Erfolgreiches Herdenschutzhunde-Programm aus Namibia teilt Wissen und Welpen

(17.11.2013) Vier Hundewelpen aus dem Herdenschutzhunde-Zuchtprogramm des Cheetah Conservation Fund (CCF) wurden nach Tansania entsendet! Mit Ankunft der Welpen kann die hocheffiziente „Geparden-freundliche“ Viehhaltungsmethode, die der CCF in Namibia entwickelt und getestet hat, nun auch im östlichen Afrika eingeführt werden.

Bei den vier Welpen handelt es sich um Kangals, eine Hunderasse, die in ihrer türkischen Heimat seit über tausend Jahren als Herdenschutzhunde gegen Wölfe und Bären eingesetzt wird. Sie sind Teil des Zuchtprogramms des von der Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) e.V. unterstützten Geparden-Schutzprojektes in Namibia.


Ayoub Msago vom RCP (links), Gründerin und Geschäftsführerin des CCF, Dr. Laurie Marker (zweite von links), zusammen mit der Managerin des Herdenschutzhunde-Programms Ana Bradley (zweite von rechts) und Kleinviehmanager Tyapo Toivo (rechts) verabschieden die vier Welpen, mit denen das erste Herdenschutzhund-Programm in Tansania gestartet wird

Auf namibischen Farmen kommen die Herdenschutzhunde des CCF seit 1994 zum Einsatz. Bis heute konnten bereits mehr als 450 der Hunde, die von ihrem Naturell aus eine enge Bindung mit ihren Herden eingehen und Raubtiere frühzeitig wittern und vertreiben können, abgegeben werden.

Das laute und furchterregende Gebell der Hunde schlägt Raubtiere so wirksam in die Flucht, dass laut Angaben der teilnehmenden Farmer 80-100 Prozent weniger Vieh gerissen wird. Die Farmer sehen sich dadurch nicht mehr gezwungen, Geparde und andere Raubtiere zu töten, wenn diese Wildtiere keine Bedrohung für ihre Herde und den Lebensunterhalt der Familien mehr darstellen.

Die vier kleinen Herdenschützer werden nun in das Ruaha Carnivore Project (RCP) nach Tansania geschickt. Das RCP wird von Dr. Amy Dickman geleitet und ist ein Teil der Forschungsgruppe Wildtierschutz (Wildlife Conservation Research Unit WildCRU) der Oxford Universität, in der Dr. Laurie Marker, Gründerin und Geschäftsführerin des CCF, seinerzeit die Forschung für ihre Doktorarbeit betrieben hat.

Dr. Dickman hat sechs Jahre lang mit Dr. Marker am Herdenschutzhunde-Programm gearbeitet und zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über die Effektivität der Hunde veröffentlicht. Das RCP entwickelt Schutzstrategien für gefährdete Raubtiere in der ökologisch wichtigen Ruaha-Landschaft. Dort sollen die Kangalwelpen aus Namibia nun von Masai- und Barabaig-Farmern zum Schutz ihrer Herden eingesetzt werden.  

Bisher konnte der CCF Welpen in vier Länder, einschließlich Tansania, weitergeben, damit andere Organisationen vom Herdenschutzhunde-Programm profitieren können. „Wir arbeiten in Namibia seit fast 25 Jahren an Programmen zum Schutz von Geparden und anderer Wildtiere und helfen von hier aus auch, die Bestände in anderen Ländern aufrecht zu halten”, erklärt Dr. Marker.

„Unsere Forschung zeigt, dass Lösungen wie Herdenschutzhunde sehr erfolgreich sein können. Wir sind jedes Mal begeistert, wenn wir ein Programm in einem anderen Land initiieren können. Es ist ein echter Schritt nach vorn im Wettlauf der Geparde ums Überleben.“  

Der Gemeindebeauftragte Ayoub Msago vom RCP hat zwei Wochen beim CCF in Namibia verbracht, um das Herdenschutzhunde-Programm kennen zu lernen. Mit dem CCF-Team besuchte er verschiedene Farmer in Namibia, erfuhr, wie die Tiere trainiert werden und wie das Programm verwaltet wird. In Tansania angekommen, werden die Welpen nun mit Ziegen der benachbarten Farmen in einen speziellen Gehege des RCP vertraut gemacht.

Es ist das erste mal, dass in Tansania speziell trainierte Hunde zum Schutz von Viehherden eingesetzt werden. Die Gemeinden, die von den Hunden profitieren, sind extrem arm, die Mehrheit von ihnen lebt von weniger als 1 Dollar pro Tag. Hohe Viehverluste durch Raubtiere haben dazu geführt, dass viele der wild lebenden Raubtiere in dieser Region vom Menschen gejagt und getötet wurden.

„Wir freuen uns sehr auf die Hunde,“ so Dr. Dickman. „Der Schutz, den die Kangals uns bieten, reduziert die Kosten des friedlichen Zusammenlebens mit den Geparden und trägt dazu bei, den Mensch-Wildtier-Konflikt ganz erheblich zu entschärfen. Mit diesen Hunden sammeln wir Erfahrungen über Möglichkeiten, dem Mensch-Wildtier-Konflikt in ganz Ostafrika zu begegnen und effektive Pläne für die Zukunft zu entwickeln.“

Mit Spannung verfolgt auch die AGA, wie sich das Programm ihrer Partnerorganisation CCF in Tansania entwickeln wird. „Gemeinsam können wir es schaffen, den Farmern zu helfen und die bedrohten Raubtiere zu retten”, hofft Birgit Braun, Geschäftsführerin der AGA.  „Die Hunde beschützen schon seit tausenden von Jahren ihre Herden. Alles was wir tun müssen, ist den Farmern vor Ort beizubringen, wie diese Hunde arbeiten. Ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Wildtieren ist möglich.“



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