich vereinzelte Morulae von 150x300µm Größe.
2. Was ist die wahrscheinlichste Diagnose?
Metastrongyloiden assoziierte Bronchopneumonie
3. Welche weiteren Tests sollten für die genauere Bestimmung des Infektionserregers durchgeführt werden?
Eine vollständige Kotuntersuchung inklusive Flotation, Sedimentation und Auswanderungsverfahren nach Baermann sollten durchgeführt werden um Larven des L1 Stadiums nachzuweisen.
VERLAUF
Trotz intensivmedizinischer Behandlung verstarb der Katzenwelpe wenige Stunden nach der stationären Aufnahme aufgrund der hochgradigen Atemsymptomatik.
Eine Flotationsuntersuchung (Zinksulfat) und ein Auswanderungsverfahren (Baermann) wurden durchgeführt und konnten Larven des Stadiums L1 nachweisen: Infektion mit Aelurostrongylus abstrusus und/oder Troglostrongylus sp.
DIAGNOSIE: Parasitäre, granulomatöse Pneumonie sekundär zu einer A. abstrusus / Troglostrongylus sp. Infektion
In der post-mortem Untersuchung war etwa 90% des Lungengewebes betroffen. Es wurden mehre Parasiteneier im alveolären und sowohl Adult- als auch Larvenstadien im bronchialen Lumen gefunden die mit einer hochgradigen granulomatösen Entzündung assoziiert waren (Abb. 4). Darüber hinaus fanden sich auch Larvenformen im Colonlumen und den -krypten.

ZUSAMMENFASSUNG
Die Diagnose einer parasitären Bronchopneumonie kann aufgrund der variablen klinischen Symptomatik (subklinsche Infektion bis unspezifische klinische Symptomatik) erschwert sein. Schwere, teils tödlich verlaufende, Erkrankungen die mit Lungenwürmern assoziiert sind, finden sich meist bei Jungtieren sowie kranken oder immunsupprimierten Tieren.
Die beste diagnostische Aufarbeitung ist in diesen Fällen eine Kotuntersuchung. Falls bereits konsolidiertes Lungengewebe vorliegt, kann auch eine Feinnadelaspiration (FNA) mit zytologischer Untersuchung diagnostisch sein. Dies ist eine weniger invasive diagnostische Methode als eine BAL, da sie ohne Anästhesie durchgeführt werden kann, ein geringes Restrisiko eines Pneumothorax bleibt jedoch bestehen.
Darüber hinaus kann die Untersuchung einen Parasitennachweis ergeben auch wenn die Kotuntersuchung negativ ausfällt. Auch können in der zytologischen Untersuchung Stärke und Typ Entzündungsreaktion festgestellt werden.
Frühe Infektionen mit A. abstrusus zeichnen sich durch eine eosinophile und neutrophile Entzündungsreaktion in der BAL Flüssigkeit aus. Was die klinische Signifikanz des überwiegend granulomatösen Entzündungscharakters im vorliegenden Fall ist, bleibt unklar, jedoch findet sich granulomatöse Entzündungen typischerweise im chronischen Stadium von Entzündungen im Gegensatz zu eosinophilen Entzündungsreaktionen die eher im akuten Stadium auftreten.
Die morphologische Differenzierung zwischen A. abstrusus und Troglostrongylus spp. ist schwierig da die L1 Larven starke Ähnlichkeiten aufweisen. Daher ist die molekularbiologische Untersuchung für eine weitere Unterscheidung angeraten.
Literatur:
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