Wurzelbehandlung -Endodontie - auch bei Katzen
Die häufigste Ursache für eine Wurzelerkrankung (endodontic disease) bei der Katze ist ein Trauma, also ein gebrochener Zahn.
Allgemein
Sobald die Wurzelhöhle eröffnet ist, besteht eine Infektion des Wurzelkanals (Pulpitis) durch Mundhöhlenbakterien.
Oft wandern die Bakterien über den Apex bis zum periapikalen Knochengewebe und verursachen Schmerz und Entzündung.
Meist entsteht dann eine Nekrose der Pulpa, die zwar stabil bleiben kann, aber jederzeit können Bakterien, Toxine und Entzündungsprodukte durch den Apex austreten und eine akute Entzündung des periapikalen Gewebes verursachen.
Da eine Pulpitis immer von Schmerz begleitet wird und sich lange undiagnostizierte nekrotische oder infizierte Wurzelkanäle wie beim Hund zu periapikalen Abszessen oder Fisteln entwickeln können, ist auch bei der Katze vor allem bei den Eckzähnen eine Wurzelbehandlung angezeigt.

Behandlung
Aufgrund der oft verspätet diagnostizierten Fraktur von Katzenzähnen ist die Therapie der Wahl eine sogenannte konventionelle Wurzelkanalbehandlung bei der die gesamte Pulpa entfernt wird und mit Wurzelfüllmaterial aufgefüllt wird. Als Restoration genügt bei der Katze eine Composite-Plombe. Eine Nachkontrolle mittels Zahnröntgen ist nur bei Problemen nötig.
Nur in ganz frischen Fällen bei sehr jungen Katzen, wenn im Zahnröntgen ein offener Apex festgestellt wird, soll eine partielle Wurzelextirpation mit Füllung – die sogenannte Vitalamputation durchgeführt werden.
Diese müsste aber in regelmäßigen Abständen röntgenologisch nachuntersucht werden.

Die einzige wirkliche Alternative ist die Extraktion des gebrochenen Zahnes, dies hat aber einige Nachteile:
- Vor allem die Mandible ist durch eine Extraktion sehr geschwächt, zudem kann nach Ziehen eines Unterkiefereckzahnes die Zunge einseitig raushängen und austrocknen.
- Aber auch nach Extraktion von Oberkiefereckzähnen treten oft Probleme auf. Ein fehlender Oberkiefercaninus verursacht nämlich nicht selten durch das Einfallen der Oberlippe ein Einbeißen des gegenüberliegenden Unterkiefercaninus und führt zu granulomatösen Veränderungen der Oberlippe.
Keine Wurzelbehandlung soll durchgeführt werden bei schweren systemischen Erkrankungen, hochgradigen Parodontalerkrankungen und bei der chronischen Gingiviostomatitis ("Plasmazellgingivitis”) der Katze.

Fallpräsentation
Eine etwa eineinhalb Jahre alte Katze wurde vorgestellt mit einem gebrochenen linken Unterkiefercaninus (304).
Die Besitzerin berichtete von einem Fenstersturztrauma vor einigen Wochen. Mittels einer Zahnsonde wurde die Eröffnung der Wurzelhöhle verifiziert, wobei keine Blutung der Pulpa mehr auftrat.
Die Katze wurde sediert, dann wurden Zahnröntgen des frakturierten Zahnes angefertigt. Diese zeigten einen geschlossenen Apex, wobei aber der frakturierte Zahn eine leichte periapikale Aufhellung zeigte, die eher in Folge einer leichten Subluxation als durch eine Infektion ausgelöst wurde.

Daher wurde dieser Zahn einer konventionellen endodontischen Behandlung unterzogen. Nach Erweitern der Frakturöffnung wurde nekrotisches Wurzelgewebe sichtbar, dieses wurde gleich mit einer Hedström-Feile entnommen und dann die Arbeitslänge der Feilen mittels Zahnröntgen ermittelt.
Während des Feilens wurde mit Natriumhydrogencarbonat gespült und die Wurzel anschließend gereinigt und getrocknet. Vor der Füllung wurde der Sitz des "Master-Gutta-Percha" Stiftes wiederum mittels Zahnröntgen überprüft.
Erst dann kann die Füllung mit Wurzelzement und Gutta-Percha Stiften abgeschlossen werden. Zur Sicherheit wurde vor der Restoration der coronalen Öffnung nochmals ein Zahnröntgen angefertigt, um die Dichtigkeit der apikalen Füllung zu kontrollieren. Zum Abschluß wurde dann mittels Schmelzätztechnik die äußere Öffnung mit einer Composite-Füllung geschlossen.
Dr. Gerhard Biberauer
Vet-Dental-Service; EVDS-Member
Kleintier-Ordination Mittertreffling
Tel: +43/7235/50550
www.kleintier-ordination.com
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