Zell-Netzwerk soll Tierversuche ersetzen
Spätestens seit der EU-Chemikalienverordnung REACH werden Ersatzmethoden für Tierversuche dringend benötigt. Ein vielversprechendes Verfahren haben Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund gemeinsam mit dem Nachbarinstitut IfADo (Leibniz-Institut für Arbeitsforschung) entwickelt
Bereits im letzten Jahr stellten sie den Network Formation Assay (NFA) vor, mit dem sie schnell und einfach Nervengifte testen können. Nun wollen sie im Rahmen eines BMBF-Projektes (Start: 1. Juni) ihre Methode als Ersatzmethode für Tierversuche etablieren.
Tiere sind keine Menschen: Diese leidvolle Erfahrung mussten schon viele Wissenschaftler machen, die vielversprechende Medikamente an Tieren getestet hatten und dann feststellten, dass der Mensch ganz anders darauf reagiert.
Tierversuche sind also nicht nur aus ethischer Sicht fragwürdig, sondern haben oft eine geringe Aussagekraft. Die Forschung braucht Alternativen, und spätestens seit der EU-Chemikalienverordnung REACH ist das Problem dringlich geworden: Zehntausende Substanzen müssen neu getestet werden – mangels Ersatzmethoden wohl wieder an Tieren. Schnelle und tierversuchsfreie Testsysteme wären daher von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft.
Eine vielversprechende Methode haben Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund gemeinsam mit dem Nachbarinstitut IfADo (Leibniz-Institut für Arbeitsforschung) entwickelt: Bereits im letzten Jahr stellten sie den Network Formation Assay (NFA) vor, mit dem sie schnell und einfach Nervengifte testen können. Nun wollen sie ihre Methode als Ersatzmethode für Tierversuche etablieren und konnten dafür Gelder beim BMBF einwerben: Das Ministerium wird das Projekt drei Jahre lang mit insgesamt 760.000 Euro fördern. Losgehen soll es am 1. Juni.
Der NFA beruht auf einem Mikrochip, auf dem die Wissenschaftler um Jonathan West menschliche Nervenzellen wachsen lassen. Die Oberfläche des Chips ist so behandelt, dass die Zellen sich nur an bestimmten Punkten ansiedeln können; so erzeugen sie ein regelmäßiges Sechseckmuster. Wenn die Nervenzellen wachsen, bilden sie Fortsätze zu ihren Nachbarn aus. Dank der regelmäßigen Anordnung können diese Fortsätze in einem standardisierten Verfahren gemessen werden.
Werden die Zellen einem Nervengift ausgesetzt, wird die Vernetzung der Zellen gestört. Daraus leiten die Wissenschaftler die Neurotoxizität eines Stoffes ab. Jonathan West erklärt: „Mit dieser Methode lässt sich ein Neurotoxin-Screening auf die Dauer von wenigen Stunden verkürzen. So kann man in kurzer Zeit eine große Zahl an Substanzen auf ihre neurotoxische Wirkung hin testen.“
Seit der ersten Veröffentlichung im vergangenen Jahr haben West und seine Kollegen bereits die neue Chip-Generation entwickelt, auf der zwischen den Andockstellen mikrometerbreite Spuren für die Zellfortsätze verlaufen. Dadurch wachsen die Zellen noch regelmäßiger. Nun geht es darum, diesen Chip für die Anwendung fit zu machen: Bisher arbeiteten die Wissenschaftler mit so genannten Neuroblastom-Zellen, die sich zwar fast wie Nervenzellen verhalten, aber nur eine Art Vorstadium richtiger Nervenzellen darstellen.
Um als vollwertige Ersatzmethode zu gelten, muss der Chip jedoch auch mit voll entwickelten Neuronen funktionieren. „Richtige Nervenzellen sind allerdings viel empfindlicher als Neuroblastom-Zellen“, sagt Jonathan West. „Daher müssen wir die Umgebungsbedingungen auf dem Chip an die Bedürfnisse der Neuronen anpassen, damit sie überhaupt wachsen.“
Das ISAS-Team kooperiert auch bei diesem Projekt wieder mit dem IfADo, das schon an der ersten Entwicklung des Chips beteiligt war. Außerdem konnten die Forscher die Firma Schott als Industriepartner ins Boot holen; deren Produktgruppe Nexterion stellt Spezialgläser für Microarrays her und wird daher das Material für die Nervenzell-Chips liefern.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…Manual of Clinical Procedures in Pet…
(1. Mai. 2025) Easy-to-follow step-by-step techniques for common clinical procedures in…Esel- und Maultierkrankheiten
(22. Apr. 2025) Erstes deutsches Fachbuch zum Thema Esel- und Maultierkrankheiten…Das stille Sterben der Natur
(17. Apr. 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…Es war einmal das Huhn
(9. Apr. 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr. 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
