Delphine verwenden Schw�mme als Werkzeuge
Erstes Beispiel materieller Kultur bei Delphinen

(07.06.2005) Der Forscher Michael Krützen, Universität Zürich, hat bei wildlebenden Delphinen an der Westküste Australiens erstmals Anzeichen für eine materielle Kultur gefunden.

Die Verwendung eines Werkzeugs für die Futtersuche scheint ein kulturelles Verhalten zu sein, das von der Delphinmutter an ihre Töchter weitergegeben wird. Die Ergebnisse dieser Studie erscheinen am 6. Juni 2005 im Journal Proceedings of the National Academy of Science USA (PNAS).

Forscher der Universität Zürich und der Universität New South Wales, Sydney, haben kürzlich herausgefunden, dass die Grossen Tümmler in der Shark Bay, Westaustralien, beinahe ein Dutzend verschiedene Varianten für die Futtersuche benutzen. Einige Delphine verwenden dazu Werkzeuge. Sie lösen Schwämme vom Meeresboden ab und stülpen diese über ihre Schnauze. Die Schwämme dienen ihnen als eine Art Handschuh, um ihre Schnauze bei der Futtersuche im Boden zu schützen." Von der Gesamtpopulation von rund 3000 Delphinen in der Shark Bay sind nur etwa 30 so genannte Spongers, erläutert Michael Krützen vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich. Unklar war bisher, weshalb nur einige Delphine diese Methode anwenden und weshalb beinahe ausschliesslich weibliche Tiere Werkzeuge benutzen.

Um genetische Einflüsse zu untersuchen, haben Michael Krützen und seine Forschungskollegen die DNA von 13 Schwamm benutzenden Delphinen analysiert, einer davon ein Männchen, und die DNA von 172 Delphinen, die keine Schwämme benutzen. Sie fanden heraus, dass der Gebrauch von Schwämmen anscheinend in direkter Linie von der Mutter auf die Tochter weiter gegeben wird. Die Schwamm benutzenden Delphine zeigten zudem eine signifikante genetische Verwandtschaft. "Wir nehmen deshalb an, dass das Fischen mit Schwämmen von einer weiblichen Vorfahrin vor relativ kurzer Zeit erfunden worden ist," sagt Michael Krützen.

Aufgrund der Forschungsresultate schliesst er aus, dass die Futtersuche mit Schwämmen genetisch oder durch den Lebensraum bedingt ist. "Dieses spezielle Verhalten wird kulturell weiter gegeben." so sein Fazit. "Es ist das erste Beispiel für eine materielle Kultur bei Meeressäugern."

Kontakt:
Dr. Michael Krützen, Anthropologisches Institut, Universität Zürich
Telefon: +41 44 634 55 412
E-Mail: michael.krü[email protected]

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