Schützen Biberdämme vor Hochwassern?

(08.06.2018) Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erforscht Grundlagen zum Wasserrückhalt durch Biberdämme

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Zahner und Prof. Dr. Carsten Lorz vom Institut für Ökologie und Landschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erarbeiteten in dem Forschungsprojekt "Die Wirkung des Europäischen Bibers (Castor fiber) auf den natürlichen Wasserrückhalt an ausgewählten Fließgewässern Bayerns" die Grundlagen der hydraulischen und hydrologischen Wirkung von Biberdämmen bei Hochwasserereignissen in Europa.


Luftaufnahme eines Biberdamms mit Staubereich im Bereich der Mündung der Dorfen in die Isar. Im flachen Gelände entstehen große Teiche.

In dem damit in Verbindung stehenden Projekt "ProNaHo" des Lehrstuhls für Hydrologie und Flussgebeitsmanagement der TU München erfolgt dann die prozessbasierte Modellierung.

Nach März 1988, Pfingsten 1999, dem August 2002 und 2005 trat im Juni 2013 das fünfte außergewöhnliche Hochwasserereignis in Bayern innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraums auf.

Die bayerische Staatsregierung beschloss daraufhin die Anstrengungen im Hochwasserschutz zu verstärken. Neben dem "Technischen Hochwasserschutz" und der "Hochwasservorsorge" gilt in diesem Zusammenhang auch dem "Natürlichen Rückhalt" besondere Aufmerksamkeit.

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sollte in einem vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Forschungsprojekt untersuchen, inwieweit Biberdämme einen wirksamen Beitrag für den natürlichen Wasserrückhalt leisten können.

Bayern ist heute wieder weitgehend vom Biber besiedelt.

Dabei weisen rund 30-40 % der Reviere Dämme auf. Diese Dämme haben einen hohen Stellenwert für den Naturschutz, weisen aber auch ein hohes Konfliktpotenzial auf. Gerade unter hydraulischen und hydrologischen Aspekten gab es bislang wenig belastbare Informationen zur Bewertung und Modellierung im Hochwasserfall.

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Volker Zahner und Prof. Dr. Carsten Lorz vom Institut für Ökologie und Landschaft der HSWT erarbeiteten in dem Forschungsprojekt "Die Wirkung des Europäischen Bibers (Castor fiber) auf den natürlichen Wasserrückhalt an ausgewählten Fließgewässern Bayerns" die Grundlagen der hydraulischen und hydrologischen Wirkung von Biberdämmen bei Hochwasserereignissen in Europa.

In dem damit in Verbindung stehenden Projekt "ProNaHo" des Lehrstuhls für Hydrologie und Flussgebeitsmanagement der TU München erfolgt dann die prozessbasierte Modellierung. Mit einer bayernweiten Umfrage wurden in verschiedenen Naturräumen die Anzahl und Verteilung von Biberdämmen erfasst und nach relevanten Parametern typisiert.

Dabei zeigte sich, dass Biber nur an kleinen Fließgewässern Dämme bauen, die meist weniger als sechs Meter breit und weniger als 70cm tief sind sowie mindestens einen Gehölzsaum aufweisen.

Dämme werden nur in nicht zu steilem Gelände errichtet, bei über 7% Gefälle finden sich in aller Regel keine Dämme mehr. Je nach Topographie und Geländeneigung entstehen Dammkaskaden. Das durch die Dämme zurück gehaltene Sedimentvolumen schwankt dabei in Abhängigkeit der Fläche der Biberteiche zwischen 42 und 3858 Kubikmetern.

Vor allem der als Freibord bezeichnete Abstand zwischen dem Wasserspiegel und der Oberkante des Dammes entscheidet in Verbindung mit der Biberteichgröße darüber, wie viel der anströmenden Wassermenge aufgenommen und zurückgehalten wird.

Die bei den stabilsten Dämmen im Bayerischen Wald ermittelte Maßzahl HQ10 sagt dabei aus, dass die dortigen Biberdämme zehnjährigen Hochwasserereignissen standgehalten haben.

Mit ansteigender Biberpopulation steigt auch die Zahl der Dämme, jedoch nicht zwangsläufig proportional. Wenn die günstigsten Reviere besetzt sind, führt der Populationsdruck dazu, dass marginalere (kleinere) Gewässer besiedelt werden, die ohne Dammbauten für den Biber nicht bewohnbar wären. So entstehen Dämme vor allem in Kleingewässern und in Oberläufen, wie es zum Beispiel in Unterfranken der Fall war.

Die potentielle Wirkung von Biberdämmen auf den Hochwasserabfluss wird durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit, die durch das Freibord zurückgehaltene Wassermenge sowie längerfristig von der Dammstabilität bestimmt.



Weitere Meldungen

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Menschen vor 400.000 Jahren jagten systematisch Biber

Menschen, die vor rund 400.000 Jahren lebten, machten offenbar systematisch Jagd auf Biber, um sich von ihnen zu ernähren und möglicherweise auch, um ihre Pelze zu erbeuten
Weiterlesen

Schädel und Unterkiefer eines heutigen Bibers (Castor canadensis) im Vergleich mit dem Unterkiefer von Steneofiber depereti aus dem Allgäu.; Bildquelle: Thomas Lechner/Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Biber leben seit mehr als elf Millionen Jahren im Familien-Clan

Forscherteam gelingt erstmals Einblick in die Ökologie der Nagetiere während des Miozän
Weiterlesen

Biber Damm Algonquin Provincial Park (Kanada); Bildquelle: Alfred-Wegener-Institut, Ingmar Nitze

Biber verändern die Landschaften der Arktis massiv

Die Biber in Alaska profitieren vom Klimawandel und breiten sich in rasantem Tempo aus. In nur wenigen Jahren haben sie nicht nur viele Tundra-Regionen besiedelt, in denen sie früher nicht vorkamen
Weiterlesen

Biberaktivität auf der Seward-Halbinsel in Alaska. Die Tiere haben einen arktischen Tundrastrom in ein Feuchtgebiet verwandelt. Gut zu sehen sind mehrere Dämme und eine Biberburg.; Bildquelle: Christopher Arp / University of Alaska

Biber verändern das Gesicht der Arktis

Die großen Nagetiere dringen immer weiter in die Tundra Alaskas vor – mit weitreichenden Folgen für das dortige Ökosystem
Weiterlesen

Schweiz

Konzept Biber den heutigen Anforderungen angepasst

Das Konzept Biber regelt den Umgang mit dem Säugetier, das sich in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz weit verbreitet hat. Nun ist diese Vollzugshilfe für die Kantone den heutigen Anforderungen angepasst worden
Weiterlesen

WWF

Mit Biber und Fischotter leben lernen

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Versuche des Landes Niederösterreich, den Schutz gefährdeter Arten durch eine Gesetzesänderung aufzuweichen, sorgt sich der WWF um die Zukunft der Populationen von Fischotter und Biber
Weiterlesen

Bundesamt für Umwelt BAFU

Überarbeitetes Konzept Biber geht in Konsultation

Der Biber hat sich in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz weit verbreitet. Der Umgang mit dem Tier, das durch das Fällen von Bäumen und das Errichten von Dämmen seinen Lebensraum selber gestaltet, ist im Konzept Biber geregelt
Weiterlesen

Kanton Wallis

BAFU lehnt Antrag des Kantons Wallis zur Regulation von Bibern ab

Das BAFU lehnt den Antrag des Kantons Wallis zur Regulation des Biberbestands im Canal du Syndicat zwischen Charrat und Saxon (VS) ab
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen