Attraktive Innenstadtlage beschert Turmfalken eine böse Überraschung

(27.05.2014) Das Leben in der Innenstadt ist für Turmfalken eine "ökologische Falle". Durch attraktive Nistplätze in Wiens Altbauten angezogen, kämpfen Turmfalken mit Nahrungsmangel. Dies fand ein Team um die Zoologin Petra Sumasgutner von der Universität Wien heraus.

Im Rahmen einer Studie wurden über 400 Turmfalken-Nester in Wien über Jahre beobachtet. Ergebnis: Die Nachkommen der in der Innenstadt brütenden Turmfalken haben weniger Überlebenschancen, weil es an tagaktiven Beutetieren mangelt. Aktuell erschien dazu eine Publikation im open access journal "Frontiers in Zoology".


Zwei Turmfalken in einer Fassadennisch

Seit 2010 wird in Wien, initiiert von der Zoologin Petra Sumasgutner, ein Turmfalken-Monitoring durchgeführt. Die vorliegende Studie gibt nun erstmals einen Überblick über das inzwischen umfangreich gesammelte Datenmaterial, und es konnten Rückschlüsse auf die Brutbiologie der Tiere in der Stadt gemacht werden.

Unterschiedliche Brutbedingungen in Land und Stadt

Im ländlichen Raum brüten Turmfalken in Felsnischen oder verlassenen Krähennestern auf Bäumen, als Beute dienen dort zahlreich vorhandene Feldmäuse. Turmfalken zieht es aber nicht zuletzt aufgrund des verlockenden Angebots an Nistplätzen in die Stadt, und Wiens Altbaubestand hat da einiges zu bieten: Zahlreiche Dachbodenluken und Nischen an Fassaden können zum Brüten genutzt werden.

"Wir haben diese Bruten untersucht und herausgefunden, dass die Greifvögel in diesen Nistplätzen eine böse Überraschung erleben, denn ihr Bruterfolg ist deutlich geringer als im ländlichen Raum", so Petra Sumasgutner, Studienautorin und Projektleiterin, die an der Universität Wien derzeit dissertiert und bereits im Rahmen einer Post-Doc-Stelle an der University of Cape Town in Südafrika forscht.

"Als ich das Turmfalkenprojekt 2010 initiierte, wollte ich die Erfolgsstrategien von stadtbewohnenden Greifvögeln untersuchen. Da ich in Wien die bis dato höchste Brutpaar-Dichte von Turmfalken in einer europäischen Großstadt vorgefunden habe, suchte ich nach einer Erklärung für den vermeintlich hohen Bruterfolg.

Was ich jedoch gefunden habe, ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte: Es gibt nicht genügend Beutetiere, um alle geschlüpften Jungtiere durchzufüttern. Das Ergebnis ist ein deutlich verringerter Bruterfolg im Stadtzentrum", erklärt die Zoologin.




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