VET-MAGAZIN logo
Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Landwirtschaft oder Wildtierschutz in Afrika
ProfessorX via Wikipedia Commons
Mitonukleare Inkompatibilität und außerpaarliche Jungvögel
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Wie das Gehirn Bewegungen bei Unsicherheit steuert
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Neue Fischart im Golf von Mexiko entdeckt
Isaí Domínguez Guerrero
Neue Fischart im Golf von Mexiko…
Tiefsee-Oktopus ist die „Molluske des Jahres 2025“
Schmidt Ocean Institute
Forschende entwickeln Alternative zu Gänsestopfleber
Thomas Vilgis
Wie Elefanten ihre Reisen planen: Energiesparen, wo es geht
Ikiwaner via Wiimedia Commons
Die Katzenminze gibt den Duftstoff Nepetalacton ab, der bei bei geschlechtsreifen Katzen eine Art Rausch auslöst: Riechen die Katzen an den Pflanzen, werden sie regelrecht 'high', wälzen sich am Boden und zeigen ungewöhnlich versp
Phil Robinson
Allgemein

Wie aus einer Minze Katzenminze wurde

Katzenminze ist für ihre berauschende Wirkung auf Katzen bekannt. Dafür verantwortlich ist der Duftstoff Nepetalacton, ein flüchtiges Iridoid.

. . .

Ein internationales Forschungsteam fand jetzt mittels Genomanalysen heraus, dass die Fähigkeit, Iridoide zu bilden, bei den Vorfahren der Katzenminzen im Laufe der Evolution schon verloren gegangen war.

Die Nepetalacton-Biosynthese in der Katzenminze ist also das Resultat einer „wiederholten Evolution“, allerdings mit dem Unterschied, dass sich dieses besondere Iridoid in der chemischen Struktur und den Eigenschaften sowie seiner ökologischen Funktion von anderen chemischen Verbindungen aus dieser Naturstoffgruppe grundlegend unterscheidet.

Iridoide sind sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Terpene. Viele Pflanzen bilden diese Stoffe, um sich gegen Fressfeinde zu wehren und vor Krankheitserregern zu schützen, darunter auch sehr viele Arten aus der Pflanzenfamilie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Bei den Vorfahren einer besonders artenreichen Unterfamilie dieser Lippenblütler, den Nepetoideae, zu der viele bekannte Kräuter, wie Basilikum, Oregano, Rosmarin, Zitronenmelisse und Minze, gehören, ist die Fähigkeit zur Produktion von Iridoiden im Laufe der Evolution verloren gegangen.

Allerdings gibt es eine wichtige Ausnahme: Die Gattung Nepeta, auch Katzenminze genannt. Denn diese Pflanzen bilden Iridoide, darunter eine ganz besondere Form: Nepetalacton, eine flüchtige Substanz, die dafür bekannt ist, dass sie Katzen in Euphorie versetzt.

Ihre eigentliche Funktion besteht aber vermutlich darin, Schädlinge zu vertreiben, die an der Katzenminze fressen möchten.

Ein internationales Team von Forschern unter der Leitung von Sarah O’Connor, Direktorin der Abteilung Naturstoffbiosynthese am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, ist jetzt der Frage nachgegangen, wie und warum die Katzenminze Nepetalacton herstellt und wie die Biosynthesewege für diese einzigartigen chemischen Moleküle im Laufe der Evolution entstanden sind. Dafür sequenzierten sie das Genom der Katzenminze.

„Wir entdeckten eine Reihe ungewöhnlicher Enzyme, die an der Bildung von Nepetalacton-Molekülen beteiligt sind. Diese Enzyme kommen in keiner anderen verwandten Gattung aus der Nepetoideae-Familie vor, sie sind also nur in der Katzenminze entstanden.

Als wir zum ersten Mal das komplette Genom der Katzenminze sahen, bemerkten wir zu unserer Überraschung, dass die Gene, die wir im Verdacht hatten, für die Bildung von Nepetalacton verantwortlich zu sein, nebeneinander im Genom liegen. Dadurch konnten wir das Rätsel leichter lösen“, erläutert Benjamin Lichman vom Centre for Novel Agricultural Products der Universität York, der auch der Erstautor der Studie ist.

Wiederholte Evolution

Für ihre Studie verglichen die Forscher das Genom zweier Arten der Katzenminze, die beide Nepetalacton bilden, mit dem der nahe verwandten Heilpflanze Ysop (Hyssopus officinalis), die weder Nepetalacton, noch andere Iridoide produzieren kann.

