NABU und LBV: Afrikanischer Graupapagei sieht rot

(14.07.2006) Der afrikanische Graupapagei, weltweit einer der beliebtesten Käfigvögel, ist zunehmend durch den Handel mit Wildvögeln gefährdet. Die Art nimmt in den meisten der 23 Länder, in denen er vorkommt, stark ab und dürfte deshalb bald auf der roten Liste der bedrohten Vögel in die Kategorie *vom Aussterben bedroht" eingestuft werden.

Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) fordern deshalb die EU auf, den i.R. der Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe verfügten Importstopp für Wildvögel nicht aufzuheben.

Am 07.07.06 hat ein Treffen der CITES (Washingtoner Artenschutzabkommen) - Arbeitsgruppe begonnen, bei dem der Handel mit afrikanischen Graupapageien überprüft wurde.

Dies ist das dritte Mal, dass man durch die Abnahme der Bestandszahlen gezwungen ist, die Handelquoten neu zu bewerten. Die RSPB, britischer BirdLife - Partner von NABU und LBV, hat festgestellt, dass die existierenden Handelskontrollen viel zu schwach sind.

Europa importiert 93 Prozent aller in der CITES - Vogelliste aufgeführten weltweit gehandelten Arten. Die BirdLife-Verbände fordern die EU-Mitgliedstaaten deshalb dringend auf, den immer stärker angewachsenen Handel mit Wildvögeln zu verbieten, solange nicht belegt wird, dass die Bestände nachhaltig gesichert sind.

Die EU stoppte den Handel, nachdem vergangenes Jahr in einer englischen Quarantänestation importierte Wildvögel an dem Vogelgrippe - Virus H5N1 starben. Die Zahl der geschmuggelten Vögel ist seitdem nicht angestiegen, und die RSPB schätzt, dass dieser Stopp mehr als eine Million Wildvögel vor dem Leben im Käfig bewahrt hat.

Der afrikanische Graupapagei ist eine von wenigstens 3000 Vogelarten, die als Haustiere gehandelt werden dürfen. CITES-Statistiken zeigen auf, dass zwischen 1994 und 2003 nahezu 360.000 afrikanische Graupapageien legal gehandelt wurden. Aber diese Zahlen enthalten nicht die geschmuggelten Vögel und beinhalten auch nicht die abertausende von Vögeln, die sterben, bevor sie in der Tierhandlung ankommen.

Bei einigen Arten macht das mehr als 60 Prozent aus! Im Übrigen profitiert die einheimische Bevölkerung selten vom Export der Vögel aus ihren Ländern. Der Profit wird von den Importeuren und ihren Mittelsmännern gemacht.
Zudem eignen sich in Gefangenschaft ausgebrütete Papageien besser als Haustiere, da sie besser an das Leben im Käfig angepasst sind als Wildfänge.

Die Bundesregierung und die Regierungen der anderen EU-Mitgliedstaaten sollten alles in ihrer Macht Stehende tun, um ein dauerhaftes Handelsverbot zu erwirken, zumal gerade in Deutschland und Großbritannien mehr als 90 Prozent der Menschen den Handel mit Wildvögeln ablehnen.

Ausführliche Hintergrundinformationen unter www.NABU.de und www.lbv.de

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