Gentechnisch veränderte Pflanzen und Nahrungsmittel

(05.11.2009) Im Rahmen des "1st European Innovation Summit" am 14. Oktober 2009 in Brüssel im Europäischen Parlament wurden die Ergebnisse einer internationalen Untersuchung zu den zukünftigen Herausforderungen der Gentechnik im Bereich Landwirtschaft und Lebensmittel vorgestellt.

Die Studie wurde im Rahmen der Vereinigung Europäischer Parlamentarischer Einrichtungen zur Technikfolgenabschätzung (EPTA) unter maßgeblicher Beteiligung des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der ÖAW erstellt. Helge Torgersen (ITA) präsentiert die Hauptergebnisse für EPTA.

Die Zukunft der Gentechnik in der europäischen Landwirtschaft ist unklar wie eh und je. Auch nach zwei Jahrzehnten ist ihre Anwendung und Regulierung in vielen Ländern umstritten. Dabei geht es nicht nur um die Zulassung von Gentechnik-Sorten (GVOs) und die Koexistenz mit konventioneller und biologischer Landwirtschaft. Vielmehr steht zur Debatte, wie die EU-Mitgliedsländer mit Gentechnik-Produkten umgehen sollen, ohne globale Handelskonflikte zu verursachen.

Der Umgang mit GVOs war stets ein bevorzugtes Thema der Technikfolgenabschätzung. Auf Basis langjähriger Erfahrung untersuchten kürzlich acht Mitgliedsorganisationen von EPTA zukünftige Herausforderungen auf diesem Gebiet; dazu wurden zahlreiche europäische Experten befragt.

Europäische Gentechnik-Politik: fünf Schlüsselbereiche

Auch wenn die politische Situation rund um GVOs in Europa auf den ersten Blick unverändert erscheint, gibt es Herausforderungen für die europäische Gentechnik-Politik in fünf Schlüsselbereichen: neuartige Technologien und Sorten mit neuen Eigenschaften, neue Anreize für deren Einführung durch veränderte Bedingungen für die Landwirtschaft, Änderungen in der öffentlichen Meinung, die Frage der Koexistenz und Kennzeichnung, falls es zu einem vermehrten Anbau kommt und schließlich die Spannung zwischen internationalen Handelsregeln und dem Spielraum für nationale Entscheidungen.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die Technologie und die Anwendungsbedingungen rasant weiter entwickeln. So steht eine neue Generation von Gentechnik-Pflanzen vor der Tür, die medizinische Substanzen, Industriechemikalien etc. produzieren und demnächst Zulassungsverfahren durchlaufen.

Angesichts von Umweltfaktoren wie Klimawandel, Wassermangel und Erosion verlangt eine nachhaltige Entwicklung neue Produktionsweisen und angepasste Sorten. Landwirtschaftliche Produkte dienen heute auch der Energieproduktion, wodurch die Preise stärker von denen auf dem Energiemarkt abhängen.

"Nachhaltige" Landwirtschaft

Das heißt, die Zukunft der landwirtschaftlichen Gentechnik in Europa hängt nicht nur von den Details der Regulierung oder der Entwicklung der öffentlichen Meinung ab. Entscheidend ist, was genau unter einer "nachhaltigen Landwirtschaft" verstanden wird: Geht es z.B. um hohe Produktivität bei niedrigem Input oder um einen Ausbau des ökologischen Landbaus?

Welche Landwirtschaft wir wollen ist eine grundsätzliche Frage, die bisher eher vermieden wurde - die europäische Agrarpolitik ist kompliziert genug. Ein breiter gesellschaftlicher Dialog darüber ist aber nötig, denn es besteht Handlungsbedarf.

Die europäische Politik gerät nicht nur durch den weltweit wachsenden Anbau gentechnisch veränderter Sorten unter Druck, sondern auch durch internationale Regelwerke und Handelskonflikte.

Die Welthandelsorganisation (WTO) verlangte von der EU, dass gentechnisch veränderte Sorten nicht anders behandelt werden als konventionelle, wenn Wissenschaftler keine Risiken nachweisen können. Das hat einige Mitgliedsländer der EU, darunter Österreich, vor Probleme gestellt. Mögliche Lösungen wären entweder ein größerer Entscheidungsspielraum für die Länder (Subsidiarität) oder eine stärkere Harmonisierung.

Die meisten der befragten Experten glauben, dass die Prinzipien der EU-Regulierung zwar beibehalten werden können, viele sprachen sich aber für eine stärkere Harmonisierung sowie eine Reform der zuständigen Behörden aus.

Darüber hinaus müssten internationale Vereinbarungen wie das Cartagena-Protokoll zum Artenschutz und das WTO-Abkommen, die teilweise widersprüchlich sind, auf einen Nenner gebracht werden. Das würde nicht nur gentechnikspezifische Themen, sondern auch die Einbeziehung sozialer und Umweltstandards in die WTO-Regulierung zur Debatte stellen.

 


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