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Allgemein

Luchse in der Türkei: Nicht-invasive Probensammlung liefert wichtige Erkenntnisse zu genetischer Vielfalt und Verhalten

Über den Kaukasischen Luchs (Lynx lynx dinniki) ist sehr wenig bekannt. Es ist eine Unterart des Eurasischen Luchses, die in der Türkei, dem Kaukasus und dem Iran vorkommt.

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Um grundlegende Daten zur genetischen Vielfalt und zum Verhalten zu gewinnen, sammelten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) mehrere Jahre lang Luchs-Proben in Anatolien und analysierten diese.

Die Ergebnisse demonstrierten eine unerwartet hohe genetische Vielfalt der anatolischen Luchse und lieferten trotz der räumlichen Isolation wenig Hinweise auf Inzucht.

Die Daten zeigten zudem, dass die Weibchen ihr Leben nahe ihres Geburtsortes verbringen, während die Männchen weiträumig abwandern.

Möglich wurden diese Resultate durch nicht-invasive Methoden der Probensammlung (Kot, Haare), weil auf diese Weise deutlich mehr genetisches Material von nicht-territorialen Männchen gesammelt werden konnte als mit konventionellen Käfigfallen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift PLoS ONE publiziert.

Der Eurasische Luchs ist in weiten Teilen Europas und Asiens beheimatet und weist damit das größte Verbreitungsgebiet aller Luchsarten auf. Vergleichsweise gut erforscht sind die europäischen Unterarten des Eurasischen Luchses, über ihre Verwandten in Asien – etwa in der Türkei, im Kaukasus oder im Himalaya – ist hingegen wenig bekannt.

„Wissenschaftler wissen noch erstaunlich wenig über deren ökologische Ansprüche, territoriales Verhalten und genetische Variabilität“, sagt Deniz Mengüllüoğlu, Wissenschaftler in der Leibniz-IZW-Abteilung für Evolutionäre Ökologie.

„Mit unserer Studie wollten wir eine Datengrundlage für Untersuchungen zur Genetik, Ökologie und Verhalten einer Luchspopulation in Anatolien schaffen, die als Referenz für weiterführende Studien fungieren soll.“

Das Team setzte dafür sowohl traditionelle Käfigfallen als auch nicht-invasive Probensammlung ein. Das Material erlaubte es Mengüllüoğlu, Genanalysen auf Populationsniveau durchzuführen.

Darüber hinaus wurden Individuen fast zehn Jahre lang mithilfe von Kamerafallen fotografiert, die an 54 verschiedenen Örtlichkeiten installiert waren.

Die Daten zeigten auch eine geschlechtsspezifische räumliche Familienstruktur. Weibchen blieben ein Leben lang in der Nähe ihres Geburtsterritoriums, während sich die Männchen nach der Trennung von ihren Müttern weiträumig abwanderten. Dieses unterschiedliche räumliche Verhalten der Geschlechter ist von vielen Säugetieren bekannt und wirkt höchstwahrscheinlich der Inzucht entgegen. „Falls wir lediglich Genproben aus den Käfigfallen verwendet hätten, wäre unsere Schlussfolgerung gewesen, dass die anatolische Luchspopulation eine geringe genetische Vielfalt aufweist“, sagt Mengüllüoğlu.

Nur Tiere, die an die Präsenz von Käfigfallen in ihrem Territorium gewohnt sind, sind auch bereit, diese zu betreten, so die Beobachtung der Wissenschaftler. Doch die weibliche Ortstreue – oder Philopatrie, so die Fachbezeichnung für das Verhalten, das Mengüllüoğlu für den Kaukasischen Luchs nachgewiesen hat – hat keine negativen Konsequenzen für die genetische Vielfalt.

„Durch Kot- und Haarproben bekamen wir Informationen von deutlich mehr nicht-territorialen Tieren, hauptsächlich Männchen.“ Die Methode der Probensammlung hat demnach erheblichen Einfluss auf das Analyseergebnis, da Käfigfallen die Auswahl der in eine Studie eingehenden Proben deutlich in Richtung territorialer Tiere und ihres Nachwuchses verschieben.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie war, dass die genetische Vielfalt insgesamt unerwartet hoch ist. Die Luchse in Nordwest-Anatolien sind durch eine Reihe natürlicher und menschlicher Barrieren von Beständen im Süden und Nordosten abgeschnitten.

„Die Isolation von Populationen kann für den Fortbestand einer Art schädlich sein, wenn sie die genetische Variabilität mindert“, sagt Daniel Förster, Wissenschaftler der Leibniz-IZW-Abteilung für Evolutionäre Genetik und Senior-Autor der Studie.

„Zum jetzigen Zeitpunkt ist die genetische Variabilität der untersuchten Population jedoch hoch und entspricht jener anderer Populationen des Eurasischen Luchses. Der Schutz der Unterart sollte daher auf das Ziel ausgerichtet sein, diese Variabilität zu erhalten.“ Als ersten Schritt empfehlen Mengüllüoğlu und Förster, wichtige Luchshabitate und -korridore in der Region zu identifizieren und zu schützen.

„Darüber hinaus müssen wir Bedrohungen für die genetische Vielfalt erkennen und bekämpfen“, so Mengüllüoğlu.

Diese Studie hat dafür die Grundlagen geschaffen – vergleichbare Arbeit ist nun auch für die anderen beiden Populationen in der Türkei nötig. Es ist derzeit nicht bekannt, ob es genetischen Austausch zwischen den drei großen Beständen in der Türkei gibt, so Mengüllüoğlu und Förster.

Mengüllüoğlu arbeitet derzeit an der Entwicklung eines Langzeit-Forschungsprogramms zur Untersuchung der Luchse in der Türkei und entwickelt die Vorlage für einen „Turkish Lynx Conservation Action Plan” in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Wildtiere im zuständigen türkischen Ministerium.

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