VET-MAGAZIN logo
Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Landwirtschaft oder Wildtierschutz in Afrika
ProfessorX via Wikipedia Commons
Mitonukleare Inkompatibilität und außerpaarliche Jungvögel
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Wie das Gehirn Bewegungen bei Unsicherheit steuert
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Neue Fischart im Golf von Mexiko entdeckt
Isaí Domínguez Guerrero
Neue Fischart im Golf von Mexiko…
Tiefsee-Oktopus ist die „Molluske des Jahres 2025“
Schmidt Ocean Institute
Forschende entwickeln Alternative zu Gänsestopfleber
Thomas Vilgis
Wie Elefanten ihre Reisen planen: Energiesparen, wo es geht
Ikiwaner via Wiimedia Commons
Durch gezielte Wiederansiedlungsprogramme konnten Luchse – wie hier in den europäischen Alpen – in ihren ursprünglichen Lebensraum zurückkehren
Christine Breitenmoser/KORA
Allgemein

Die Zukunft der Luchse in Mitteleuropa

Wissenschaftler*innen von Senckenberg und vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik haben mit einem internationalen Team die genetische Vielfalt von Luchsen in Europa untersucht.

. . .

In ihrer heute im Fachjournal „Biological Conservation“ erschienenen Studie zeigen sie, dass die genetische Vielfalt in den Populationen wiederangesiedelter Luchse über die Jahre stark abgenommen hat. Die Forschenden warnen, dass dieser Verlust, zusammen mit den teils deutlich erhöhten Inzuchtwerten, in einigen Beständen den Erhalt der seltenen Art langfristig gefährden könnte.

Zudem zeigen sie in ihrer Arbeit welche Faktoren für stabile und gesunde Luchspopulationen in Europa notwendig sind.

Der Luchs (Lynx lynx) wurde jahrhundertelang bejagt und schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland und angrenzenden Ländern vollständig vom Menschen ausgerottet. Heute gibt es sowohl in der Bundesrepublik als auch in mehreren anderen Regionen Mitteleuropas wieder Populationen der etwa 15 bis 25 Kilogramm schweren Raubkatzen mit den charakteristischen Pinselohren.

„Das ist ein Riesenerfolg, der durch die gezielten Wiederansiedlungsprogramme in Europa ermöglicht wurde!“, erklärt Dr. Sarah Mueller vom Fachgebiet Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik und fährt fort: „Leider geht die Ausbreitung der Luchspopulationen vielerorts nur langsam vonstatten oder stagniert sogar.“

Obwohl der Luchs seit 1992 in der Europäischen Union unter Schutz steht, kommt es immer wieder zur illegalen Bejagung der größten europäischen Katzenart. Auch der Straßenverkehr fordert jedes Jahr Opfer.

Das Team um Mueller hat in ihrer Studie nun weitere mögliche Gründe für die Stagnation ihrer Ausbreitung gefunden: Die Forschenden untersuchten genomweite Muster der genetischen Vielfalt und Inzucht in allen sechs erfolgreich wiederangesiedelten Populationen Mitteleuropas sowie in zwölf natürlichen Populationen in Europa und Asien, um mögliche genetische Ursachen für die langsame Erholung des Luchses in Europa aufzudecken.

Mueller hierzu: „Fast alle wiederangesiedelten Luchspopulationen haben eine deutlich geringere genetische Vielfalt als die natürlichen Vorkommen. Zusätzlich ist in den wiedereingeführten Populationen Inzucht verbreitet; am stärksten ausgeprägt ist sie in den Luchsbeständen mit der geringsten Anzahl von Gründerindividuen.“

Zu der verminderten genetischen Diversität und den hohen Inzuchtquoten kommt es laut den Forschenden einerseits durch einen – schon am Anfang der Wiederbesiedlung – unzureichenden Genpool der ausgesetzten Luchse und anderseits durch die von Straßen und Siedlungen zerschnittenen Lebensräume der gefleckten Raubkatze.

