Der Mensch im Stall: Tierschutzgesetzgebung ist nicht alles

(01.03.2015) Was ist in der Tierhaltung richtig, was falsch? Tiergesundheitsverordnung, Tierarzneimittelrecht, Tierschutzgesetz - zahlreiche gesetzliche Vorschriften auf Staats- und EU-Ebene regeln den Umgang mit Tieren, Haltungsformen, Seuchenschutz und veterinärmedizinische Versorgung, Tiertransporte, das Vorgehen am Schlachthof.

Dazu kommen brancheneigene Tierwohlinitiativen. Fachgremien der Bundesländer erarbeiten - wie zum Beispiel in Niedersachsen - eigene Tierschutzpläne. Gemeinsam ist allen Regelwerken der Versuch, praktikable, dem aktuellen Wissensstand entsprechende Mindestanforderungen zu definieren.  

In vielen Punkten reicht das noch nicht aus, finden die Referenten des diesjährigen Seminars Veterinary Public Health zum Thema "Neue gesetzliche Regelungen und wirtschaftseigene Aktivitäten zur Verbesserung von Tierschutz und Tiergesundheit in der Nutztierhaltung".

Anfang Februar 2015 trafen sich dazu 290 Fachleute aus dem Tiergesundheitsbereich in Hannover.  

Stetig wird daran geforscht, wie sich Tierhaltung verbessern lässt und warum manche Herden bei formal gleicher Ausganssituation gesünder sind und mehr leisten als andere.

Dabei zeigt sich: Die schwer kontrollier- und messbare Komponente ist der Mensch im Stall.

Bauliche Gegebenheiten, Genetik und Fütterung, Klima und Jahreszeit sind nicht die ganze Tierhaltung: "Die Einstellung des Tierhalters zu den Tieren wirkt sich auf die Tiergerechtheit der Haltung aus - das ist wissenschaftlich bemerkt worden, aber noch wenig untersucht", stellte Dr. Lars Schrader heraus, Leiter des Instituts für Tierschutz und Tierhaltung des Friedrich Löffler Instituts in Celle.

Dabei betont die Gesetzgebung ausdrücklich die Verantwortung des Tierhalters und verpflichtet zu Eigenkontrollen. Doch wie dieses interne Qualitätsmanagement auf den Betrieben aussehen soll, ist in Bezug auf Betreuungsintensität und Kontrollgänge durch den Stall, nicht definiert.  

"Mastgeflügelhaltungssysteme sind standardisiert, aber nicht wie ein ordnungsgemäßer Routinedurchgang aussieht. Da sollten wir mal mit der Industrie gemeinsam überlegen: Was gehört dazu und wieviel Zeit kostet das?", sagte Professor Dr. Sabine Petermann, Leiterin des Tierschutzdienstes am Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Oldenburg.

Außerdem wünschenswert seien Sachkundenachweise, damit die Tierhalter ihr Wissen auf aktuellem Stand halten.

Regina Bartel, aid.de



Weitere Meldungen

Fleischregal ; Bildquelle: ILR/Uni Bonn

Shopping-Studie zum Tierwohl im virtuellen Supermarkt

Wie lässt sich erreichen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher beim Kauf von Fleisch stärker auf Tierwohl-Aspekte achten? Wohl nicht allein dadurch, dass man Informationen zur Haltungsform besser sichtbar macht
Weiterlesen

Maus aus dem Institut für Versuchstierkunde; Bildquelle: Karin Kaiser/MHH

Mehr Tierschutz in der Forschung

Tierversuche sind in der medizinischen Forschung mitunter nicht zu vermeiden. Bevor neue Medikamente oder Impfstoffe auf den Markt kommen, sind viele grundlegende Erkenntnisse und biotechnologische Tüftelarbeit erforderlich
Weiterlesen

Tierversuche verstehen

Kompass Tierversuche 2023

Tierversuche verstehen veröffentlichte anlässlich des Tages des Versuchstiers am 24. April dritte Auflage des "Kompass Tierversuche".
Weiterlesen

Regenbogen-Brandungsbarsch (Hypsurus caryi) ; Bildquelle: CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commoms

Weitverbreitete Arten auf dem Vormarsch

Das menschliche Handeln treibt den Wandel der Biodiversität und Veränderungen in der Zusammensetzung der Arten rapide voran. 
Weiterlesen

Universität Hamburg

Trotz des Einsatzes von KI: Welche Arten aussterben, ist nicht vorhersagbar

Viele Arten sind in aktuell von der Gefahr des Aussterbens bedroht 
Weiterlesen

Universität Hamburg

Fleischsteuer: Tierschutz überzeugt mehr als Klimaschutz

Die Fleischproduktion verursacht klimaschädliche CO2-Emissionen. Zudem leiden viele Tiere unter schlechten Haltungsbedingungen
Weiterlesen

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

Maike Frye hat 3R-Tierschutzprofessur am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) übernommen

Prof. Dr. Maike Frye hat zum 1. Januar 2023 die Professur für das Fachgebiet Refinement, Reduction, Replacement (3R-Verfahren) in der Tiergesundheit und im Tierschutz angetreten.
Weiterlesen

Auch Trockene Sandheiden gehören zu den Biotopen, die in Hamburg anzutreffen sind; Bildquelle: Christiane Buchwald

Biotopdaten helfen, eine Wissenslücke zur Artenvielfalt zu schließen

Die Daten aus Biotopkartierungen können dabei helfen, die Forschung zur Artenvielfalt voranzubringen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen