VET-MAGAZIN logo
Rettungsinseln für Wildbienen: Die Bedeutung von Steinbrüchen
Annemarie Wurz
Weltweit größtes Doppelschleichen-Fossil entdeckt
Jaime Chirinos
Der Alpenschneehase ist das Tier des Jahres 2025
Stefan Huwiler
Der Alpenschneehase ist das Tier des...
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in der Arktis
BBC
Vorkommen von Blau- und Finnwalen in...
Amphibienbiologie: Forschende am ISTA untersuchen das Nervensystem von Fröschen
Peter Rigaud / ISTA
«Genetische Zeitmaschine» enthüllt komplexe Kultur der Schimpansen
Tetsuro Matsuzawa
Eichhörnchen passen ihre tageszeitlichen Aktivitäten sehr flexibel an Menschen, Haustiere und Wildtiere in der Stadt an
Leibniz-IZW
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom des Afrikanischen Raubwelses
Wenzel/Nutrition & Food GmbH
Neue Studie am FBN entschlüsselt Genom...
Leberzellen in der Kulturschale: In Grün der Zellkörper der Leberzelle, in Blau die Zellkerne, in Rot das Gallenkanälchen, in welches die Leberzelle Gallensalze und Fremdstoffe ausschüttet.
IfADo
Allgemein

Tierversuche: Die Alternative aus der Kulturschale

Bis ein Medikament auf den Markt kommt, vergehen Jahre, werden hohe Millionenbeträge ausgegeben und finden viele Tierversuche statt. Fehlschläge während der Entwicklung sind keine Seltenheit.

. . .

Der häufigste Grund: Die Substanzen sind giftig für die Leber. Um das Risiko besser zu bewerten und die Zahl der Tierversuche zu reduzieren, wird an Testsystemen in der Kulturschale geforscht.

In einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung mit einem internationalen Team wird eine Methode vorgestellt, mit der in der Zellkultur das Risiko einer Substanz eingeschätzt werden kann, die Leber zu schädigen.

Entgiftungszentrale und größtes Stoffwechselorgan: Die Leber übernimmt im Körper überlebenswichtige Aufgaben. Medikamente können das Organ schädigen. Diese Leberschäden sind die häufigste Ursache dafür, dass Studien mit Arzneimittelkandidaten abgebrochen und zugelassene Medikamente vom Markt genommen oder angepasst werden müssen.

Zwar werden Medikamente zunächst in zahlreichen Tierversuchen getestet – doch ist es schwierig, das Risiko von Leberschäden für den Menschen in allen Fällen korrekt vorherzusagen.

Testsysteme aus menschlichen Leberzellen in der Kulturschale (in vitro) könnten eine Alternative zu Tierversuchen in der toxikologischen Risikobewertung sein.

Allerdings können Forschende mit den bislang entwickelten Zellsystemen nicht immer treffsicher bestimmen, ob eine Substanz für den Menschen lebertoxisch oder harmlos ist. Bisher kann zudem in der Kulturschale nur gemessen werden, welche Konzentrationen einer Substanz die Zellen schädigt.

Wissen möchte man aber, welche Menge ein Mensch zu sich nehmen kann, ohne dass es zu giftigen Wirkungen kommt, beziehungsweise ab welcher Dosis es gefährlich wird. Ein internationales Team unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo) hat nun eine Methode entwickelt, mit der die Leistungsfähigkeit von in-vitro-Testsystemen verbessert werden kann.

Messbare Anhaltspunkte für Optimierung des Testsystems

Um Testsysteme zu optimieren, kann an unterschiedlichen Stellschrauben gedreht werden. Denn es werden zahlreiche Parameter in der Zellkultur erfasst, zum Beispiel ob wichtige Funktionen gestört sind, wie die Produktion von Proteinen.

Bislang konnte aber nicht zuverlässig beurteilt werden, welche Parameter in Zellsystemen am besten geeignet sind, um die Situation im Organismus abzubilden.

Um das zu ändern, werden in der aktuellen Forschungsarbeit geeignete Maßzahlen vorgeschlagen: Mithilfe dieser mathematischen Methoden kann u.a. berechnet werden, welche der zahlreichen Parameter die beste Unterscheidung von lebertoxischen und nicht-toxischen Substanzen ermöglichen.

