Current Biology vol. 15, issue 3 Fruchtfliegen lieben anders

(17.02.2005) Männliche Fruchtfliegen übertragen beim Geschlechtsverkehr nicht nur Spermien, sondern auch den Wirkstoff "Sexpeptid", der das Fortpflanzungsverhalten der Weibchen verändert.

Fortpflanzungsbiologen der Universität Zürich haben die Übertragung des Wirkstoffs genauer untersucht. Ihre Ergebnisse werden heute in der Zeitschrift "Current Biology" veröffentlicht. Die Wirkungen von Sexpeptid finden sich nicht nur bei Fruchtfliegen, sondern in ähnlicher Form bei praktisch allen höheren Insekten. Deshalb könnten sich in Zukunft auch praktische Anwendungen bei Landwirtschaftsschädlingen und Krankheitsüberträgern (Malaria, Schlafkrankheit usw.) ergeben.

Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) werden 50 bis 60 Tage alt. Ein Weibchen hat in dieser Zeit vier bis sechs Geschlechtspartner. Ungefragt wird ihm dabei von den Männchen neben Spermien auch ein Wirkstoff mitgeliefert, der dazu führt, dass die Produktion von Eizellen angekurbelt wird und das Interesse an Kopulationen mit anderen Männchen sinkt. Diese Begattungsreaktionen sind in ähnlicher Form bei praktisch allen höheren Insekten zu finden. «Sexpeptid» nennen die Wissenschaftler das kleine Protein, das diese wundersame Wirkung bei Drosophila zu erzielen vermag. Entdeckt wurde es in den 1970er Jahren von Professsor Pei Shen Chen, dem damaligen Leiter der Abteilung Reproduktionsbiologie am Zoologischen Institut der Universität Zürich.

Evolutionsbiologisch sinnvoll

Seit 15 Jahren arbeitet dessen Nachfolger Professor Eric Kubli an der Aufklärung der Wirkung des Sexpeptids. Geforscht wird nicht zuletzt, weil die Fortpflanzungsbiologie von Insekten auch von praktischem Interesse ist – Insekten übertragen Krankheiten (Schlafkrankheit, Malaria usw.) und richten Schäden in der Landwirtschaft an. Bei der Aufklärung der Wirkungsmechanismen spielen unter anderem evolutionsbiologische Betrachtungen eine grosse Rolle. Die Wirkungen des Sexpeptids machen diesbezüglich durchaus Sinn: Es ist ökonomisch, dass die Weibchen vor allem dann Eier produzieren, wenn Spermien verfügbar sind und es ist im Interesse des Weibchens, nach der Begattung in den Nachwuchs zu investieren, anstatt weitere Kopulationen zu haben. Für die Männchen sieht es in diesem
Punkt etwas anders aus: sie «wollen» möglichst viele Weibchen begatten, um ihr Erbgut breit zu streuen.

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