VET-MAGAZIN logo
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Wie Haie das Ende der Dinosaurier überstanden
NHM Wien, Iris Feichtinger
Wie Haie das Ende der Dinosaurier…
Wissenschaftler:innen haben in einer aktuellen Forschungsarbeit ein auf neuronale Netze gestütztes KI-Modell für die COVID-19-Erkrankung geschaffen.
Universität Leipzig/Colourbox
Allgemein

Wie KI hilft, die Forschungslücke zwischen Tier und Mensch zu schließen

Die Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tiermodellen auf den Menschen ist immer noch eine zentrale Herausforderung in der medizinischen Forschung.

. . .

Die sogenannte „translationale Lücke“ verhindert oft eine erfolgreiche Umsetzung vielversprechender präklinischer Erkenntnisse in klinische Anwendungen. 

In einer gemeinsamen Forschungsarbeit der Universität Leipzig und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben Wissenschaftler:innen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz einen Ansatz entwickelt, der molekulare Mechanismen der COVID-19-Erkrankung bei Mensch und Tier vergleicht. 

Die Ergebnisse sind aktuell im Journal „The Lancet – eBioMedicine“ veröffentlicht worden.

Die Übertragung von Erkenntnissen aus Tiermodellen auf den Menschen ist für die Entschlüsselung von Krankheitsmechanismen und die Entwicklung präziser therapeutischer Strategien unerlässlich. 

Die hochauflösende Methode der Einzelzell-RNA-Sequenzierung ermöglicht es, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Mensch und Tiermodell auf molekularer und zellulärer Ebene mit beispielloser Genauigkeit aufzudecken.

Es gibt aber nur wenige computergestützte Methoden, die einen detaillierten Abgleich dieser wertvollen Daten ermöglichen. 

Wissenschaftler:innen des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie und des ScaDS.AI der Universität Leipzig sowie der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin der Charité haben in einer aktuellen Forschungsarbeit ein auf neuronale Netze gestütztes KI-Modell für die COVID-19-Erkrankung geschaffen. 

Dafür nutzten sie Blutdaten von Menschen sowie verschiedener Hamsterarten mit mittelschwerem oder schwerem COVID-19 und glichen diese auf molekularer Ebene ab.

„Wir haben gezeigt, dass die translationale Lücke zwischen Tiermodellen und Patientinnen und Patienten durch die Integration von robusten Deep-Learning-Modellen in Kombination mit biologisch fundierten Analysen verkleinert werden kann. 

Die KI lernt systematisch die molekularen Unterschiede zwischen Tier und Mensch und kann dann molekulare Muster des kranken Tiers in entsprechende Muster des Menschen übersetzen, also gewissermaßen die Daten des Tiermodells humanisieren“, erklärt Dr. Holger Kirsten, Wissenschaftler am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig und Korrespondenzautor der aktuellen Studie.

Ergebnisse stehen im Einklang mit Daten aus der Pandemie

„Wir konnten zeigen, dass sich die Aktivierung des Immunsystems bei moderaten COVID-19-Verläufen zwischen Syrischen Hamstern und Menschen stark ähnelt, insbesondere wenn man Monozyten betrachtet“, sagt Dr. Geraldine Nouailles, Arbeitsgruppenleiterin an der Klinik für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Intensivmedizin der Charité und ebenfalls Korrespondenzautorin der Studie. 

Monozyten sind Vorläuferzellen der sogenannten Makrophagen, der Fresszellen des Immunsystems.

„Wenn wir schwere Verläufe untersuchen wollen, schauen wir dagegen am besten auf die Neutrophilen von Roborovski-Hamstern“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Diese besonders schnell reagierenden Immunzellen verhalten sich bei dieser Hamsterart und dem Menschen besonders ähnlich.“ Die Ergebnisse stehen im Einklang mit Pandemiebeobachtungen, die anhand der Daten von Patient:innen gewonnen wurden.

„Solche Vergleiche von Einzelzell-RNA-Sequenzierungsdaten sind gut geeignet, um Ähnlichkeiten und Unterschiede auf molekularer und zellulärer Ebene bei Tier und Mensch aufzudecken, die weit über die COVID-19-Forschung hinausgehen“, sagt Holger Kirsten.

Geraldine Nouailles resümiert: „Unsere entwickelte Methodik ermöglicht eine bessere Identifikation geeigneter Tiermodelle für menschliche Erkrankungen, beziehungsweise welche Stadien der Erkrankung sich einander entsprechen. Das kann die Entwicklung und Testung therapeutischer Interventionen verbessern und den Translationsprozess von präklinischen zu klinischen Studien optimieren.“

In der Zukunft plant das Leipziger Forschungsteam, diese Methodik weiterzuentwickeln und auf andere Tiermodelle anzuwenden, die für die Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von immunmodulierenden Therapien im Menschen verwendet werden. Ein Beispiel hierfür ist die CAR-T-Zelltherapie, eine vielversprechende Behandlungsmethode für bestimmte Krebsarten.

Publikation

Originalpublikation in eBioMedicine: Neural Network-Assisted Humanization of COVID-19 Hamster Transcriptomic Data Reveals Matching Severity States in Human Disease Cross-species disease matching via neural networks

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Eine Kohlmeise blickt mit ihrem linken Auge zu einem Stimulus
Universität Konstanz, Comparative Cognition and Sociality Lab
Die bei uns heimischen Feuersalamander sind eine der vielen Arten, die auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen sind.
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…