Mehr Tierschutz in der Forschung
Tierversuche sind in der medizinischen Forschung mitunter nicht zu vermeiden. Bevor neue Medikamente oder Impfstoffe auf den Markt kommen, sind viele grundlegende Erkenntnisse und biotechnologische Tüftelarbeit erforderlich.
Außerdem müssen im Labor entwickelte Medikamente und Impfstoffkandidaten vor ihrer Zulassung auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet werden. Bevor dies an freiwilligen Testpersonen erfolgt, sind in den Phasen davor Tests mit Versuchstieren immer noch unumgänglich.
Um deren Dasein im Dienst der Wissenschaft so gut wie möglich zu gestalten, untersucht die Forschungsgruppe (FOR) 2591 „Belastungseinschätzung in der tierexperimentellen Forschung“ seit 2017 an insgesamt acht wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland und der Schweiz, wie die Belastungen von Versuchstieren erkannt, verringert oder sogar ganz vermieden werden können.
Der Verbund unter der Leitung von Professor André Bleich, PhD, Leiter des Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), und Professor Dr. René Tolba, Direktor des Instituts für Versuchstierkunde an der Uniklinik RWTH Aachen, hat eine Art Methoden-Werkzeugkiste entwickelt, die nun auf ihre Eignung in der breiten Anwendung überprüft werden soll.
Dafür verlängert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die FOR 2591 nun bereits zum zweiten Mal und unterstützt sie für weitere zwei Jahre mit insgesamt rund 3,8 Millionen Euro. Davon erhält die MHH rund 1,6 Millionen Euro.
Belastung objektiv messen und beurteilen
„Wir standen bislang vor dem Problem, dass viele Methoden, Belastungen der Versuchstiere zu minimieren, vor allem nach individueller Erfahrung und Bauchgefühl getroffen werden mussten“, sagt Professor Bleich. In 13 wissenschaftlichen Einzelprojekten beschäftigt sich der Verbund damit, wie Schmerz, Stress und andere Leiden und Schäden bei Versuchstieren objektiv festgestellt und gemessen werden können.
Dafür mussten die Forschenden zunächst ermitteln, welche Messgrößen überhaupt geeignet sind, um Belastungen bei den Tieren zu erfassen. Außerdem wurden Formeln erstellt, mit denen aus den Messgrößen eine Aussage über den Schweregrad der Belastung abgeleitet werden kann.
Die verschiedenen Messmethoden und Beobachtungen aus allen Einzelprojekten wurden online erfasst und in einer Übersicht zusammenführt. Daraus ist nun eine allgemeingültige, standardisierte Skala entstanden, mit der sich so unterschiedliche Messgrößen wie Körpertemperatur, Herzschlagrate oder Aktivität der Tiere beurteilen und vergleichen lassen.
„Dieses System erlaubt uns erstmals, die Bedingungen für Versuchstiere überall nach denselben Maßstäben objektiv einschätzen und verbessern zu können“, erklärt Professor Bleich.
Überprüfung in täglicher Routine
Mitunter genügt eine einfache Maßnahme, um die Tiere weniger zu belasten, stellten die Forschenden fest. So werden Mäuse an der MHH mit einer sogenannten Umsetzröhre transportiert – etwa bei einem Käfigwechsel. „Das ist für die Tiere viel stressfreier, als wenn wir sie in die Hand nehmen“, stellt Professor Bleich fest.
Doch die neu entwickelte Methoden-Werkzeugkiste enthält natürlich noch viel mehr Anleitungen für mehr Tierwohl und lässt sich nach dem Baukastenprinzip für unterschiedliche Versuchsfragen und Tiermodelle kombinieren und anwenden. „Diese Werkzeugkiste wollen wir in der neuen Förderphase nun Behörden, Gutachterinnen und Gutachtern sowie Forschenden vorstellen und gemeinsam mit ihnen kritisch überprüfen“, sagt der Wissenschaftler.
„Dann werden wir sehen, ob sie den Anforderungen in der täglichen Routine genügt oder eventuell noch durch weitere Modelle und Methoden ergänzt werden muss, an die wir noch gar nicht gedacht haben.“
„3R-Prinzip“ für mehr Tierwohl
Die Wissenschaftler wenden mit ihrem Vorhaben das „3R-Prinzip" zur Durchführung von Tierversuchen an. Es steht für „Replace" (Vermeiden von Tierversuchen durch das Finden alternativer Methoden), „Reduce" (Verringern der Zahl benötigter Tiere) und „Refine" (Verminderung der Belastung).
Die Ergebnisse, die mit den neuen Methoden erzielt werden, sollen mit den Belastungs-Schweregraden einhergehen, die in der Richtlinie des Europäischen Parlaments zum Schutz für Versuchstiere definiert sind. Die objektiven Belastungseinschätzungen seien dabei ein wichtiger Schritt, betont Professor Bleich. „Je schneller wir wissen, dass es einem Tier nicht gut geht, umso besser.“
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