Habicht ist Vogel des Jahres 2015

(19.10.2014) Der Habicht (Accipter gentilis) wurde zum „Vogel des Jahres 2015“ von BirdLife Österreich sowie den Partnerorganisationen Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern gekürt.

Auf den Grünspecht, Vogel des Jahres 2014, folgt damit ein Greifvogel, der wie viele andere seiner Verwandten vor allem der illegalen Verfolgung ausgesetzt ist. Jahrhundertelang wurde der Habicht diffamiert als Hühnerdieb und Kleinwildjäger.


Habicht ist Vogel des Jahres 2015

Als Beutegreifer, der sich vornehmlich von Krähen, Elstern und Tauben ernährt, teilt er heute noch das Schicksal vieler Artgenossen. Nach wie vor sieht mancher Jäger im Habicht die Konkurrenz bei Niederwild und ausgesetzten Jagdfasanen. Die Vogelschutzorganisationen fordern daher eine konsequente Vorgehensweise der Behörden bei Greifvogelverfolgung und keinerlei Ausnahmegenehmigungen mehr für Abschuss oder Fang von Greifvögeln aufgrund von Behauptungen allgemeiner Schäden.

„Mit 1100 bis 1800 Brutpaaren zählt der Habicht zu den gefährdeten Vogelarten in Österreich mit einer tendenziell rückläufigen Population“, so Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife. 

Das Verbreitungsgebiet der Habichte ist breit gesteckt: von Europa über das nördliche Asien bis Nordamerika. Siebzig Prozent der europäischen Habichtpaare siedeln allerdings östlich der derzeitigen EU-Grenze vor allem im europäischen Teil Russlands.

Ursprünglich ein gesamteuropäisch häufiger Brutvogel, hat die Verfolgung des Habichtes durch Menschenhand lange Tradition: Bis in die 1960er Jahre war der Habicht in Europa stark rückläufig und in Großbritannien sogar ausgerottet. Jäger, Geflügel- und Taubenzüchter fingen oder schossen die Tiere geradezu unerbittlich. Erst mit einem ganzjährigen Bejagungsverbot der Greifvögel und der EU- Vogelschutzrichtlinie erholen sich die Bestände allmählich.

„Die Ampel steht für den anmutigen Vogel deswegen keineswegs auf grün – vergiftete oder illegal verfolgte Habichte sowie andere Greifvögel sind auch bei uns nach wie vor trauriger Alltag“, bringt Pfiffinger die prekäre Lage der heimischen sowie der europäischen Greifvögel auf den Punkt.

Habicht: wenig stimmfreudige Waldbewohner mit der Eigenschaft zum Schnellstarter

Wer den Akrobat der Lüfte beobachten möchte braucht Geduld. Außerhalb der Brutzeit sind Habichte kaum zu hören. Der Waldvogel führt ein eher verstecktes Leben. Oft ist er nur für Sekunden während seiner Jagdflüge zu sehen.

Nur selten kreist er über seinem Revier oder ist bei der Jagd im Sturzflug zu beobachten. Seine kraftvolle Muskulatur macht ihn zum rasanten Schnellstarter und Überraschungsjäger: Kurze Flügel verleihen ihm eine besondere Wendigkeit, sodass er vor allem auch im dichten Unterholz jagen kann.

In der Größe ist er mit einem Bussard vergleichbar, wobei das Habicht –Männchen deutlich kleiner als das Weibchen ist. Typisch sind der helle Überaugenstreif und die gelb bis orange gefärbte Iris, die sich bei älteren Habichten bis ins Rubinrote steigern kann.

Lebenslange Treue: Auf Balzshow ab November folgt Verpaarung im Spätwinter

Mit sehr viel Glück und klimatisch günstigen Bedingungen können schon im November oder Dezember die spektakulären Balzflüge des Habichts vor allem in ausgedehnten Waldgebieten beobachtet werden: atemberaubende Sturzflüge und schroffe Wendungen bieten dann ein einmaliges Naturschauspiel.

Hat sich ein Habichtpaar gefunden, baut es seinen Horst in der Astgabel eines hohen Baumes. Die Horste können einen Durchmesser bis zu 1,30 Meter erreichen und werden mehrfach benützt. Habichtpartner bleiben ein Leben lang zusammen und sind sehr reviertreu.

Taubenkiller und Menschenfreund in europäischen Metropolen

Auf dem Land seit Jahrhunderten als Jäger verfolgt, scheu und kaum zu sehen. Anders in der Stadt. Als urbaner Anpassungskünstler ist er seit den 1980er Jahren in einigen Parkanlagen und waldreichen Stadtrandlagen in Berlin, Hamburg, Kiew und Moskau heimisch geworden.

Entgegen seinem Ruf als scheuer Waldbewohner, lässt es sich als Habicht offensichtlich im Trubel der Großstadt gut leben. Mit ganzjährig gesichertem Nahrungsangebot von Straßentauben, Krähen und Elstern und keiner unmittelbaren Verfolgung wurden in Berlin zuletzt 100 Brutpaare gezählt.

„Auf den Taubenjäger in der City müssen wir derzeit in Österreich noch warten, wir sind aber sehr gespannt was die Zukunft bringen wird“, so Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.



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