Diese erschwert oder verhindert nicht nur den Kontakt von Männchen und Weibchen während der Paarungszeit, sondern gibt auch jungen Luchsen kaum die Möglichkeit aus ihrem Geburtsrevier abzuwandern.

„Luchse besetzen riesige Reviere, die mehr als 200 Quadratkilometer groß sein können. Dabei halten sich die Tiere nicht an nationale Grenzen“, erläutert Mueller und ergänzt: „Es gibt dennoch auch berechtigte Hoffnung: Ausgehend von der Wiederansiedlung im Harz breiten sich Luchse auch über die stark fragmentierte Kulturlandschaft aus. Es gibt demnach die Chance, dass wir es schaffen, eine gut vernetzte, individuenstarke Metapopulation – eine Gruppe von Teilpopulationen, die untereinander einen eingeschränkten Genaustausch haben – aufzubauen, die ihre genetische Vielfalt nicht wieder langfristig einbüßt.“

Die Wissenschaftler*innen treten daher für eine europäische Lösung im Luchsmanagement ein und betonen die Bedeutung großer zusammenhängender Lebensräume, die den Luchsen die Wanderschaft und damit den Genaustausch außerhalb ihres Reviers ermöglichen.

Zudem setzen sie sich in ihrer Studie für die Auswilderung weiterer Populationen ein, um „Trittsteine“ zwischen den aktuellen, noch zu weit auseinander liegenden Beständen zu schaffen. Kurzfristig stellt laut den Forschenden auch der Austausch einzelner Individuen zwischen den ausgewilderten Populationen eine Möglichkeit dar, um deren Diversität zu erhöhen.

„Angesichts der beobachteten genetischen Konsequenzen ist eine standardisierte, regelmäßige genomische Untersuchung ausgewilderter Luchsbestände besonders wichtig, um einen kritischen Grad an Grad genetischer Verarmung erkennen und rechtzeitig Maßnahmen treffen zu können. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Vitalität und Anpassungsfähigkeit der Luchsbestände und damit ihrer langfristigen Erhaltung“, fasst Dr. Carsten Nowak, Letztautor der Studie und Fachgebietsleiter Naturschutzgenetik bei Senckenberg und LOEWE-TBG zusammen.

Publikation

Sarah Ashley Mueller, Stefan Prost, Ole Anders, Christine Breitenmoser-Würsten, Oddmund Kleven, Peter Klinga, Marjeta Konec, Alexander Kopatz, Jarmila Krojerová-Prokešová, Tomma Lilli Middelhoff, Gabriela Obexer-Ruff, Tobias Erik Reiners, Krzysztof Schmidt, Magda Sindičič, Tomaž Skrbinšek, Branislav Tám, Alexander P. Saveljev, Galsandorj Naranbaatar, Carsten Nowak (2022): Genome-wide diversity loss in reintroduced Eurasian lynx populations urges immediate conservation management , Biological Conservation, Volume 266, 2022, 109442, ISSN 0006-3207

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Trockensavanne in Tansania
ProfessorX via Wikipedia Commons
Hauszaunkönig (Troglodytes aedon)
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Pathoblocker soll Salmonelleninfektion frühzeitig stoppen
Leon Kokkoliadis/CMFI, Universität Tübingen
LIFE-Boat4Sturgeon nimmt den Betrieb auf
BOKU Öffentlichkeitsarbeit/Jakob Vegh
Dr. Lukas Amann
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Deutsche Wildtier Stiftung
Lukas Bierhoff, Kokolopori Bonobo Research Project
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Das stille Sterben der Natur
Das stille Sterben der Natur
(17. Apr 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…
Es war einmal das Huhn
(9. Apr 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…
Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…
Bewegungsapparat Hund
(26. Mär 2025) Funktionelle Anatomie, Biomechanik und Pathophysiologie - von Mima…
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…