VET-MAGAZIN logo
Wie Landnutzungssysteme die Amphibienvielfalt beeinflussen
L. Aceros
Neonikotinoide bedrohen Biodiversität stärker als gedacht
Jan Erik Sedlmeier/Universität Hohenheim
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee besiedeln
Youk Greeve
Die Pazifische Auster könnte die Ostsee…
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Jerome Beetz/Universität Würzburg
Das Gehirn der Honigbiene erkunden
Studie widerspricht umstrittener These zur Lebensraumfragmentierung
Wolkenkratzer via Wikimedia Commons
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Tessa Frank/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Strategische Partnerwahl bei Guinea-Pavianen
Wie Zebrafische Herzmuskelzellen regenerieren
Elvira Eberhardt/Uni Ulm
Lebensräume für Fischnachwuchs am Niederrhein
Michel Roggo
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
Allgemein

Alternativen zu Tierversuchen: Wie belastbar sind heutige Testsysteme aus Stammzellen?

Viele Fortschritte moderner Medizin wären ohne Tierversuche unmöglich gewesen. Um solche Versuche zu ersetzen, wird weltweit an Alternativen geforscht.

. . .

Einen Schwerpunkt bilden Testmodelle aus künstlich erzeugten, menschlichen Stammzellen, aus denen theoretisch alle Zelltypen entwickelt werden können. Noch klafft jedoch ein Spalt zwischen den im Labor differenzierten Stammzellen und ihren menschlichen Vorbildern, wie Herz- und Leberzellen.

Den aktuellen Forschungsstand und Empfehlungen zur Methodenverbesserung fassen Forschende des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung und der Universität Köln in „Trends in Molecular Medicine“ zusammen.

Induzierte pluripotente Stammzellen – seit einigen Jahren können diese Vielkönner im Labor aus menschlichem Körpergewebe entwickelt werden, etwa aus Hautzellen. Diese Stammzellen sind theoretisch fähig, sich in jeden beliebigen Zelltyp zu entwickeln.

Das macht sie unter anderem für die Forschung an Alternativen zu Tierversuchen interessant: Anstatt Versuche direkt an Tieren durchzuführen, könnten etwa Sicherheitsprüfungen von Medikamenten und Chemikalien direkt in der Zellkultur erfolgen – so die Vision.

Bislang werden solche Systeme aber nicht in der Toxikologie oder Pharmakologie eingesetzt, da der Differenzierungsweg von der Stammzelle zur Leber-, Nieren- oder Herzzelle die Forschung vor Herausforderungen stellt.

Wo die Grenzen der Technik liegen und wie die Modelle zukünftig verbessert werden können, haben Toxikologinnen und Toxikologen des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) zusammen mit Forschenden der Universität Köln in einer aktuellen Übersichtsarbeit zusammengefasst.

Dazu haben sie die bisherige Forschungsliteratur zum Thema stammzellbasierte Ersatzmethoden anhand verschiedener Zelltypen wie Leberzellen ausgewertet.

Ungewollte und unvollständige Differenzierung als Herausforderung

Die Ergebnisse bisheriger Bemühungen zeigen, dass noch große Unterschiede zwischen den im Labor gezüchteten leberzellähnlichen Zellen und den menschlichen Leberzellen bestehen: So konnten vergleichende Genanalysen beispielsweise zeigen, dass die aus den Stammzellen entwickelten Zellen nicht nur Eigenschaften der Leber, sondern auch ungewollt darmspezifische Gene aufwiesen, die in menschlichen Leberzellen nicht vorkommen.

Zudem waren Gene, die in Stammzellen aktiv sind, in den leberzellähnlichen Zellen stärker ausgeprägt als in menschlichen Leberzellen.

Diese Hürden bei der Differenzierung lassen sich mit einem Blick auf die embryonale Entwicklung der Leber einordnen. „Das ist ein straff organisierter, dynamischer Prozess. Beispielsweise gibt es nur wenige Stunden andauernde Zeitfenster, in denen dieselben regulierenden Proteine gegenläufige Effekte auf die Organentwicklung haben.

Zudem ist bekannt, dass sich die Leber in einem mehrstufigen Prozess aus dem Urdarm entwickelt“, erklärt Wiebke Albrecht, Doktorandin am IfADo und Mitautorin der Übersichtsarbeit.

Wenn ein Testsystem entwickelt wird, sollen die der Leberentwicklung zugrundeliegenden Mechanismen beachtet werden: Beispielsweise indem die Zugabe von regulierenden Proteinen in der Zellkultur optimiert wird oder Proteine gezielt unterdrückt werden, die für die Aktivierung von „ungewollten Genen“ verantwortlich sind.

Roadmap für die Entwicklung von stammzellbasierten Testverfahren

Um die Entwicklung von verlässlichen Testsystemen in der Zellkultur voranzutreiben, schlagen die Forschenden ein mehrstufiges Verfahren vor: Zunächst sollten neue Testsysteme mit wenigen Substanzen getestet werden, für die bereits durch Versuche an menschlichen Leberzellen bekannt ist, ob und auf welche Weise sie toxisch wirken.

Dieses Vorgehen gibt eine erste Orientierung, die Mehrheit der neuen Systeme fällt zu diesem frühen Zeitpunkt durch. In einem nächsten Schritt sollte das neue System mit mehreren Kontrollsubstanzen anhand bestimmter Maßzahlen standardisiert bewertet werden.

Auf diese Weise kann eingeschätzt werden, wie gut ein Testsystem die Situation im Organismus widerspiegeln kann. Anschließend sollte das Vorgehen mit einer großen Anzahl von Kontrollsubstanzen sowie von unabhängigen Forschungsgruppen überprüft werden.

„Auf diese Weise können Testsysteme entwickelt werden, die langfristig Tierversuche in vorklinischen Sicherheitsüberprüfungen von Medikamenten und Chemikalien ersetzen können.

Grundsätzlich wäre es aber auf Basis des aktuellen Forschungsstands fahrlässig, heute schon vollständig auf Tierversuche zu verzichten. Ein Verbot würde schließlich auch die Forschung zu Alternativmethoden diskreditieren“, so Toxikologe und IfADo-Direktor Prof. Dr. Jan Hengstler.

Induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen):

iPS-Zellen sind pluripotente Stammzellen, die durch künstliche Reprogrammierung von nicht-pluripotenten Körperzellen entstanden sind. Unter Verwendung von molekularbiologischen Verfahren ist es im Labor möglich, beispielsweise schon spezialisierte Zellen, wie etwa Hautzellen, zu pluripotenten Zellen „zurück zu programmieren“.

Zellen, die die Fähigkeit besitzen, sich in jeden Zelltyp des Körpers entwickeln zu können, bezeichnet man als pluripotent.

Die aktuelle Forschungsarbeit wurde durch das EU-Projekt „EUToxRisk“ sowie verschiedene, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekte („StemCellNet“, „LiSyM“, „LivSysTransfer“, „SysDT-Trans“ sowie „SteatoTox“) unterstützt.

. . .

Weitere Meldungen

Herbert-Stiller-Preis 2025
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Bundeshaus in Bern
Flooffy/Dodo von den Bergen via Wikimedia Commons
Tierversuche: Rückgang der Vorjahre setzt sich deutlich fort
shutterstock.com/Egoreichenkov Evgenii
Tierversuch
shutterstock.com/Egoreichenkov Evgenii
Tierversuch
Svitlana Tymoshchuk via Wikimedia Commons
Labormäuse
Rama via Wikimedia Commons

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Hier nagt nicht nur der Zahn der Zeit. Museumskäfer, Motten, Schimmel und der Klimawandel

Die Sonderausstellung im Naturhistorischen Museum Wien ist von 19. März bis 15. Juni 2025 im Saal 21 zu sehen

Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema '30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht'
ZuchtData/Steininger

Rinderzucht Austria-Seminar zum Thema „30 Jahre Nutzungsdauer in der Rinderzucht“

Damals ein Meilenstein, heute eine Selbstverständlichkeit, morgen noch modern? Das diesjährige Rinderzucht Austria-Seminar stand ganz im Zeichen der Nutzungsdauer

Hautplatte des Alligators aus Hernals
NHM Wien, Alice Schumacher

Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas

Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte

Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Rinderdatenverbund RDV, Grafik: RINDERZUCHT AUSTRIA/Kalcher

Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz

Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern

13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien

13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien

Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf

Luchsdame Elli
Alpenzoo

Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich

Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen

HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online

HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online

Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.

Tierpfleger Niklas Hörper mit den Mähnenrobben
Daniel Zupanc

Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen

Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.

Deutsche Wildtier Stiftung

Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz

Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Röntgen Hund und Katze: Thorax und Abdomen
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…
13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…
Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(06. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(03. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(07. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…