Bayreuther Forscher*innen arbeiten interdisziplinär an der Aufklärung über die Asiatische Tigermücke

(06.06.2023) Der Klimawandel fördert die Ansiedlung nicht heimischer Stechmücken und Erreger in Bayern. An der Universität Bayreuth forschen Wissenschaftler*innen in einem interdisziplinären Projekt an einem Warnsystem, das je nach Risiko unterschiedliche Verhaltensempfehlungen sowie Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung aufzeigen wird.

Der Fokus liegt dabei auf dem West-Nil-Virus, das durch heimische Stechmückenarten übertragen werden kann, und dem Chikungunya Virus, das von der Asiatischen Tigermücke übertragen werden kann.

Universität Bayreuth Das Verbundprojekt Klimawandel und Gesundheit (VKG II), als interdisziplinäres Kooperationsprojekt des Lehrstuhls Biogeografie mit dem Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften (IMG) der Universität Bayreuth, befasst sich mit der (Weiter-)Entwicklung, Evaluation und Validierung eines Warnsystems für von Stechmücken übertragene Krankheiten.

Das Projekt startete am 1. Juni 2022 und wird von den Bayerischen Staatsministerien für Gesundheit und Pflege (StMGP) sowie für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) gefördert. Projektverantwortliche sind Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein, Dr. Stephanie Thomas (Lehrstuhl Biogeografie) und Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel (IMG). Grundlagen für das Warnsystem wurden in einem Vorgängerprojekt entwickelt und beleuchten, welche klimatischen Veränderungen die Übertragung von Viren durch Stechmücken beeinflussen.

Der Fokus liegt hierbei auf der Viruserkrankung West-Nil-Fieber, das in Deutschland erstmals 2019 bei Menschen aufgetreten ist.

Am Lehrstuhl Biogeografie wurde nun ein Modell zur Ausbreitung des West-Nil-Fiebers entwickelt, das in ersten Ergebnissen neben den bekannten Gebieten der Übertragung in Ostdeutschland auch Gebiete in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinlandpfalz und in Nordrhein-Westfalen aufzeigt.

„Dort könnten durchaus in den nächsten Jahren Fälle bei Vögeln auftreten, die dann - wie im Fall Ostdeutschlands – Vorboten des Auftretens beim Menschen sind“, sagt Dr. Stephanie Thomas.

Auf der Grundlage sehr hochaufgelöster Umweltdaten wird der Lehrstuhl Biogeografie außerdem Gebiete aufzeigen, die für eine Ansiedlung der Asiatischen Tigermücke geeignet wären. Dazu werden auch die Temperaturdaten aus Klimawandelprojektionen im innerstädtischen Umfeld eingebunden.

 „Damit sollen Mückenmonitoring und -kontrollprogramme unterstützt werden“, sagt Thomas.

Innerhalb des Projekts übernimmt das IMG die Aufgabe, eine Beurteilung des zukünftigen Warnsystems durch Ärzt*innen, vulnerable Personen und Fachexpert*innen einzuholen. Die Ergebnisse ermöglichen dann, das Warnsystem an die Bedürfnisse dieser Gruppen, anzupassen.

Zudem wird überprüft, wie anwenderfreundlich die Online-Plattform ist. Es soll analysiert werden, wie oft und inwieweit sich Ärzt*innen und die Bevölkerung über durch Stechmücken übertragene Infektionskrankheiten informieren und wie dies durch das Warnsystem optimiert werden kann.

Das IMG soll darüber hinaus als Vermittler in der Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst fungieren, was gerade für die Entwicklung eines allgemein verständlichen Score-Systems wichtig ist.

Ein einheitliches Ampel-Warnsystem dient hierbei als Vorbild und soll die Nutzer*innen über das lokale Infektionsrisiko für bestimmte Zoonosen - Krankheiten, die auf natürliche Weise von Wirbeltieren auf Menschen übertragbar sind - informieren.

Daraus resultieren je nach Risiko und Warnstufe unterschiedliche Verhaltensempfehlungen sowie Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung.



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