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Verhaltensbiologie: Gemeinsames Essen bei Menschen und Bonobos

Verhaltensbiologin Barbara Fruth und Gesundheitspsychologin Britta Renner des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten geben in einer neuen Folge des Podcasts „Exzellent erklärt – Spitzenforschung für alle“ Einblicke, welchen Stellenwert das gemeinsame Essen bei Mensch und Tieren einnimmt. Zudem sprechen sie über die Erforschung von Schwarmintelligenz.

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Essen spielt in unserer Welt eine große Rolle. Wir feiern, indem wir gemeinsam Speisen zu uns nehmen. Wir genießen besonders gute Lebensmittel. Und wir kochen für andere Menschen, um ihnen etwas Gutes zu tun.

Auch in der Tierwelt nimmt gemeinsames Essen einen zentralen Stellenwert ein. Die Forscherinnen Barbara Fruth und Britta Renner des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten der Universität Konstanz erkunden in ihrer Forschung, wie Menschen und Bonobos (Menschenaffen) essen und was die Nahrungsaufnahme mit dem Sozialverhalten zu tun hat. 

Über ihre Forschungserkenntnisse berichten sie im Podcast „Exzellent erklärt: Wie wichtig ist gemeinsames Essen bei Menschen und Bonobos?

Der Podcast ist ein gemeinsames Podcastprojekt der 57 Exzellenzcluster, die im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert werden.

Gemeinsames Essen bildet gemeinsame soziale Identität aus

„Wenn wir uns in unserer Gesellschaft mit Ernährung befassen, schauen wir eigentlich immer darauf: Was passiert mit dem Essen ‚nach dem Mund‘. Macht es uns krank, tut es uns gut? Wie wirkt sich das auf unsere Biologie und Physiologie aus?“, sagt Britta Renner, Sprecherin des Exzellenzclusters Kollektives Verhalten.

Die Professorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Konstanz schaut sich mit ihrer Arbeitsgruppe hingegen an, was „vor dem Mund“ passiert: also die sozialen Prozesse am Tisch. 

„Wenn wir gemeinsames Essen in die Mitte stellen und von einem gemeinsamen Teller essen, sehen wir positive Auswirkungen auf die soziale Identität: Wir fühlen uns danach tatsächlich einander enger“, fasst Britta Renner die bisherigen Forschungsergebnisse zusammen.

Während bei Menschen mit Freude Essen geteilt wird, ist dies bei den Bonobos selten der Fall, wie Barbara Fruth, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, beobachtet hat. 

Sie sagt: „Es in der Regel so, dass das Geben von Nahrung nach bestimmten Zeremonien abläuft. Es wird ein bestimmtes Bettelverhalten erwartet. Dann kann gegeben oder genommen werden. Ganz selten kommt es auch bei Bonobos vor, dass sie Essen freiwillig geben.“

Die Verhaltensbiologin leitet das LuiKotale Bonobo Project und arbeitet seit über 30 Jahren mit Bonobos im Freiland. Das Einladen zum Essen hat sie bislang nicht beobachtet. Doch es gibt ein anderes spannendes Phänomen bei den Menschenaffen, wie Fruth mitteilt: „Kinder dürfen sich immer nehmen, egal ob sie verwandt sind oder nicht. Das ist toll zu beobachten.“

Wie kollektives Verhalten erforscht wird: Von der Beobachtung mit Fernglas bis zu Laboren mit Hollywood-Ausstattung

Aber wie erforscht man Menschen und Bonobos beim Essen? Barbara Fruth reist seit über 30 Jahren in das zentrale Kongobecken, also die Region, in der Bonobos heimisch sind. Dort haben sie zwei Kommunen von insgesamt 100 Individuen über mehrere Jahre an die Präsenz der Forscher*innen gewöhnt.

Nun ist es möglich, die Tiergruppen unter Berücksichtigung vieler ethischer Aspekte zu beobachten – überwiegend arbeiten die Forschenden ganz klassisch mit Fernglas und Fragebogen.

Anders sieht es hingegen aus, wenn das Ernährungsverhalten des Menschen erforscht wird. Britta Renner lädt Studienteilnehmende in ihr Labor ein: Dank Motion-Capture-Kameras und Mikrofonen kann ihr Team studieren, wie sich die Personen während des Essens verhalten.

„Man würde denken, dass die Personen befangen sind. Das vergeht aber ganz schnell. Insbesondere auch, weil wir die Personen in der Regel ja nicht einzeln untersuchen, sondern in der Gruppe“, sagt Renner.

Doch nicht nur die Relevanz von kollektivem Essen wird am Exzellenzcluster Kollektives Verhalten erforscht. Schwarmverhalten und -intelligenz allgemein steht im Fokus der Wissenschaftler*innen: „Ich glaube, es gibt niemanden, der nicht sofort fasziniert ist, wenn er einen Fisch- oder Vogelschwarm sieht, wie der sich elegant bewegt“, sagt Clustersprecherin Britta Renner.

„Meiner Meinung nach ist kollektives Verhalten ein Phänomen, das ganz zentral ist für die drängenden Fragen unserer Zeit – angefangen beim Klimawandel über das Mobilitätsverhalten bis zum kollektiven Appetit.“

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