Forschungsprojekt zur Rettung vom Aussterben bedrohter Flussdelphine

(18.05.2012) Gewebeproben sollen Aufschluss über Bedrohungen und geeignete Schutzmaßnahmen liefern

Bis Ende Mai 2012 führt der WWF gemeinsam mit Partnerorganisationen ein einzigartiges Forschungsprojekt zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Irawadi Delphine am Mekong durch.

Irawadi Delphine; Bildquelle: WWF
Irawadi Delphine

Gewebeproben der Säugetiere sollen Aufschluss über die größten Bedrohungsfaktoren und besten Schutzmaßnahmen der seltenen Flussbewohner liefern. Nur noch 85 Tiere leben heute auf einem 190 Kilometer langen Mekongabschnitt im Grenzgebiet zwischen Kambodscha und Laos.

„Insbesondere die hohe Sterblichkeitsraten von Jungtieren macht uns große Sorgen“, so WWF-Experte Georg Scattolin, der kürzlich das Projektgebiet besucht hat. „Wir hoffen, durch das Forschungsprojekt die Ursachen dafür herauszufinden.“

Die Gewebeproben werden mit speziellen Pfeilen von den freischwimmenden Flussdelphine aus 15 Metern Entfernung entnommen.

„Die Pfeile wurden so entwickelt, dass sie die dicke Fettschicht der Delphine nicht durchstoßen und die Tiere nicht beeinrächtigen. Nur eine hauchdünne Gewebeprobe wird entnommen, die allerdings unzählige wichtige Informationen liefert“, so Scattolin.

Die Proben werden anschließend analysiert und geben unter anderem Aufschluss über den Genpool und die Altersstruktur der Population sowie deren Beeinträchtigung durch Umweltgifte.

„Der Einsatz von Stellnetzen, der Hauptbedrohung erwachsener Flussdelphine, ist seit kurzem durch eine Verordnung der Kambodschanischen Regierung im Irawadilebensraum verboten. Nun hoffen wir, dass uns die Forschungsergebnisse die Ursachen für die bisher unklare hohe Sterblichkeitsrate der Kälber aufzeigen.“

Der Irawadi Flussdelphin steht bereits seit 2004 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN und ist akut vom Aussterben bedroht. Eine aktuelle Bestandszählung des WWF zeigt, dass nur noch 85 Tiere im Mekong leben.

Die Flussdelfine sind bereits durch diese geringe Anzahl und den dadurch begrenzten Genpool vom Aussterben bedroht. Darüber hinaus setzen ihnen Stellnetz- und Dynamitfischerei, die Überfischung ihrer Beutetiere, Flussverbauungen und die starke Wasserverschmutzung mit Immunsystem schwächende Umweltgifte zu.

„Die Zahl der Irawadi Flussdelphine nimmt laufend ab“, so Scattolin. „Es müssen dringend weitere Schutzgebiete ausgewiesen werden.“ Der WWF setzt sich seit Jahren in einem Schutzprogramm gemeinsam mit der World Conservation Society sowie lokalen Fischereibehörden und Umweltgruppen für die Rettung des Flussdelphins ein.

Inhalte sind unter anderem Schulungen zu sanften Fischereimethoden, die Förderung alternativer Einkommensquellen für lokale Fischereigemeinden oder Bootspatrouillen zur Unterbindung illegaler Fischerei.



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