Dieser vergleichende Ansatz, die Nachbildung des Erbguts von Vorfahren der Katzenminze sowie umfassende Stammbaum-Analysen ermöglichte es den Wissenschaftlern, die zeitliche Abfolge der Ereignisse, die zur Entstehung der Nepetalacton-Biosynthese führten, darzulegen. Sie konnten zeigen, wie es erst zum Verlust und dann zur wiederholten Evolution der Iridoid-Biosynthese in der Katzenminze kam.

Die neuen Entdeckungen liefern umfassende Einblicke in die Mechanismen der Evolution neuartiger Pflanzenstoffe und deren Vielfalt. Das besondere an der Nepetalacton-Biosynthese ist, dass sie als Gencluster abgebildet wird, also als Gruppe ähnlicher Gene, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft im Genom befinden.

Indem die Forscher dieses Cluster anschauten und auch „Genfossilien“ und wiederhergestellte Ur-Enzyme in ihre Betrachtungen einbezogen, konnten sie wichtige Schritte zur Bildung dieses Clusters aufdecken. Ähnliche Schritte führen auch in anderen Pflanzen zur Evolution dieser ungeheuren Vielfalt an pflanzlichen Stoffwechselprodukten.

„Die Katzenminze ist für die Erforschung solcher Prozesse ein wunderbares Modell. Wir wollen jetzt versuchen, die in der Katzenminze enthaltenen Substanzen zu modifizieren. Damit möchten wir herausfinden, ob wir wirklich alle Aspekte der Biosynthese sowie die ökologischen Funktionen von Nepetalacton verstanden haben.

Dies wiederum wird uns dabei helfen zu ermitteln, welcher Selektionsdruck zum Verlust und zur erneuten Entstehung der Iridoid-Biosynthese geführt hat. Dafür schauen wir uns auch weitere Pflanzen der Gattung Nepeta an, die andere ungewöhnliche Iridoide produzieren“, sagt Sarah O’Connor im Hinblick auf die weiteren Forschungspläne.

Die Studienleiterin ist seit einem Jahr Direktorin und Leiterin der Abteilung Naturstoffbiosynthese am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Der Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Biosynthese von pflanzlichen Stoffwechselprodukten, die nicht nur von ökologischer Bedeutung sind, sondern auch für medizinische Zwecke genutzt werden können.

Dafür möchte sie verstehen, wie und warum Pflanzen über so komplexe chemische Reaktionen eine solche Vielfalt an Molekülen hervorgebracht haben: „Pflanzen sind in der Lage, ständig neue chemische Stoffe zu bilden. Mit unserer Forschung möchten wir Momentaufnahmen dieser Evolution in Aktion machen“.

Die aktuelle Studie wurde im Rahmen des Mint Genome Project (gefördert durch die National Science Foundation) unter der Leitung von C. Robin Buell, Michigan State University, ermöglicht.

Publikation

Lichman, B. R., Godden, G. T., Hamilton, J. P., Palmer, L., Kamileen, M. O., Zhao, D., Vaillancourt, B., Wood, J. C., Sun, M., Kinser, T. J., Henry, L. K., Rodriguez-Lopez, C., Dudareva, N., Soltis, D. E., Soltis, P. S., Buell, C. R., O’Connor, S. E. (2020). The evolutionary origins of the cat attractant nepetalactone in catnip . Science Advances, 6: eaba0721, DOI: 10.1126/sciadv.aba0721

. . .

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Trockensavanne in Tansania
ProfessorX via Wikipedia Commons
Hauszaunkönig (Troglodytes aedon)
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Pathoblocker soll Salmonelleninfektion frühzeitig stoppen
Leon Kokkoliadis/CMFI, Universität Tübingen
LIFE-Boat4Sturgeon nimmt den Betrieb auf
BOKU Öffentlichkeitsarbeit/Jakob Vegh
Dr. Lukas Amann
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Deutsche Wildtier Stiftung
Lukas Bierhoff, Kokolopori Bonobo Research Project
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Das stille Sterben der Natur
Das stille Sterben der Natur
(17. Apr 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…
Es war einmal das Huhn
(9. Apr 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…
Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…
Bewegungsapparat Hund
(26. Mär 2025) Funktionelle Anatomie, Biomechanik und Pathophysiologie - von Mima…
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…