Die Forschenden untersuchten zunächst 28 Trainingssubstanzen mittels im Labor kultivierten, menschlichen Leberzellen. Dabei war bekannt, ob die jeweilige Substanz für den Menschen lebertoxisch wirkt oder nicht, sowie bei welcher Dosis das Risiko einer Leberschädigung besteht.

Die neuen mathematischen Methoden gaben Hinweise, wie eine Unterscheidung toxischer und nicht-toxischer Substanzen am zuverlässigsten gelingt.

„Es zeigte sich beispielsweise, dass eine Inkubationszeit der Substanz auf die Zellen von 48 Stunden die besten Ergebnisse ermöglichte und dass nur bestimmte Gene für eine Beurteilung hilfreich waren“, erklärt Wiebke Albrecht, Studienautorin und IfADo-Doktorandin.

Mit diesem Wissen wurde das Testsystem optimiert: Alle lebertoxischen Substanzen wurden anschließend richtig erkannt. Bei zwei nicht toxischen Substanzen gab das System hingegen falschen Alarm.

„Nach dieser Optimierungsphase haben wir weitere Stoffe getestet, alle wurden richtig eingestuft. Um herauszufinden, wie zuverlässig das System wirklich funktioniert, müssen wir noch mehr Substanzen untersuchen“, so Albrecht.

Das langfristige Ziel: Substanzen, die bereits in der Zellkultur bei beabsichtigten Therapiedosen toxisch wirken, würden vor einer weiteren Medikamentenentwicklung ausgeschlossen und müssten somit nicht mehr am Tier getestet werden.

Maschinelles Lernen unterstützt bei Datenverarbeitung

Mit dem Testsystem konnten die Forschenden zudem für eine ihnen unbekannte Substanz bestimmen, welche Menge der Mensch täglich ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen kann.

Ein Computerprogramm half aus der niedrigsten, in der Zellkultur toxischen Konzentration sowohl die Dosis, die oral aufgenommen beim Menschen Schaden anrichten werden, als auch die für Menschen verträgliche Aufnahmemenge zu berechnen. Dabei berücksichtigte das Programm, wie der menschliche Organismus eine Substanz verarbeitet.

„Wir sind mit unserem in-vitro-System auf ähnliche Aufnahmemengen gekommen, die bisher nur auf Basis von aufwendigen Fütterungsstudien an Tieren gewonnen werden“, sagt IfADo-Studienautor Tim Brecklinghaus. „Allerdings müssen wir viele weitere Substanzen untersuchen, um zu verstehen, wie exakt die neue Methode ist.“

An der aktuellen Publikation sind 47 internationale Forschende sowie Vertreterinnen und Vertreter von Bundesbehörden und Unternehmen unter Federführung der Technischen Universität Dortmund und des IfADo beteiligt gewesen. Die Studie wurde im Journal „Archives of Toxicology“ veröffentlicht.

Unterstützt wurde die Forschungsarbeit durch die EU-Projekte „EUToxRisk“ und „TransQST“, den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (CP16/00097) sowie verschiedene, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekte („StemCellNet“, „LiSyM“, „LivSysTransfer“, „InnoSysTox“ (auch EU-gefördert)).

Publikation

Albrecht, W., Kappenberg, F., Brecklinghaus, T. et al.:

Prediction of human drug-induced liver injury (DILI) in relation to oral doses and blood concentration .

Arch Toxicol (2019). doi: 10.1007/s00204-019-02492-9 (Open Access)

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Fachtierarzt für Chirurgie Kleintiere

Neu in Österreich: Fachtierarzt für Chirurgie Kleintiere

Ende November 2024 fiel in der Delegiertenversammlung der Tierärztekammer die Entscheidung zur Etablierung eines Fachtierarzttitels für Chirurgie Kleintiere

HUNDERUNDEN

HUNDERUNDEN #33

Die neue Ausgabe des Fachmagazins HUNDERUNDEN 33 ist gedruckt und freut sich auf Leser:innen in Deutschland, Österreich und der Schwei

Charity Event Paradisium zugunsten der ARGE Papageienschutz
ARGE Papageienschutz

Charity Event Paradisium zugunsten der ARGE Papageienschutz

Eine Gruppe Studierender der FHWien der WKW lädt herzlich zum Charity-Event Paradisium am 10. Dezember 2024 in der Hannelore Bar & Living Room ein

Die Flugroute von Kaiseradler Rudi seit Juni 2023
BirdLife Österreich

Vom Weinviertel bis Griechenland: Die faszinierenden Reisen österreichischer Kaiseradler

Vor 26 Jahren kehrte der Kaiseradler nach über 200 Jahren Abwesenheit als Brutvogel nach Österreich zurück

Ein erster Klient freut mit Cordula Leidler (m.) und Eva Wistrela-Lacek (r.)
VET-MAGAZIN/Thomas Zimmel

CoolinePharma unterstützt die "neunerhaus Tierarztpraxis"

Mit einer Spende von mehr als 300kg hochwertiger Calibra-Diätnahrung überraschte Cordula Leidler von CoolinePhrama die Kollegen von der "neunerhaus Tierarztpraxis"

Bekassine
Michael Dvorak

Lichtblick für stark bedrohte Vogelart: Artenschutz-Maßnahmen für die Bekassine im Ibmer Moor greifen

Land OÖ, BirdLife Österreich, Blühendes Österreich und Lesser Stiftung für Naturschutz schützen den größten Moorkomplex Österreichs und die Bekassine

Insgesamt 14 Esel konnten jetzt von Gut Aiderbichl gerettet werden
Gut Aiderbichl

Animal Hoarding: Dramatische Eselrettung

Vernachlässigt und schmerzgeplagt: 14 Esel aus einem Animal Hoarding Fall werden auf Gut Aiderbichl Henndorf und Scholen/Deutschland versorgt

Das mit dem PR Report Award 2024 in der Kategorie 'Politische Kommunikation' ausgezeichnete Betreuungsteam von Sharkproject in der Agentur Skills (Philipp Grüll (rechts), GF Jürgen Gangoly (mitte) und die Moderatorin der PR Report Awards 2024, Susanne Schöne (links)
Berlin-Eventfotograf.de

PR-Report Award 2024 in Berlin: Sharkproject Austria und Skills I Team Farner gemeinsam ausgezeichnet

Besondere Anerkennung durch die internationale PR- und Kommunikationswirtschaft: Der Gold Award der International Public Relations Association (IPRA) und der renommierte deutsche "PR-Report Award 2024" in der Kategorie "Politische Kommunikation" gingen in diesem Jahr an Sharkproject und die Agentur Skills I Team Farner

Dr. Otto Fischer am Benefizabend 'Nacht der Kinder 2013'

"Nacht der Kinder" für Future for Kids an der Vetmeduni Vienna

Der Verein Future for Kids - Zukunft für Kinder in Ruanda lädt am 6. Dezember 2024 zum Charity Event "Nacht der Kinder" ein.

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Textbook of Small Animal Pathophysiology
Textbook of Small Animal Pathophysiology
(06. Dez 2024) The comprehensive overview of the essential discipline of...
Faszientherapie beim Hund
(29. Nov 2024) Das osteopathisch versierte Autorenteam Barbara Welter-Böller, Maximilia...
Bevor du vor die Hunde gehst
(21. Nov 2024) Mental gesund durch den Praxisalltag - von Tierärztin...
Warum Hunde uns zu besseren Menschen...
(14. Nov 2024) Kurt Kotrschal über die Mensch-Hund-Verbindung, wissenschaftliche Erkenn...
Jetzt neu vom Purina Institut: deutsche...
(08. Nov 2024) Kostenloses Nachschlagewerk für Veterinärteams mit praktischem Ernährung...
Handbuch der Geriatrie bei Hund und...
(03. Nov 2024) Unsere Haustiere erreichen ein zunehmend höheres Lebensalter. Die...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

Hill's Global Symposium 2024
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25,...
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....
Registration opens for Companion Animal Nutrition...
(29. Mär 2024) The annual Purina Institute Companion Animal Nutrition (CAN)...

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

Die Superpower von Katzen und Hunden in unserem Leben
Royal Canin Foundation
Die Superpower von Katzen und Hunden...
(08. Nov 2024) Wir feiern die internationale Woche der Mensch-Tier-Beziehung mit...
MSD & FVE Stipendienprogramm 2024
(17. Okt 2024) MSD Tiergesundheit und FVE stellen 34 Stipendien in...
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen...
(10. Okt 2024) Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife...
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Verleihung des Förderpreises 2022/2023 der H....
(17. Jul 2024) Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der H....