Anfangsinvestition der Mutter in ihre Eier macht Zebrafinken-Männchen besonders schön.

(30.09.2011) Ein schweizerisch-australisches Forschungsteam unter der Leitung von Evolutionsökologen der Universität Zürich widerlegt die Theorie von den genetisch attraktiven «Supermännchen».

Zebrafinken-Männchen mit charakteristischem Brust- und Wangenschmuck
Zebrafinken-Männchen mit charakteristischem Brust- und Wangenschmuck
Wie die meisten Vögel ziehen auch australische Zebrafinken ihre Jungen als Paar auf. Doch nicht immer ist der soziale Vater auch tatsächlich der Erzeuger: Die Weibchen paaren sich, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, auch mit anderen Männchen. Interessanterweise unterscheiden sich die Nachkommen der verschiedenen Väter.

Wie Evolutionsökologen der Universität Zürich zusammen mit Biologen der Macquarie University in Sydney herausfanden, sind mit Männchen ausserhalb der Paarbeziehung gezeugte Söhne schöner: Ihr farbiger Federschmuck ist ausgeprägter als jener der genetischen Nachkommen des verpaarten Männchens.

Einmalige Sexualpartner sind nicht attraktiver

Bislang ging man davon aus, dass solche qualitativen Unterschiede in den Nachkommen daher rühren, weil sich die Weibchen zusätzlich mit besonders attraktiven und damit genetisch besonders wertvollen Männchen ausserhalb der Paarbeziehung paaren.

Jetzt widerlegen Barbara Tschirren, Professorin für Evolutionsökologie an der Universität Zürich, und ihr Team die Theorie von den speziell guten Vererbern und den attraktiven «Supermännchen».

Wie die Wissenschaftler in dem in den «Proceedings of the Royal Society B» veröffentlichten Artikel zeigen, unterscheiden sich das verpaarte Männchen und der einmalige Sexualpartner nicht in ihrer Farbenpracht. Der einmalige Sexualpartner ist also weder schöner noch genetisch wertvoller als das Männchen aus der Paarbeziehung.

Zuerst gelegte Eier sind bevorzugt

Die schönen Söhne haben ihren Ursprung nicht wie bisher vermutet in den guten Genen des Vaters, sondern in der mütterlichen Anfangsinvestition in die Eier.

Wie Tschirren zeigen kann, nimmt die mütterliche Investition pro Ei innerhalb der Legesequenz stetig ab. In die ersten Eier werden von der Mutter noch sehr viele Nährstoffe und Hormone eingelagert – diese Eier sind auch grösser als die des restlichen Geleges.

Diese Bevorzugung der zuerst gelegten Eier bzw. zuerst geschlüpften Jungtiere durch das Weibchen macht Sinn, da diese Nachkommen eine wesentlich höhere Überlebenschance als später geschlüpfte haben.

«Männchen konkurrenzieren sich gegenseitig, die ersten Eier in der Legesequenz eines Weibchens befruchten zu können, um so die Mehrinvestition des Weibchens in diese Eier für die eigenen Nachkommen auszunutzen», erläutert Tschirren die neuen Erkenntnisse.

Sie vermutet, dass es sich letztlich um eine reine Spermienkonkurrenz handelt. Männchen mit den schnellsten Spermien befruchten die am besten ausgestatteten Eier.

Literatur:
Barbara Tschirren, Erik Postma, Alison N. Rutstein, Simon C. Griffith: When mothers make sons sexy: Maternal effects contribute to the increased sexual attractiveness of extra-pair offspring, in: Proceedings of the Royal Society B, 28. September 2011, DOI:10.1098/rspb.2011.1543


Weitere Meldungen

Die frugivore Rotbauchdrossel (Turdus rufiventris) ist ebenfalls ein aktiver Samenverbreiter.; Bildquelle: Mathias Pires

Tropische Wälder brauchen zur natürlichen Regeneration fruchtfressende Vögel

Fruchtfressende Vögel spielen eine wichtige Rolle in den Waldökosystemen, insbesondere im Atlantischen Regenwald in Brasilien. Wildlebende Vögel können das Kohlenstoffpotenzial in sich regenerierenden tropischen Wäldern um bis zu 38 Prozent erhöhen
Weiterlesen

Die Diversität der Vögelgenome.; Bildquelle: Bilder: Jon Fieldsa. Design: Josefin Stiller.

Mit Algorithmen die Evolution der Vögel besser verstehen

Im Jahr 2014 erschien im Fachjournal „Science“ ein Artikel über den Stammbaum der Vögel, in dem Algorithmen und Supercomputer eine wichtige Rolle für die evolutionsbiologische Forschung für alle Arten von Lebewesen zukam
Weiterlesen

Das Brutfloß für die jungen Flussseeschwalben; Bildquelle: WWF/Walther Gastinger

Brutfloß soll Überleben der Flussseeschwalbe sichern

Die letzte Brutkolonie der Flussseeschwalbe im Osten Österreichs befindet sich in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf.
Weiterlesen

Mehlschwalbe; Bildquelle: Marcel_Burkhardt

Sorgsamer Umgang mit Gebäudebrütern

Manche Vogelarten bauen ihre Nester an oder auf Gebäuden. Dabei können Interessenskonflikte zwischen den Bedürfnissen des Vogels und menschlichen Ansprüchen entstehen
Weiterlesen

Goldammer; Bildquelle: Hans Glader

Vögeln in der Agrarlandschaft gezielt unter die Flügel greifen

Die Intensivierung der Landwirtschaft hat ihren Preis: Sie macht Landschaften strukturell einheitlicher und trägt so zum Rückgang der biologischen Vielfalt bei.
Weiterlesen

Ruhr-Universität Bochum

Warum Vögel so schlau sind

Die vergleichende Arbeit der Neurowissenschaftler des Sonderforschungsbereiches „Extinktionslernen“ der Ruhr-Universität Bochum trägt auch dazu bei, das Rätsel um die allgemeinen neurobiologischen Prinzipien der Intelligenz zu lösen
Weiterlesen

Schweizerischen Nationalfonds (SNF)

Vögel stossen bei ihrer Flucht vor der Klimaerwärmung auf Berg und Meer

Eine aktuelle Studie zeigt, dass europäische Vögel, die wegen der Klimaerwärmung in kühlere Gebiete ziehen wollen, durch natürliche Hindernisse gebremst werden
Weiterlesen

Mikro-CT-Scans eines Halswirbels; Bildquelle: Senckenberg

Fossile Vogel-Halswirbel mit knotenförmigen Verdickungen

Dr. Gerald Mayr hat gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam ungewöhnliche Skelett-Strukturen verschiedener europäischer Vogel-Fossilien aus dem Eozän untersucht
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen