EU: Biologische Vielfalt erhalten

(21.05.2006) Die Europäische Kommission hat heute eine ehrgeizige politische Strategie aufgestellt, die den Verlust der Biodiversität bis 2010 eindämmen soll.

Zukünftig soll ein EU-Aktionsplan geeignete Maßnahmen definieren und die Zuständigkeiten der jeweiligen EU-Organe und Mitgliedstaaten festlegen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf, dass Fortschritte überwacht und in vorgegebenen Abständen bewertet werden. Die Strategie macht klar, was getan werden muss, um den Verlust der biologischen Vielfalt in der EU aufzuhalten. Ein neu geschaffener Beratungsmechanismus soll es den Entscheidungsträgern erleichtern, das vorhandene Wissen besser zu nutzen.

"Ausgestorbene Pflanzen und Tiere sind ein unwiederbringlicher Verlust für die Menschheit", sagte EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Die Vielfalt der Lebensformen und die Gesundheit der Ökosysteme seien die Grundlage für den europäischen Wohlstand. In sie müsse deshalb investiert werden. Dimas betonte, das Strategiepapier der EU-Kommission werde dazu beitragen, "alle Akteure und Ressourcen zusammenzuführen, damit wir unsere Verpflichtungen erfüllen können."

Die Kommissionsmitteilung beschreibt vier zentrale Politikbereiche: die biologische Vielfalt in der EU, die weltweite biologische Vielfalt, die Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt sowie die Wissensgrundlage. Innerhalb dieser Bereiche unterstreicht sie zehn vorrangige Ziele: unter anderem Maßnahmen für die Meeresumwelt und für eine bessere Vereinbarkeit regionaler Entwicklung mit der Natur. Auch sollen gebietsfremde Arten stärker bekämpft und die Auswirkungen des internationalen Handels verringert werden. Dazu will die EU-Kommission ausreichende Finanzmittel zur Verfügung stellen, die Partnerschaften aufbauen sowie die Öffentlichkeit sensibilisieren. Ziel ist eine Debatte über längerfristige Perspektiven für die Biodiversität.

In der EU äußert sich der Rückgang biologischer Vielfalt in Form von schrumpfender Fisch- und Wildtierbeständen, Bodenschäden und Flutkatastrophen. Der Rückgang der Biodiversität ist in mancherlei Hinsicht Besorgnis erregender als der Klimawandel: Sie ist unumkehrbar.

Die EU-Staaten haben ihren politischen Handlungsrahmen zur Eindämmung des Biodiversitätsverlusts weitgehend fertig gestellt. Natura 2000, ein EU-weites Netzwerk von Schutzgebieten deckt allerdings nicht mehr als 18 Prozent der Fläche in den alten Mitgliedstaaten ab. Es wird nun auf die neuen Mitgliedstaaten und die Meere ausgedehnt. Mit den jüngsten Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik und der Gemeinsamen Fischereipolitik werden Maßnahmen gefördert, die der Biodiversität zugute kommen. Für Forschungsarbeiten im Bereich Biodiversität gibt es beträchtliche Mittel.

Bereits im Jahre 2001 hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitglieder auf das Ziel geeinigt, den Verlust der biologischen Vielfalt bis zum Jahr 2010 einzudämmen. Nach der Hälfte dieses Zeitraums sind in der EU zwar gewisse Fortschritte erzielt worden, doch Tempo und Ausmaß, in dem die Ziele umgesetzt wurden, sind nach wie vor ungenügend. Auch eine von der UN geförderte Weltökosystemstudie kam zu dem Schluss, dass enorme Anstrengungen erforderlich sind, um das Tempo Verlust an biologischer Vielfalt bis 2010 signifikant zu verlangsamen.

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