Embryonen des Pardelluchses im Tiefkühler
Ein bahnbrechendes Verfahren ermöglicht die Sicherung biologischen Materials von Iberischen Luchsweibchen. In Zukunft wird dieses Zellmaterial für Zuchtprogramme und die Erhaltung der bedrohten Katzenart eine große Rolle spielen
Um möglichen Gesundheitsproblemen vorzubeugen und die Erhaltung der Lebensqualität zu sichern, wurden im Februar, im Rahmen des Iberian lynx Conservation Breeding Program (ILCBPS), zwei Luchsweibchen kastriert. Die Tiere befinden sich in einer spanischen und einer portugiesischen Zuchtstation.
WissenschaftlerInnen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin gewannen Luchs-Embryonen, indem sie die Eileiter der Tiere spülten. Darüber hinaus sicherten sie Teile des Eierstockgewebes.
Die Embryonen und das Eierstockgewebe wurden erfolgreich in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius eingefroren und somit für eine sehr lange Zeit haltbar gemacht. Im Moment befindet sich das Zellmaterial bis zur weiteren Verwendung im Museo Nacional de Ciencias Naturales de Madrid (CSIC).
Die SpezialistInnen des IZW nutzen ein neues Verfahren zur Gewinnung und Aufbewahrung der Embryonen einer kurz vor dem Aussterben stehenden Wildkatzenart. Basierend auf den gesammelten Erfahrungen mit Hauskatzen, entwickelten sie eine Methode zur Gefrierkonservierung (Kryokonservierung) unreifer Eizellen und Embryonen von Raubkatzen.
„Sieben Tage nach der natürlichen Paarung wollten wir die Embryonen aus dem Uterus spülen. In beiden Fällen befanden sich unreife Eizellen und Embryonen noch in den Eileitern. Demzufolge verläuft die Embryonenentwicklung bei Luchsen langsamer als bei Hauskatzen“, erklärt Prof. Katarina Jewgenow vom Expertenteam des IZW.
Die Embryonengewinnung und deren anschließende Lagerung im flüssigen Stickstoff im Rahmen einer medizinisch indizierten Kastration wurde bisher vollkommen unterschätzt, eröffnet sie doch einzigartige Möglichkeiten, das genetische Material seltener Individuen zu erhalten, bevor sie endgültig aus dem Genpool der Zuchtpopulation verschwinden.
„Das Einfrieren von Embryonen erfolgte mit Hilfe eines angepassten Verfahrens aus der Humanmedizin.“, sagt Jewgenow.
Das Luchsweibchen ‚Azahar’ des portugiesischen Zuchtzentrums Centro Nacional de Reprodução de Lince Ibérico ist ein Wildfang von sehr großer genetischer Bedeutung. Alle Bemühungen, von diesem Weibchen Nachkommen zu erhalten, waren vergebens. ‚Azahar’ wurde als Jungtier von einem Auto angefahren.
Die alte Rückenverletzung verhinderte eine normale Geburt. Nach einer Totgeburt und nunmehr zwei Kaiserschnitten stand fest, dass sie kastriert werden muss, um weitere Trächtigkeiten und somit eine Gefährdung der Gesundheit des Tieres zu verhindern.
Gleichzeitig fiel auch der Entschluss, das genetische Material durch die Entnahme von Embryonen und das Einfrieren der Eierstockrinde nach der Kastration zu sichern. Das IZW-Team war maßgeblich an diesem Vorhaben beteiligt. So konnten drei Embryonen und Teile der Eierstockrinde eingefroren werden. „Aktuell diskutieren wir die nächsten Schritte. Dabei geht es um einen Transfer der gewonnenen Embryonen in eine Leihmutter - vielleicht ein Weibchen des Eurasischen Luchses“, kommentiert Jewgenow.
‚Saliega‘, das zweite Weibchen, lebt im Centro de Cría de el Acebuche, in Doñana, Spanien und ist das erste Iberische Luchsweibchen, das in Gefangenschaft gezüchtet hatte. Im Juli 2012 entdeckte man bei ihr einen Brusttumor, der durch das Säugen des Nachwuchses induziert wurde.
Das Risiko einer erneuten Tumorbildung, ihr bereits fortgeschrittenes Alter von zwölf Jahren, sowie die Tatsache, dass sie in den letzten acht Jahren bereits 16 Nachkommen zur Welt gebracht hat, gaben Anlass für die Entscheidung, auch sie zu kastrieren.
„Von Saliega konnten wir nur unbefruchtete Eizellen gewinnen, da das Männchen, mit dem sie verpaart, wahrscheinlich unfruchtbar ist. Saliegas genetisches Material in Form der Eierstockrinde wurde jedoch ebenfalls eingefroren“, sagt Natalia Mikolaewska, Doktorandin am IZW.
Am IZW wurde erst kürzlich ein Verfahren zum Einfrieren von Eierstockrinde von Katzenartigen entwickelt, das sogenannte „slow freezing“. Der Iberische Luchs ist die einzige Katzenart, die auf der roten Liste des IUCN als kritisch bedroht geführt wird. Vor einem Jahrzehnt lebten weniger als 200 Individuen in Südspanien.
Das IZW ist langfristiger wissenschaftlicher Partner des Iberian Lynx Conservation Breeding Program (ILCBPS) in Andalusien, Spanien.
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