Pferde trotzen Nässe und Kälte

(08.10.2015) Der Herbst naht in großen Schritten und wieder entzünden sich die Diskussionen vieler Pferdebesitzer (an der Frage) über das Kälte-Empfinden ihrer Vierbeiner. Denn nicht selten erfolgt eine Übertragung der eigenen, menschlichen Sensibilität gegenüber Regen und Kälte auf die vermeintlichen Bedürfnisse des Vierbeiners.  

Nach dem Verständnis der Chronobiologie stellt die kalte Jahreszeit für Pferde eine mehr oder weniger instinktiv - und vor allem durch die Tageslichtlänge - gesteuerte Ruhezeit dar. Bereits im Spätsommer bereiten sich die Tiere durch die Ausbildung eines längeren Fells auf die bevorstehenden niedrigeren Temperaturen vor.

Besonders die "Naturburschen" unter den Pferderassen entwickeln eine Speckschicht unter der Haut. Dieses Unterhautfettgewebe wirkt wie eine Isolationsschicht und schützt den Körper vor Wärmeverlust bei kaltem Wetter.  

Darüber hinaus ist das Pferd als Klimawiderständler mit einem leistungsfähigen, physiologischen Thermoregulationsmechanismus ausgestattet. Sein Körper produziert unablässig Wärme - als Nebenprodukt des Stoffwechsels.  

Pferde in Bewegungsställen werden durch ihren Naturpelz bestens geschützt. Denn bei trockener Kälte ohne starken Wind funktioniert die Wärmeisolation über Haut und Fell sehr gut. Bei Regen werden die Wärmeverluste vor allem in Verbindung mit Wind größer. Der Energiebedarf steigt bereits bei weniger tiefen Temperaturen an. Sonneneinstrahlung kann hingegen die durch Wind und Nässe bedingten Wärmeverluste kompensieren.  

Ausnahmen gibt es dort, wo der Mensch in das natürliche Pferdeleben eingreift. Im Gegensatz zu ihren wilden Artgenossen und den Kollegen aus den Reservaten erbringen die domestizierten Pferde auch im Winter nicht selten anspruchsvolle Leistungen, wenn sie regelmäßig in allen drei Grundgangarten trainiert werden.

In der freien Natur ist dieses Verhalten eher ungewöhnlich, denn die Tiere bewegen sich dort überwiegend im Schritt bzw. ohne starke Schwitzeffekte. Nässe auf dem Fell ist für Pferde immer dann problemlos zu ertragen, wenn die isolierenden Luftpolster in der Unterwolle trocken sind.

Gegen Feuchtigkeit auf der Haut, beispielsweise durch Schwitzen, besitzt das Pferd jedoch keinen richtigen Schutzmechanismus. In solchen Situationen kehrt sich die isolierende Eigenschaft des langen Fells zum Nachteil um. Sportlich eingesetzte Tiere werden deshalb geschoren und eingedeckt. Doch mit dem Fell verlieren die Pferde auch ihre Thermoregulationsfähigkeit.  

Darüber hinaus sind Stallpferde zusätzlich anfälliger für Infektionskrankheiten. Sie können aufgrund der fehlenden Wetterreize ihre Thermoregulation nicht trainieren. In geschlossenen Räumen fehlt die Luftbewegung, so dass die durch die hohe Feuchtigkeit gesättigte Umgebungsluft den Trocknungsvorgang des Pferdes verzögert - mit entsprechenden Konsequenzen für die Vierbeiner.

Anke Klabunde, aid.de



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