Missing link der Zecken entdeckt

(27.04.2022) In der Fachzeitschrift Parasitology beschreibt ein Forschungsteam aus Deutschland und Südafrika, darunter Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin, eine bemerkenswerte fossile Zecke aus dem burmesischen Bernstein der Kreidezeit von Myanmar.

Khimaira fossus kombiniert den Körper einer Lederzecke mit den Mundwerkzeugen einer Schildzecke.

Museum für Naturkunde Berlin Es wurde in eine neue, ausgestorbene Familie eingeordnet und scheint ein ‚missing link‘ darzustellen, dass zu einer wahrscheinlich noch älteren Gruppe gehörte, aus der sich die Leder- und Schildzecken entwickelt haben könnten.

Zecken sind nicht gerade beliebte Tiere, aber sie sind eine faszinierende Gruppe blutsaugender Parasiten mit einem Fossilienbestand, der mindestens 100 Millionen Jahre zurückreicht. Heute kennen wir zwei Hauptgruppen. Lederzecken sind abgeflachte, weiche Spinnentiere wie die Taubenzecke und andere Arten, die häufig bei Vögeln vorkommen. Schildzecken sind robustere Tiere und umfassen die Zecken, die normalerweise bei Hirschen, Schafen und sogar Haustieren und Menschen zu finden sind.

Zecken sind heute mit 905 Arten vertreten, die sich alle ausschließlich von Wirbeltierblut ernähren. Einige sind als Krankheitsüberträger von medizinischer oder landwirtschaftlicher Bedeutung.

714 Arten werden als Schildzecken in der Familie Ixodidae klassifiziert, 190 als Lederzecken in der Familie Argasidae, und es gibt eine einzige ungewöhnliche Art aus Südafrika, die in eine eigene Familie gestellt wird.

Die Frage, wann sich Zecken zum ersten Mal entwickelt haben und aus welcher Milbengruppe sie hervorgegangen sind, bleibt ungelöst.

Die ältesten Zecken stammen aus dem ca. 100 Millionen Jahre alten Burmesischen Bernstein aus Myanmar.

Der Bernstein beinhaltet eine faszinierende Mischung rezenter und ausgestorbenen Zecken-Gruppen, darunter auch. eine bemerkenswerte neue fossile Zecke, die den weiche Körper einer Lederzecke mit den großen, nach vorne ragenden Mundwerkzeugen einer Schildzecke zu kombinieren scheint.

Die Autor:innen nennen das Tier Khimaira in Anlehnung an die Chimäre: ein mythisches Monster, das Körperteile verschiedener Tiere kombiniert.

Molekulare Daten deuten darauf hin, dass sich Schild- und Lederzecken wahrscheinlich viel früher evolutiv voneinander getrennt haben, vielleicht schon vor 290 Millionen Jahren. Das neue Bernsteinfossil könnte daher ein später Überlebender einer ausgestorbenen Gruppe sein, aus der sich die beiden Hauptfamilien, die wir heute kennen, entwickelt haben.

Die gleiche Veröffentlichung beschreibt auch das älteste Exemplar der Schildzeckengattung Ixodes, einer Gruppe, die zuvor aus dem viel jüngeren baltischen Bernstein bekannt war. Zu den lebenden Ixodes-Arten gehören mehrere Zecken von medizinischer Bedeutung, wie der gemeine Holzbock hier in Europa.

Das neue Fossil ist von besonderem Interesse, da es anscheinend eng mit lebenden australischen Arten verwandt ist. Es trägt zu einer laufenden Debatte darüber bei, ob die in Burmesischem Bernstein gefundenen Arthropoden ihren Ursprung in Asien oder Australien haben.

Eine Hypothese besagt, dass Burmesischer Bernstein auf einer Insel abgelagert wurde, die von der Nordküste Australiens abbrach. Andere in diesem Artikel beschriebene Fossilien umfassen eine andere Zeckenart, Cornupalpatum burmanicum, bei der ein erwachsenes Weibchen mit einer Feder in Verbindung gebracht wird, was darauf hindeuten könnte, dass Erwachsene dieser Zecken sich von Vogel oder gefiederten Dinosauriern ernährten.

Haftungsausschluss: Die Autor:innen erkennen den aktuellen gesellschaftspolitischen Konflikt im Norden Myanmars an, der 2017 wieder aufflammte. Sie haben ihre Recherche auf Material aus der Zeit vor diesem Konflikt beschränkt. Die Autor:innen hoffen, dass diese Forschung das Bewusstsein für diesen aktuellen Konflikt und das damit verbundenen menschliche Leid schärfen wird.

Publikation

Chitimia-Dobler, L., Mans, B.J., Handschuh, S. & Dunlop. J. A. (2022) A remarkable assemblage of ticks from mid-Cretaceous Burmese amber. Parasitology 149, 820–830.





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