SHIP-NEXT One Health-Studie: Welchen Einfluss haben Tiere auf die Gesundheit der Menschen?

(17.08.2022) Großes Interesse bei Tierhaltenden – 200 Heim- und Nutztiere im ersten Studienjahr von SHIP-NEXT One Health untersucht

Das war Neuland für die vor einem Jahr gestartete dritte Bevölkerungsgruppe (SHIP-NEXT) innerhalb der weltweit umfangreichsten Langzeitstudie SHIP (Study of Health in Pomerania/Leben und Gesundheit in Vorpommern) in den Landkreisen Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald.

Neben vielen neuen Untersuchungen werden erstmals die wichtigsten Heim- und Nutztiere der Teilnehmenden mit in die Untersuchungen einbezogen.


Tierärztin Dr. Susan Mouchantat (li.) und die Tiermedizinische Fachangestellte Aileen Ertel bei der Untersuchung eines Hundes

Wie geht es Hund, Katze oder Huhn und welche Auswirkungen hat die individuelle Tierhaltung auf die Gesundheit des Menschen? Das Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, dem Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems (MV).

Im Zusatzuntersuchungsmodul One Health (Eine Gesundheit) werden seit einem Jahr erstmalig auch Hunde, Katzen, Geflügel und Tauben sowie das Zusammenleben von Menschen und Tieren mit berücksichtigt.

„Wir konnten bisher 200 Tiere von 100 Probanden in der SHIP-Next Studie untersuchen. Katzen und Hunde waren dabei die am häufigsten untersuchten Tierarten“, berichtete die Projektkoordinatorin SHIP-NEXT One Health, Dr. Julia Rüdebusch.

„Des Weiteren konnten einige Hühner, Enten und Wachteln sowie Tauben auf ihr Wohlbefinden gecheckt werden.“ Die Probenauswertung findet an Instituten der Universitätsmedizin Greifswald und des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems statt.

Zweite Tierärztin verstärkt das Untersuchungsteam

Welchen Einfluss hat Tierhaltung auf die körperliche und seelische Gesundheit des Menschen? Inwiefern können die Haltungs- und Fütterungsbedingungen des Tieres das Übertragungsrisiko von Infektionserregern verringern? Diese zentralen Fragestellungen im Kontext von One Health erfordern eine umfassende Datenbasis.

Dazu werden die Tiere der Probanden, soweit vorhanden, durch qualifizierte Tierärztinnen in ihrer häuslichen Umgebung untersucht. Zudem werden von den Tieren Abstriche und Blutproben genommen. Dies erlaubt neben der Feststellung des allgemeinen Gesundheitszustandes einen labordiagnostischen Nachweis verschiedener Krankheitserreger, die auch eine Bedeutung für den Menschen haben können.

Ergänzt werden diese Untersuchungen durch tierspezifischen Fragebögen und einem Vor-Ort-Interview. Die Dauer der Erhebungen vor Ort beträgt für einen Hund oder eine Katze ca. zwei Stunden und für jedes weitere Tier etwa 30 Minuten.

Bei Geflügel- bzw. Taubenhaltenden richtet sich der Aufwand nach der Bestandsgröße bzw. der Art der Haltung. Dort werden die Tiere entsprechend der Bestandsgröße stichprobenartig untersucht.

„Natürlich hat auch uns die Coronapandemie stark ausgebremst“, so Dr. Julia Rüdebusch. „Nach den Sommerferien werden wir jedoch eine größere Auswahl an Terminen für die Probanden anbieten können, da wir ab September von einer zusätzlichen Tierärztin unterstützt werden.“

Wie ist die Resonanz bei den Probanden mit Haustieren?

Knapp 38 Prozent aller per Zufallsprinzip ausgesuchten menschlichen Probanden halten zumindest ein Tier der untersuchten Tierarten (Katzen, Hunde, Geflügel).

„Das Thema der Studie und das Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier in der häuslichen Gemeinschaft stößt bei den teilnehmenden SHIP-Probanden auf ein äußerst starkes Interesse“, sagte die Studientierärztin Dr. Susan Mouchantat.

„Die erfreuliche Resonanz erleichtert uns die Arbeit sehr, denn es gibt einige Fragebögen, Interviews und Untersuchungen zu absolvieren. Dabei standen für die Tierhaltenden bisher weniger die Risiken einer Tierhaltung, wie beispielsweise Infektionen mit tierischen Erregern im Mittelpunkt. Vielmehr ging es ihnen um die Tiergesundheit und das Wohlergehen des Tieres, wie diese gefördert werden kann und in welcher Form sich Tiere positiv auf die Gesundheit auswirken.“

Die Untersuchungen hätten ferner gezeigt, dass es einen starken Bedarf an Aufklärung über Impfungen, Parasitenbefall und Entwurmung ihrer Lieblinge gibt und vielen die Bedeutung eines möglichen regelmäßigen Tierarztbesuches durch die Studie erst wieder bewusst geworden ist.

„Die Probanden sehen auch deutliche Vorteile durch die Teilnahme an der Studie. Da es sich um eine Studie handelt, in der Probenmaterial sowie Daten gesammelt werden, erfolgt zwar keine Krankheitsdiagnostik am Tier.

Sie erhalten jedoch eine kostenlose, umfangreiche Untersuchung ihres Haustieres inklusive Bericht, Blutbild und möglichem Erregernachweis“, so Dr. Susan Mouchantat, „sowie eine direkte Rückmeldung bei auffälligen Befunden und gegebenenfalls die Empfehlung, eine Tierarztpraxis aufzusuchen.“

Die Tierärztin verwies darauf, dass nur persönlich angeschriebene und eingeladene Probanden mit ihren Tieren an der Studie teilnehmen können.



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