Datenbank soll Wale schützen: Internationales Projekt präsentierte Ergebnisse an der Uni Kiel

(01.10.2013) Unvorstellbarer Lärm in unseren Meeren gefährdet das Leben von Walen und Delfinen. Schuld daran sind unter anderem Sonaranlagen auf Schiffen der Marine. Unter Federführung der Europäischen Verteidigungsagentur endet nach drei Jahren das Forschungsprojekt „Protection of Marine Mammals“ (PoMM), das Meeressäuger künftig besser vor menschengemachtem Unterwasserschall schützen soll.

Ergebnis: Eine umfangreiche Datenbank, die teilweise an der Technischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) entwickelt wurde.


Bauen eine Datenbank, die Meeressäuger vor Unterwasserlärm schützen soll: das Team des Projekts "Protection of Marine Mammals"

Das Computersystem soll Marinen helfen, Sonareinsätze zu planen, ohne das Gehör der empfindlichen Meerestiere zu schädigen. Über 200.000 Sichtungen und saisonale Karten enthält die Software, die Auskunft darüber gibt, wo sich Wale und Delfine aufhalten und wie viele es sein könnten.

Die am Aufbau der Datenbank beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und dem Vereinigten Königreich sammelten und speicherten, unter Leitung des Forschungsbereichs für Wasserschall und Geophysik der Bundeswehr, zudem charakteristische Eigenschaften von 126 Meeressäugerarten.

Die neue Datenbank enthält außerdem zahlreiche Aufnahmen von Wal- und Delfinlauten vom „Schnattern“ bis zum „Gesang“. „Mit den Lauten der Tiere haben wir automatische Klassifikationsalgorithmen entwickelt, die insbesondere gefährdete Walarten, wie zum Beispiel Schnabelwale, schnell erkennen“, sagte Professor Ulrich Heute vom Kieler Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik.

Der Klassifizierer war das Dissertationsprojekt von Heutes Doktoranden Roman Kreimeyer, der das Verfahren zusammen mit schwedischen Kolleginnen und Kollegen entwickelte und testete. Damit könnte die Besatzung eines Schiffs auf die jeweilige Spezies reagieren, wenn diese im Untersuchungsgebiet auf See entdeckt würde. „Das kann vom langsamen Hochfahren oder Reduzieren der Lautstärke bis zum Abschalten des aktiven Sonars gehen“, beschreibt Kreimeyer die Einsatzmöglichkeiten.

Auf dem Abschlussworkshop an der Uni Kiel diskutierten die PoMM-Partnerinnen und Partner auch die weiteren Schritte bis zum praktischen Einsatz der Datenbank auf Schiffen. Man war sich einig: Insbesondere die sehr aufwendige Sammlung und Bewertung von Daten und Tierlauten sollte unbedingt fortgeführt werden, um Tiere dauerhaft zu schützen.



Weitere Meldungen

Ein Freitaucher taucht zwischen 3 jungen Buckelwalen von der Größe eines Busses ab; Bildquelle: Karim Iliya

Bartenwale haben einen einzigartigen Kehlkopf entwickelt, um zu kommunizieren

Laborversuche und Computersimulationen erklären erstmals, wie Bartenwale ihre Stimme erzeugen.
Weiterlesen

Die Sprache der Wale

Die Sprache der Wale

Nachdem er den Zusammenstoß mit einem Buckelwal nur knapp überlebt hat, lässt Filmemacher Tom Mustill die Faszination nicht mehr los
Weiterlesen

Wirbel eines Buckelwals; Bildquelle: Stefan Meng

Studie zur Geschichte des europäischen Walfangs

Die Paläontologische Sammlung der Universität Greifswald spielt eine bedeutende Rolle in einer internationalen Studie zur Erforschung des europäischen Walfangs
Weiterlesen

Observer im Flugzeug; Bildquelle: Nino Pierantonio

Aktuelle Zählungen: 1,4 Millionen Wale, Delfine und Schweinswale im europäischen Atlantik

Ein internationales Forschungsteam stellte Ergebnisse des bisher umfangreichsten Projekts zu Populationsgrößen und zur Verteilung von Kleinwalen in der Nordsee, Ostsee und angrenzenden Gewässern des europäischen Atlantiks vor
Weiterlesen

TiHo

Zahnwale verwenden unterschiedliche Stimmlagen

Delfine, Schwertwal und Pottwale und andere Zahnwale jagen, kommunizieren und orientieren sich mit Hilfe ihrer Stimme
Weiterlesen

Walknochen; Bildquelle: UHH/Arvid Mentz

Studie belegt Kollision von Finnwal mit Schiff

Lebens- und Leidensgeschichte von Ausstellungsobjekt rekonstruiert
Weiterlesen

Finnwal bei den Azoren; Bildquelle: CW Azores

Projekt „eWHALE“: Walforschung mittels eDNA

Detailliertes Wissen über Wale in europäischen Gewässern wird das mit Jahresbeginn gestartete Biodiversa+ Projekt „eWHALE“ unter der Leitung von Molekularökologin Bettina Thalinger von der Universität Innsbruck liefern
Weiterlesen

Flugzeug für die Zählflüge; Bildquelle: ITAW/Anita Gilles

Internationale Walzählung gestartet

Die TiHo koordiniert die vierte internationale Kampagne zur Erfassung von Schweinswalen, Delfinen und Walen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen