Hochgradige Leukozytose bei einer Katze - mit Auflösung
Im Fall des Monats Juli stellt Laboklin einen 12 Jahre alten, kastrierten Europäisch-Kurzhaar Kater vor
Ein 12 Jahre alter, kastrierter Europäisch-Kurzhaar Kater wurde aufgrund von Mattigkeit (seit einer Woche) vorgestellt. Laut Besitzerangaben waren außerdem Erbrechen und ein verminderter Appetit aufgefallen und der Katzer zeigte seit kurzer Zeit Defäkation außerhalb des Katzenklos. Die Wasseraufnahme und der Urinabsatz waren unauffällig und der Patient war negativ für die Infektionskrankheiten FeLV und FIV.
Maciej Guzera DVM PhD DipECVCP MRCVS
SIGNALMENT UND ANAMNESE
KLINISCHE UNTERSUCHUNG
Bei der Palpation des Abdomens fiel eine kleine, runde Masse im kranialen Bereich auf und der Kater zeigte eine leichte Schmerzreaktion. Die Schleimhäute waren blassrosa. Alle anderen klinischen Parameter waren unauffällig.
WEITERFÜHRENDE UNTERSUCHUNGEN
Hämatologie
Im Blutstatus fiel eine hochgradige Leukozytose (75,36 x10^9/L, Referenzbereich (RB): 6,0-11,0x10^9/L) und geringgradige Anämie (Hämatokrit: 28%, RB: 30-44%) auf. Das Differentialblutbild wurde aufgrund des abnormalen Scattergramms manuell erstellt. Die relevanten Befunde der morphologischen Untersuchung sind in Abb. 1 dargestellt.
Klinische Chemie
In der klinischen Chemie fand sich eine mittelgradige Hyperglykämie (15,67 mmol/L, RB: 3,1-6,9 mmol/L). Alle übrigen Parameter sowie eine Urinuntersuchung waren unauffällig.
Parasitologische Untersuchung
Eine Kotuntersuchung wurde durchgeführt und war negativ.
Bildgebung
Eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens zeigte eine kleine, runde hyperechogene Masse im Dünndarm.
Zytologie
Ein Feinnadelaspirat (FNA) der intestinalen Masse wurde durchgeführt und zytologisch untersucht (Abb. 2).

INTERPRETATION DER BEFUNDE
Hämatologie
Im Blutausstrich fand sich eine hohe Anzahl eosinophiler Granulozyten. Diese waren überwiegend reifkernig (segmentiert) und es fanden sich wenige Vorläufer (stabkernige Eosinophile, Metamyelozyten, eosinophile Myelozyten). Die manuelle Differenzierung ergab 12% Neutrophile, 3% Lymphozyten und 85% Eosinophile.
Die Erythrozyten waren überwiegend normozytär, normochrom.
Interpretation: Die hochgradige Leukozytose basierend auf einer extremen Eosinophilie mit eosinophilen Vorläufern ist vereinbar mit einer chronischen Eosinophilen-Leukämie. Eine paraneoplastische Eosinophilie erscheint unwahrscheinlich, konnte jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Die geringgradige, normozytäre, normochrome Anämie ist vermutlich Folge der Knochenmarksneoplasie und/oder stellt eine Begleitanämie bei chronischen Erkrankungen dar.
Klinische Chemie
Die mittelgradige Hyperglykämie ohne Glukosurie kann vermutlich auf die Aufregung zurückgeführt werden.
Zytologie
Die zytologische Untersuchung der intestinalen Masse ergab das Vorliegen zahlreicher Eosinophiler. Darüber hinaus fanden sich wenige bis einige Lymphozyten, wobei vorwiegend kleinen Lymphozyten und wenigen mittelgroßen und großen Lymphozyten vorhanden waren. Vereinzelt waren nicht-degenerierte neutrophile Granulozyten eingestreut. Der Hintergrund war klar und es fand sich eine hohe Menge peripheren Blutes (Kontamination).
Interpretation: Die zytologischen Befunde sprechen für eine Infiltration von Eosinophilen, vermutlich sekundär zu einer myeloproliferativen Erkrankung oder einem Hypereosinophilensyndrom (HES). Die Untersuchung ergab keinen Hinweis auf einen intestinalen Tumor, jedoch kann dies ohne histopathologische Untersuchung nicht ausgeschlossen werden.
VORLÄUFIGE DIAGNOSE: CHRONISCHE EOSINOPHILEN-LEUKÄMIE / HYPEREOSINOPHILENSYNDROM (HES) mit sekundärer Infiltration des Dünndarms
WEITERER VERLAUF
Auf Wunsch des Patientenbesitzers wurden weder eine weitere Diagnostik noch eine onkologische Therapie durchgeführt. Es wurde eine palliative Behandlung gewählt. Der Kater wurde nach 2 Woche wegen zunehmend verschlechterndem Allgemeinbefinden, Anorexie und Kachexie euthanasiert.
Post-mortem wurde eine histopathologische Untersuchung der Dünndarmmasse durchgeführt (Abb. 3). Eine intestinale Neoplasie konnte nicht nachgewiesen werden.

ZUSAMMENFASSUNG
Die chronische Eosinophilen-Leukämie ist eine neoplastische Proliferation des Knochenmarks die sich mit einer hohen Menge, überwiegend gut-differenzierter, eosinophiler Granulozyten im peripheren Blut darstellt. Im Gegensatz hierzu ist das HES durch eine hochgradige, persistierende Eosinophilie ohne bekannte Ursache gekennzeichnet.
Bei beiden Erkrankungen kann eine Infiltration in intestinales Gewebe auftreten. Die Unterschiede der Erkrankungen sind in der Tiermedizin nicht gut charakterisiert weshalb es meist nicht möglich ist eine definitive Diagnose zu stellen. In der Humanmedizin wurden die meisten Patienten mit HES, aufgrund neuerer Marker und Testverfahren, in eine neoplastische Erkrankung umklassifiziert. Eine Untersuchung des Knochenmarks und eine Durchflusszytometrie für eine bessere Charakterisierung der Erkrankung wurde im vorliegenden Fall nicht durchgeführt.
Andere häufige Gründe für eine Eosinophilie (z.B. parasitäre Infektion, Allergie / Überempfindlichkeit, paraneoplastisches Syndrom) wurde im vorliegenden Fall, aufgrund der Höhe der Eosinophilenzahl sowie der klinischen Befunde, ausgeschlossen.
Therapieoptionen für eine chronische Eosinophilenleukämie /HES beinhalten Prednisolon, Hydroyxurea, Hydroxycarbamid sowie Interferon α. Die Prognose ist jedoch schlecht.
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