Frühe Fortpflanzung erhält bei Gepardenweibchen die Fruchtbarkeit
Frei lebende Gepardenweibchen in Namibia pflanzen sich sehr gut fort. Ihre Fortpflanzungsorgane sind gesund und rund 80 Prozent ihrer Jungen erreichen das Erwachsenenalter.
Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin widerlegen mit diesen Befunden eine dreißig Jahre alte Lehrbuchmeinung, wonach Geparde sich auf Grund einer geringen genetischen Variabilität generell schlecht fortpflanzen würden. Die Forscher konnten nun zeigen, dass die Zeugungsfähigkeit der Weibchen entscheidend davon abhängt, wann diese das erste Mal trächtig werden.
Das Farmland von Namibia beherbergt die weltweit größte Gepardenpopulation. Die Geparde werden zwar von Farmern stark verfolgt und gejagt, aber ihre größten Raubfeinde, Löwen und Hyänen, gibt es hier nicht.
„Im Gegensatz zum Serengeti Nationalpark in Tansania, wo fast 70 Prozent der Gepardenjungen von Löwen und Hyänen getötet werden, erreichen in Namibia die allermeisten Jungtiere das Erwachsenenalter“ erklärt Dr. Bettina Wachter vom IZW.
Die IZW-Forscher wollten nun wissen, ob die namibische Gepardenpopulation auch in der Fortpflanzung besonders erfolgreich ist. Sie bestimmten dazu, ob die Weibchen einen funktionierenden Fortpflanzungszyklus hatten und wie die inneren Fortpflanzungsorgane beschaffen waren.
„Die Ergebnisse waren positiv. Unsere Untersuchungen mit hochauflösenden Ultraschallgeräten zeigten, dass die inneren Fortpflanzungsorgane frei lebender Gepardenweibchen sehr gesund sind.
Alle Weibchen waren im Zyklus, in Hitze, trächtig oder stillten Junge“ berichtet Dr. Robert Hermes vom IZW. Ganz anders sah es bei einer Vergleichsgruppe aus, die die Forscher untersuchten – Gepardenweibchen in Gefangenschaft.
Diese leben in ausgedehnten Großgehegen in Namibia unter nahezu identischen Bedingungen, mit nur einem Unterschied: sie dürfen sich nicht fortpflanzen, weil Gepardenzucht in Namibia verboten ist.
Die meisten der Gepardenweibchen in den Gehegen zeigten keine Hinweise auf einen funktionieren Zyklus und wiesen bereits ab einem Alter von vier Jahren Erkrankungen an ihren inneren Fortpflanzungsorganen auf.
Die Forscher verglichen auch die Stresswerte von frei und in Gefangenschaft lebenden Geparden durch Messungen der Nebennierengröße. Denn Stress ist eine mögliche Ursache dafür, dass Tiere sich in Gefangenschaft nicht fortpflanzen. Die Werte waren jedoch bei beiden untersuchten Gruppen identisch.
Die Forscher schlussfolgern daraus, dass normales Fortpflanzungsverhalten in jungem Alter Voraussetzung für eine lebenslange Fruchtbarkeit bei Geparden ist. Unter natürlichen Bedingungen beginnen Tiere, sobald sie das entsprechende Alter erreicht haben, sofort mit der Fortpflanzung. Nach Geburt und Stillzeit werden sie schnell erneut trächtig. Die durch Östrogen bedingte Reifung der Eizellen erfolgt daher unter natürlichen Bedingungen nur selten.
Tiere jedoch, die an der Fortpflanzung gehindert werden, sind diesem Zyklus von fluktuierenden Östrogenkonzentrationen ununterbrochen ausgesetzt. Das kann den inneren Fortpflanzungsorganen schaden und außerdem sind die Eizellen schneller aufgebraucht. Das führt dazu, dass solche Tiere schon im mittleren Alter unfruchtbar werden können.
„Die Ergebnisse stimmen mit Befunden überein, die wir schon von Elefanten und Nashörnern kennen“ so Hermes. Wenn hier mit der Zucht in Zoos sehr lange gewartet wird, bleibt der Erfolg aus.
Die Fortpflanzung funktioniert dann nicht mehr, weil die dafür nötigen Prozesse und Organe beeinträchtigt sind. Frühe Fortpflanzung hingegen bringt das ganze System in Schwung und erhält die Fruchtbarkeit.
„Die Erkenntnisse sind vor allem interessant, sollte es nötig werden, die weltweit rückläufige frei lebende Gepardenpopulation mit Zuchttieren aufzustocken“, so Wachter. Sie vermutet, dass sich die Erkenntnisse auch auf andere Säugetierarten übertragen lassen.
Bei der Zucht sollte deshalb darauf geachtet werden, dass nur junge Weibchen oder Weibchen, die in jungen Jahren gezüchtet haben, eingesetzt werden, da ältere nachkommenslose Weibchen mit hoher Wahrscheinlichkeit Fortpflanzungsschwierigkeiten haben oder gar unfruchtbar sind.
Die Studie wurde von der Messerli-Stiftung in der Schweiz finanziert.
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