Darf man Tiere essen?

(18.12.2019) Darf der Mensch Tiere nutzen? Und wenn ja, wie sieht ein ethisch korrekter Umgang mit Tieren aus?

Die Positionen zu solchen philosophischen Fragen reichen vom ursprünglichen Anthropozentrismus, wonach der Mensch mit Tieren umgehen darf, wie er möchte, bis hin zum Abolitionismus, der eine Nutzung von Tieren gänzlich ablehnt.

Georg-August-Universität Göttingen Ein Forscherteam der Universität Göttingen hat nun erstmals eine repräsentative Studie zu den verschiedenen tierethischen Positionen in der deutschen Bevölkerung erstellt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Sustainability erschienen.

Die Forscherinnen und Forscher befragen rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, die angeben sollten, inwieweit sie Kernaussagen verschiedener tierethischer Positionen zustimmen oder diese ablehnen.

Aus den Ergebnissen identifizierten die Wissenschaftler fünf Gruppen mit verschiedenen Werteprofilen, die sie dann wiederum im Hinblick auf einen nachhaltigen Ernährungsstil untersuchten.

Zentrales Ergebnis: Etwa ein Viertel der Befragten unterscheiden bei ethischen Fragestellungen nicht zwischen Nutz- und Heimtieren und ernähren sich signifikant häufiger flexitarisch oder vegetarisch, als dies in den anderen Gruppen zu beobachten ist.

Drei weitere Gruppen vertreten zwar ebenfalls deutlich tierwohlorientierte Positionen, unterscheiden gleichzeitig aber zwischen Nutz- und Heimtieren. Tieren in der Landwirtschaft werden dann etwas weniger Rechte zugesprochen.

Diese Menschen ernähren sich deutlich seltener vegetarisch. Nur eine sehr kleine Gruppe lehnt sämtliche tierethischen Positionen ab, was sich auch in einer Ernährungsweise mit vielen tierischen Lebensmitteln widerspiegelt.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass ein zentraler Aspekt für eine nachhaltigere Ernährung die ethische Gleichsetzung von Nutz- und Heimtieren ist“, erläutert Erstautorin Sarah Hölker, Doktorandin am Lehrstuhl für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Universität Göttingen.

Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Achim Spiller ergänzt: „Aus Gründen der Gesundheit, vor allem aber des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des Tierwohls gilt es, den Konsum tierischer Lebensmittel deutlich zu reduzieren. Dafür ist ein tieferes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen tierethischen Positionen als zentraler Motivation für eine nachhaltige Ernährung und dem tatsächlichen Ernährungsverhalten wichtig.“

Publikation

Sarah Hölker, Marie von Meyer-Höfer & Achim Spiller
Animal Ethics and Eating Animals: Consumer Segmentation Based on Domain-Specific Values
Sustainability 2019



Weitere Meldungen

Dr. Mara-Daria Cojocaru, Leiterin des Rottendorf-Projekts; Bildquelle: privat/Hochschule für Philosophie München (HFPH)

Rottendorf-Symposium 2021: Solidarität mit Tieren - interdisziplinäre Debatte zur Solidaritätsforschung

Am 3. und 4. September 2021 findet das diesjährige Rottendorf-Symposium zum Thema „Solidarity with animals“ statt.
Weiterlesen

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

Forschungsprojekt sucht Lösung für ethische Wertschöpfung bei überschüssigen Milchviehkälbern

Für die Milch der Kühe gibt es einen Markt, nicht aber für die Kälber, ohne die es die Milch nicht gäbe. Nach Lösungen für das „Kälberproblem“ in der Milchproduktion sucht ein neues Forschungsprojekt
Weiterlesen

Universität Tübingen

Vorlesungsreihe „Tier – Mensch – Gesellschaft“ an der Universität Tübingen

Öffentliche Vorträge im Kupferbau beleuchten die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Tier
Weiterlesen

Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth (mitte) mit den Partnern des Forschungsprojekts 'SocialLab' nach der Übergabe der Zuwendungsbescheide im Thünen-Institut; Bildquelle: Michael Welling/Thünen-Institut

Startschuss für Verbundprojekt „SocialLab“ zur öffentlichen Wahrnehmung von Nutztierhaltung

In der öffentlichen Diskussion wird die Haltung von Nutztieren zunehmend kritisch hinterfragt; die gesellschaftlichen Vorstellungen und die moderne landwirtschaftliche Praxis liegen teils weit auseinander
Weiterlesen

Institut TTN

Das Nutztier als Mitgeschöpf

Das Institut TTN schreibt einen Preis für einen wissenschaftlichen Essay in Höhe von 2 x 1.000 € zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses aus.
Weiterlesen

4. Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie

Kolloquium zum Verhältnis zwischen Mensch und Tier

Das 4. Wittener Kolloquium für Humanismus, Medizin und Philosophie am 13. und 14. März 2015 wird sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier beschäftigen, das seit jeher die Gemüter bewegt
Weiterlesen

Universität Bordeaux

Forscher haben zum ersten Mal Angst bei einem wirbellosen Tier beobachtet

Forscher des CNRS und der Universität Bordeaux haben bei einem Flusskrebs ängstliches Verhalten ausgelöst und beobachtet. Die Ergebnisse zeigten, dass die mit der Angst verbundenen neuronalen Mechanismen die Evolution überdauert haben
Weiterlesen

Hirschbrunft; Bildquelle: ArcoImages / D. Mahlke

Ethischer Umgang mit großen Wildtieren

Das 7. Rotwildsymposium der Deutschen Wildtier Stiftung findet vom 25. bis 27. September 2014 in Rostock-Warnemünde statt
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen