Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Universität Graz Studie der Universität Graz: Akzeptanz und Bekanntheit von Tierfriedhöfen

(04.04.2006) Egal ob Hund, Katze, Meerschweinchen, Kaninchen oder Vogel � für viele Menschen gehören ihre Haustiere zur Familie. Obwohl die Verbindung, die sich zwischen den Menschen und ihren Haustieren entwickelt, oft gut unterdrückt oder zumindest nicht öffentlich gezeigt wird, ist sie dennoch nicht selten kräftiger als Mensch-zu-Mensch-Beziehungen.

Der Schmerz über den Verlust des langjährigen, treuen Gefährten kann deshalb gleich groß sein wie beim Verlust eines Menschen. Hinzu kommt die quälende Frage: Was passiert nun mit meinem verstorbenen Haustier? Wo finde ich für meinen Partner Tier eine würdige Ruhestätte? In den USA sind Tierbestattungen mit Leichenwagen, Pfarrer, Grabreden und Trauermusik durchaus üblich. Im Staat New York existieren bereits Pensionsschemata oder Versicherungspläne, die den Verbleib eines Haustieres nach dem Versterben seines Besitzers regeln. Auch die Einsetzung eines Tieres als Vermögenserbe ist nicht unüblich.

Hierzulande fehlen hingegen Zeremonien für den Tod eines Tieres oder finden keine soziale Billigung. Unverständnis und mangelndes Mitgefühl der Öffentlichkeit verleiten nicht wenige trauernde Tierbesitzer dazu, an ihren eigenen, realen Gefühlen zu zweifeln und gegen sie anzukämpfen. Dies unterbricht den Trauerprozess und intensiviert und verlängert die Trauer. Ganz allmählich jedoch etabliert sich auch hier, was in den USA als selbstverständlich angesehen wird. Eine Studie, bei der 166 Haustierbesitzer repräsentativ für die steirische Bevölkerung mündlich befragt wurden, zeigt diesen Trend auf.

Einstellung zu unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten

Für den Tierbesitzer ist es das Naheliegendste, sein geliebtes Tier im Garten oder in der Natur, etwa im Wald zu begraben. Doch vor dieser Bestattung ist Vorsicht geboten: Erstere ist nur mit einer Ausnahmeregelung erlaubt und wird bei Vergehen mit bis zu 15.000 Euro bestraft und Letztere ist überhaupt nicht erlaubt.

Für einen Großteil der befragten Tierbesitzer ist es ein unerträglicher Gedanke, ihr Haustier in der Tierkörperverwertung zu "entsorgen". 54,2 Prozent äußern sich auch sehr negativ bzw. negativ über diese Bestattungsmöglichkeit. Umso verwunderlicher ist es, dass dennoch 28,5 Prozent der Befragten diese Form der "Entsorgung" für ihr Haustier in Anspruch nehmen würden. Dieser Zwiespalt kann darin liegen, dass einerseits das tote Haustier, nachdem es vom Tierarzt eingeschläfert wurde, vom Tierbesitzer in der Tierpraxis zurückgelassen wird und von dort aus die leiblichen Überreste der Tierkörperverwertung, wie gesetzlich vorgeschrieben (EU-Verordnung 1774/2002), zugeführt werden. Andererseits kann es auch daran liegen, dass der Tierbesitzer keine alternativen Bestattungsmöglichkeiten kennt.

Nachdem nun nicht jeder Tierbesitzer sein Tier zu Tiermehl verarbeiten lassen möchte oder nicht über einen eigenen Garten verfügt, ist es kein Wunder, dass die Rufe nach einer würdevollen Bestattung immer lauter werden. So kommt für 22,3 Prozent der steirischen Tierhalter die "Entsorgung" ihres geliebten Haustieres, das sie über viele Jahre begleitet hat, nicht in Frage. Sie geben an, dass es sehr wahrscheinlich bzw. wahrscheinlich ist, dass sie ihr Haustier auf einen Tierfriedhof beisetzen lassen. 22,3 Prozent klingt zwar wenig, sind aber rund 270.000 Steirer, welche diese Form des Abschiednehmens in Anspruch nehmen würden. Für 60,8 Prozent der befragten Tierbesitzer ist der Tierfriedhof ein nützlicher Ort, um den Tod ihres vierbeinigen Freundes zu bewältigen. Es handelt sich dabei keineswegs um Tierhalter "vornehmer" Rassetiere, sondern um Haustiere von Menschen die einerseits die Einäscherung andererseits die Verarbeitung ihrer Tiere in den Tierkörperverwertungsanstalten aus ethischen Gründen ablehnen.

Den Wunsch ihr geliebtes Haustier im Krematorium einzeln zu verbrennen, so dass man die Asche in einer Urne zurückbekommt, haben 19,4 Prozent der Befragten.

Wie die Tabelle 1 zeigt, sind es vor allem die weiblichen Haustierbesitzer die eine Alternative zur Tierkörperverwertung wünschen. Gegen alle Vermutungen, zeigen die Ergebnisse, dass jüngere Personen eher zu einer Grabstätte auf dem eigenen Grund oder auf einem Tierfriedhof tendieren.

Sarg, Grabstein, Kreuz

Für diejenigen, die keine rechte Freude an präparierten Kuscheltieren haben oder ihren lieb gewonnenen Hausgenossen nicht in eine Abdeckerei bringen lassen wollen, können sich ein Tiergrab mit allem drum und dran vorstellen. Folgende Daten wurden dazu erhoben: 45,9 Prozent möchten nicht auf den klassischen Schuhkarton als Tiersarg oder auf die Jutedecke zurückgreifen, für sie ist ein speziell angefertigter Pappsarg oder Fichtensarg "sehr wichtig" bzw. "wichtig". Einen Grabstein befanden 67,6 Prozent für "sehr wichtig" bzw. "wichtig" und 43,2 Prozent ein Kreuz. Ein Großteil (35,1 Prozent) der befragten Tierbesitzer, wäre bereit zwischen 70 – 150 Euro für ein Tiergrab auszugeben.

Tabuisiertes Thema

Die Studie lässt die Annahme zu, dass der Tod eines geliebten Tieres ein vernachlässigtes und tabuisiertes Thema ist, über das sich viele zu sprechen scheuen. Dennoch scheint der Bedarf, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen, nicht unerheblich zu sein. So stimmten jeweils 56,8 Prozent der befragten Tierbesitzer der Aussage "Es sollte mehr Tierfriedhöfe geben" und "Ich möchte mehr über Tierfriedhöfe informiert werden" voll zu.

Bekanntheit von steirischen Tierfriedhöfen und Tierkrematorien

Dass es Aufklärungsbedarf zu diesem Thema gibt, zeigt sich auch daran, dass 51,4 Prozent der steirischen Tierfreunde spontan keinen Tierfriedhof oder kein Tierkrematorium nennen können, obwohl es mittlerweile zwei Tierfriedhöfe und ein Tierkrematorium in der Steiermark gibt.
43,2 Prozent der steirischen Tierhalter kennen den "Steirische Tierfriedhof" in Pirka und 5,5 Prozent die "Tierbestattungs-GmbH Franz von Assisi" in Paldau. Obwohl nur wenige Befragte das zuletzt genannte Unternehmen kennen, haben 31,9 Prozent das Logo des Tierfriedhofs wieder erkannt. Die Gründe dafür könnten darin liegen, dass sich dieses Unternehmen auffallend werbestark zeigt und dass das Logo, welches einen Hund und eine Katze zeigt, am ehesten mit dem Tierschützer Franz von Assisi in Verbindung gebracht wird. Untermauert wird diese These durch folgendes Ergebnis: 81,4 Prozent der Befragten beurteilen dieses Logo mit "sehr gut" bzw. mit "gut".

Festzustellen ist, dass sich rund 30 Prozent der Befragten durchaus positiv über die Möglichkeit der Einäscherung in Tierkrematorien äußern und auch diese Form des Abschiednehmens für ihr Haustier in Erwägung (19,4 Prozent) ziehen. Dennoch kennen nur 9 Prozent der steirischen Tierhalter das Unternehmen "Steirisches Tierkrematorium". Eine Organisation, die das verstorbene Tier von zu Hause oder vom Tierarzt abholt, in das Krematorium in Landscha fährt und dort verbrennt. Anschließend wird die Asche in einer Urne zum Besitzer gebracht.

Fazit

Tierbestattung hat eine lange Tradition und ist keineswegs moderne Sentimentalität. Schon im alten Ägypten waren Begräbnisstätten für die Tiere, die als heilig galten, üblich. Ob wir uns auf Grund der EU-Verordnung immer weiter von einer Tierbestattungskultur, die dem Tier als Lebewesen und Partner des Menschen gerecht wird, entfernen werden müssen, steht noch in den Sternen. Es zeigt sich aber, dass Tierbesitzer einen Abschied in Würde und Respekt von ihrem geliebten Tier wünschen, einen Ort an dem sie trauern, ein Grab, das sie besuchen können. Weiters zeigt sich, dass es auf diesem Gebiet ein erhebliches Informationsdefizit gibt und Aufklärungsbedarf herrscht, damit Tierbesitzer im Augenblick des Abschiednehmens vorbereitet sind, um keine Entscheidungen zu treffen, die sie vielleicht später bereuen.

Gruber, E.; Schwarz, R., Akzeptanz und Bekanntheit von Tierfriedhöfen – Haben Tiere ein Recht auf eine würdige Bestattung? Graz 2005

Link: Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Universität Graz

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