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Mit Netzen und Schnüren sollen Fische in ihren Winterquartieren vor Kormoranen geschützt werden.
Stefan Tanneberg/Universität Koblenz
Allgemein

Kormorane im Winter – flexible Anpassungskünstler am Gewässer

Sobald die Außentemperaturen sinken, ist der Fischfraßdruck von Kormoranen an den rheinland-pfälzischen Gewässern besonders groß, denn die Zahl der Kormorane in Rheinland-Pfalz steigt im Winterhalbjahr deutlich an.

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Das EU-Projekt ProtectFish – „Protecting threatened river fish against predation” unter der Mitwirkung von Wissenschaftler*innen der Universität Koblenz sucht nach einer Lösung dieses Problems durch Maßnahmen, die den Schutz von Fischbeständen mit dem Erhalt von Prädatoren wie dem Kormoran in Einklang bringen.

Vor diesem Hintergrund unternahm die ARGE Nister e. V. zusammen mit den Forscher*innen der Universität Koblenz den Versuch, ein wichtiges Winterquartier der Fische am Fluss Nister im Westerwald vor dem Fraß der Kormorane zu schützen.

Das Winterquartier selbst wurde mit einem Netz vor dem direkten Einflug der Kormorane geschützt. Allerdings sind diese Vögel schlau und lernen nach einer gewissen Zeit, dieses Netz zu umgehen, indem sie auf der Wasseroberfläche landen und, ähnlich einer Ente, bis in das Winterquartier paddeln.

Um den Einflug zu verhindern oder den Zugang zumindest zu erschweren, wurde daher zusätzlich eine rund 600 Meter lange Strecke oberhalb und unterhalb des Winterquartiers geschützt, indem in regelmäßigen Abständen Schnüre über den Fluss gespannt wurden. Diese vermitteln den Vögeln den Eindruck einer Barriere, sodass sie nicht in diesem Bereich landen.

Mit mehreren Wildkameras beobachten die Projektbeteiligten, ob der Schutz wirksam ist. Bisher sind noch keine Kormorane auf den Bildern der Wildkameras zu sehen. Aber ob dieser Zustand über den ganzen Winter anhält, oder ob die schlauen Vögel einen Weg zu ihrer Beute finden, werden die Wissenschaftler*innen erst im Frühling sagen können.

Fische sind im Winter einem besonders hohen Druck ausgesetzt, von Kormoranen gefressen zu werden - zu der Zeit, in der sie sich an die kälteren Temperaturen und die veränderten Umweltbedingungen anpassen müssen. Die sinkenden Wassertemperaturen verlangsamen den Stoffwechsel der Fische. Sie fressen weniger, bewegen sich kaum noch und ziehen sich in Winterquartiere wie tiefe und strömungsberuhigte Pools und Gumpen zurück. 

Hier sind sie perfekte Beute für verschiedene Fischfresser. Der Schutz von Fischpopulationen und die hohen Dichten des Kormorans insbesondere im Winter stehen daher auch in Rheinland-Pfalz im Spannungsfeld zueinander.

Denn neben den einheimischen Brutvögeln ziehen auch zahlreiche Kormorane aus nördlicheren und östlichen Regionen Europas hierher, um an eisfreien Gewässern zu überwintern. Kormorane bleiben auch im Winter aktive Jäger, sie tauchen nach Fischen, oft in Gruppen, um effizienter zu jagen.

So nutzen sie im Winter vermehrt soziale Strukturen und schließen sich in größeren Gruppen zur Nahrungssuche und an Schlafplätzen zusammen, da eine große Gruppe Schutz bietet. Außerdem reduzieren sie ihre Aktivität außerhalb der Nahrungssuche, um ihre Fettreserven zu schonen. 

Die Bewegungsmuster und das Verhalten der Kormorane hängen sehr stark von den saisonalen Bedingungen und dem Nahrungsangebot ab, was Kormorane zu flexiblen Anpassungskünstlern macht.

Der Kormoran (Phalacrocorax carbo), eine markante Vogelart, die durch ihr schwarzes und schimmerndes Gefiederkleid auffällt, ist ganzjährig entlang der größeren Flüsse wie Rhein und Mosel zu sehen, aber auch an verschiedenen kleinen Zuflüssen. Denn Kormorane ernähren sich von Fischen. 

Mit ihrem schlanken Körper, den kräftigen Schwimmhäuten und ihrem scharfen Schnabel sind sie ideal an das Leben am Wasser angepasst. Kormorane sind ausgezeichnete Taucher, die sehr geschickt Fische erbeuten können.

Zu beobachten sind sie häufig an Gewässern beim Jagen oder während sie am Ufer ihr Gefieder trocknen. Dies war nicht immer so, denn der Kormoran wurde in Deutschland insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert stark bejagt. Dank der eingeführten Schutzmaßnahmen (1979 EU-Vogelschutzrichtlinie, 1992 EU-FFH-Richtlinie) gehört er heute zu den Erfolgsgeschichten des Vogelschutzes.

Mittlerweile stehen in Deutschland über 50 Prozent der Fischarten auf der Roten Liste. Die Gründe für die immer geringeren Fischbestände sind sehr vielfältig, aber der Raubdruck auf Fische durch Vögel wird nach Auffassung des EU-ProtectFish Projektteams nicht ausreichend adressiert. 

Erste Untersuchungen legen nahe, dass die Bestandsrückgänge für einige Fischarten durch fischfressende Vögel, wie zum Beispiel den Kormoran, verursacht sein könnten. Eine dieser empfindlichen Fischarten ist die Europäische Äsche.

Diese Art war auch in Rheinland-Pfalz verbreiten und zeigten in Flüssen wie Ahr oder Kyll sehr hohe Bestandsdichten. Seit etwa 20 Jahren gehen die Bestände drastisch zurück, an vielen Stellen sind nur noch einzelne Exemplare nachweisbar. Auf der anderen Seite ist der Kormoran ebenfalls eine geschützte Tierart, die in den 1970iger und 1980iger Jahren extrem niedrige Bestände aufwies. 

Diese Bestände haben sich in den vergangenen Jahren hervorragend erholt. Aktuell existiert daher ein starker Konflikt im Artenschutz zur Frage, ob Kormoranbestände zugunsten des Fischschutzes reguliert werden sollten.

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