Erleichterter Wolfabschuss in der Schweiz?

(24.12.2014) Der Schweizer Tierschutz STS zeigt sich zutiefst befremdet über den Vorschlag des Bundesamtes für Umwelt BAFU, die Jagdverordnung (JSV) durch einen Passus zu ergänzen, wonach Jungwölfe eines Rudels künftig geschossen werden dürfen, nur weil sie sich in Siedlungsnähe aufhalten.

Gerade Jungtiere sind neugierig und zeigen daher weniger Scheu als Alttiere, tauchen also eher in Siedlungsnähe auf. Fragwürdig ist zudem der Umstand, dass Abschüsse von Jungwölfen erlaubt werden, ehe man über gesicherte wildbiologische Kenntnisse zu den möglichen Konsequenzen verfügt. Der STS bezweifelt zudem, dass es in jedem Fall möglich sein wird, ausgewachsene Jungwölfe von Alttieren zu unterscheiden.

Die Gefahr, dass Leitwölfe und trächtige Wölfinnen abgeschossen werden, ist gross. Nach Ansicht des STS sollten Jungwölfe, die sich wiederholt ohne Scheu menschlichen Siedlungen nähern, vergrämt werden, damit sie den Menschen künftig fürchten – Abschüsse sind keine nachhaltige Lösung!

Mit dieser Revision der Jagdverordnung wird lediglich dem Druck aus bürgerlichen und Jäger-/Schafzüchterkreisen nachgegeben. Die angeblich angestrebten Biodiversitätsziele und die Verpflichtung des Bundes, gemäss Tierschutzgesetz die Würde der Tiere zu achten, werden mit solchen politischen Bücklingen ad absurdum geführt.

Jedes Jahr sterben auf Schweizer Alpen rund 4000 Schafe an Krankheiten und Unfällen, weil die Herden nicht beaufsichtigt werden und niemand kranke oder verletzte Tiere angemessener Pflege zuführt.

Nur rund 200 Schafe fallen im gleichen Zeitraum dem Wolf zum Opfer – davon fast alle in ungeschützten Herden. Das eigentliche Tierschutzproblem liegt bei der Sömmerung ungeschützter Schafherden, beim Alpauftrieb kranker Tiere und in der Tatsache, dass der gesetzliche Schutz von Alpschafen unzureichend ist.

Statt den Wolf zum Sündenbock zu machen und damit eine weitere Aushöhlung des Arten- und Tierschutzes zu betreiben, ist es an der Zeit, dass der Schutz der Schafe auf den Alpen endlich zur Verpflichtung wird. Der Schweizer Tierschutz STS hat dazu eine Petition lanciert.




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