Antimikrobielle Resistenzsituation beim Pferd: eine retrospektive Studie an der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien

(01.07.2011) A. B. M. RIJKENHUIZEN, M. HASENHÜNDL, J. SEMMELMEYER, A. KNOLL und S.BERGER; Wien. Tierärztl. Mschr. - Vet. Med. Austria 98 (2011), 175 - 182

Antimikrobielle Resistenz ist ein aktuelles Thema sowohl in der Veterinär- als auch in der Humanmedizin. Ziel dieser Studie ist die Darstellung der Resistenzsituation an der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Wien) um evidenz-basierte Richtlinien für den Einsatz antimikrobieller Medikamente beim Pferd erstellen zu können.

Die Grundlage dieser retrospektiven Studie bildeten die bakteriologischen Befunde inklusive der Antibiogramme, welche im Zeitraum von 1. Januar 2007 bis 30. Juni 2009 von den Abteilungen für Großtierchirurgie, Orthopädie und Innere Medizin der Pferdeklinik eingesandt wurden. Es handelt sich dabei um 1.008 Proben, aus welchen insgesamt 1.323 Keime isoliert wurden.

Die Resultate der bakteriologischen Untersuchungen wurden nach Organsystemen geordnet, um ein übersichtlicheres Bild der Keimlage zu gewinnen. Des Weiteren erfolgte die Auswertung der Resistenzsituation der isolierten Keime gegen die getesteten antimikrobiellen Wirkstoffe.

Die Datenerfassung und -auswertung erfolge mittels IBM®SPSS®PASW Statistics 18 sowie Microsoft Excel 2007.

Streptococcus sp. war der am häufigsten isolierte grampositive Keim; E. coli wurde von den gramnegativen Keimen am häufigsten nachgewiesen.
Die Resistenzraten reichten von einem Minimum von 2,0 % bis hin zu einem Maximum von 98,5 %. Die höchsten Resistenzwerte zeigte Trimethoprim-Sulfonamid (zwischen 37,9 % und 93,2 %).

Die Ergebnisse zeigen, dass es an der Pferdeklinik der Vetmeduni Wien ein Problem mit Keimen, die gegen antimikrobielle Medikamente resistent sind, gibt. Die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen, um die Entwicklung weiterer Resistenzen kontrollieren zu können, wurde durch die Ergebnisse dieser Studie aufgezeigt.

Richtlinien für den sorgsamen Umgang mit antimikrobiellen Medikamenten müssen festgelegt werden. An der Vetmeduni Wien wurde eine Arbeitsgruppe aus Praktikern und Wissenschaftlern gebildet, die sich mit der Situation an der Pferdeklinik auseinandersetzt.

www.wtm.at



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