Zahnspitzen beim Kaninchen

(24.09.2004) Das Kaninchen Francois, männlich kastriert, 4 Jahre wurde von seiner besorgten Besitzerin aufgrund schon seit vier Tagen bestehender Inappetenz vorgestellt.

Das Tier zeigte bei der klinischen Untersuchung physiologische Parameter, die manuelle Simulation der Kieferbewegung lässt keine Stufenbildung der Zähne vermuten.

Nach Sedierung mit Domitor®/Ketamin® (0.3ml/0.15ml) und Einbringen von Oleovit® Augensalbe in beide Bindehautsäcke wurden zwei Röntgenbilder im latero/lateralen Strahlengang angefertigt.

Pathologische Verhältnisse in der Maulhöhle von Kaninchen lassen sich in 80% der Fälle röntgenologisch schlecht darstellen,  doch bei Francois ergab die bildgebende Diagnostik bereits deutliche Befunde (Hackenbildung am ersten Backenzahn im linken Oberkiefer und Spitzenbildung am letzten Backenzahn im rechten Unterkiefer). 


Irregulaere Verschattung - Hinweis auf Zahnspitze

Die Exploration der Maulhöhle unter Zuhilfenahme eines Maulspreizers ergab eine massive Spitzenbildung im Unterkiefer am schon im Röntgen auffällig gewordenen Zahn, ebenso sah man von dieser Zahnspitze verursachte ausgedehnte Läsionen an der Unterseite der Zunge.


Zahnspitze im rechten Unterkiefer

Die Spitze wurde mit einem Diamantbohrer (Meisinger "Cool & Efficient” 807) entfernt und der betroffene Backenzahn geglättet.

Dabei musste sehr vorsichtig vorsichtig vorgegangen werden, da sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein stark durchbluteter Venenplexus befindet.

Der erste Backenzahn im linken Oberkiefer war auffällig leicht zu bewegen, was den Verdacht einer durch Malokklusion bedingten Zahnfraktur erhärtete.

Bei der darauf folgenden Extraktion mit einem Hebel und unter Zuhilfenahme eines Nadelhalters konnte festgestellt werden, dass tatsächlich eine Fraktur bestanden hatte.

Das Kaninchen wurde nach dem Abschleifen und der Extraktion und da es auch die vorhergehenden Tage so schlecht gefressen hatte,  mit Schmerzmittel versorgt (Rimadyl® 0.2ml).

Danach erhielt Francois 0.15ml Antisedan®. Ebenso besprachen wir mit der Besitzerin die Wichtigkeit einer nagergerechten Fqtterung mit ausreichend Strukturfutter (Heu guter Qualität), Saftfutter, ste zum Benagen (ungespritzte Obstbäume, Rinden und Wurzeln).

Körnerfutter und Knabberstangen sollten unter den Haltungsbedingungen dieses Kaninchens vermieden werden, da zu viel Energie nicht nur zu Verfettung, sondern auch zu einer verringerten Aufnahme von Raufutter und damit vermindertem Zahnabrieb führt.

Mit seiner Besitzerin wurde ein erneuter Kontrolltermin  in 6 Wochen vereinbart.

Mag. Helene Widmann
email: [email protected]

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