Studie liefert überraschende Daten über Wolfsrudel und Schafrisse

(07.12.2014) Eine aktuelle US-Studie der Washington State University zeigt, dass der Abschuss von Wölfen kein geeignetes Mittel ist um Viehherden zu schützen - im Gegenteil: Je mehr einzelne Wölfe erlegt werden, desto mehr Herdentiere fallen im Folgejahr den Beutegreifern zum Opfer.

„Die Milchmädchenrechnung, weniger Wölfe bedeuten weniger Schafrisse, ist falsch“, so Christian Pichler vom WWF. Die der Studie zugrunde liegenden Langzeituntersuchungen in drei US-Bundesstaaten beweisen, dass mindestens vier Prozent mehr Schafe gerissen werden, wenn im Jahr davor einzelne Wölfe erlegt wurden.

„Der Abschuss einzelner Wölfe zum Schutz von Schafherden ist also nicht nur sinnlos, sondern kann sogar kontraproduktiv sein“, schlussfolgert Pichler, denn: „Solche Eingriffe zerstörten die ansonsten gut funktionierende Struktur in Wolfsrudeln.“

Werden einzelne Rudeltiere entnommen, gerät das Sozialgefüge aus den Fugen, so die Studienautoren – bes0nders, wenn es sich um ein erfahrenes Tier handelt. Der Abschuss eines Elterntieres kann dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und wegen der fehlenden Erfahrung auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen müssen.

Vorkehrungen wie Elektrozäune oder Hütehunde könnten dagegen effektiv Abhilfe schaffen: „Einmal mehr zeigt sich, dass am Herdenschutz kein Weg vorbei führt“, so Pichler.

In Österreich gibt es bislang erst ein einziges Herdenschutz-Modellprojekt in Osttirol. Derzeit werden auf unserem Staatsgebiet etwa fünf bis sieben Wölfe vermutet. Zur Rudelbildung ist es bei uns bisher noch nicht gekommen.

Die Zahlen der US-Langzeitstudie stammen aus den Jahren 1987 bis 2012 und beinhalten Angaben zu getöteten Wölfen sowie zu Verlusten bei Nutztierherden, die auf Wölfe zurückzuführen sind. Demnach verdoppelte sich die Verlustrate unter Haustieren wie Schafen in Relation zur Anzahl der getöteten Wölfe bis zu einem bestimmten Niveau.

Erst wenn die Wölfe um 25 Prozent dezimiert wurden, was in vielen Ländern Europas aufgrund des hohen Schutzstatus nicht mit der Gesetzgebung konform ist stellt sich ein Schutzeffekt auf das Nutzvieh ein.

In Slowenien mit einem geschätzten Bestand an 50 Wölfen, hat man ähnliche Erfahrungen wie in den USA gemacht. Statt auf mehr Abschüsse zu drängen, setzt man jetzt auf den besseren Schutz jener Weiden, auf denen besonders viele Schäden entstanden sind.

Der Wolf steht EU-weit unter strengem Artenschutz. Als vorsichtige und intelligente Tiere meiden sie in der Regel die Nähe des Menschen. Die größte Bedrohung für Wölfe, die keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, ist oft die fehlende Akzeptanz. Das führt immer wieder zu illegalen Tötungen aber auch dazu, dass in einigen Ländern Europas Wölfe zum Abschuss freigegeben werden.



Weitere Meldungen

Veterinärmedizinische Universität Wien

Veterinärmedizinische Universität Wien schreibt neue Professur für Wildtiermanagement aus

Der Lebensraum für Wildtiere wird weltweit kleiner. Je mehr die angestammten Lebensräume für Rehe und Hasen, aber auch für Wölfe und Bären schrumpfen, desto größer werden die Flächen, die von Menschen und Tieren gemeinsam genutzt werden
Weiterlesen

Wolfsmanagement in der Schweiz

Wolfsmanagement in der Schweiz

Mensch-Umwelt-Relationen in Bewegung - von Nikolaus Heinzer
Weiterlesen

Seit 2000 gibt es in Deutschland wieder wildlebende Wölfe.; Bildquelle: Jan Noack/Senckenberg

Wolf-Hund-Mischlinge sicher erkennen

Senckenberg-Wissenschaftler*innen haben mit einem europäischen Team eine neue Methode im Fachjournal „BMC Genomics“ vorgestellt, die es erlaubt, Wolf-Hund-Hybriden anhand von Umweltproben, wie Kot, Haaren oder Speichelresten sicher zu erkennen
Weiterlesen

Erster Einsatz des Beutegreifer-Notfallteams Österreich Mitte; Bildquelle: HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Erster Einsatz eines Beutegreifer-Notfallteams der HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Am Montag, dem 7. Juni 2021 kam zum ersten Mal ein Beutegreifer-Notfallteam zum Einsatz. Am Wochenende davor kam es im Gebiet der Agrargemeinschaft Schafburg in Hundsdorf zu einem Rissvorfall
Weiterlesen

Nina Tiralla von der Universität Göttingen verfolgt eine Wolfsspur in der Mongolei.; Bildquelle: Nina Tiralla/Universität Göttingen

Forschungsteam untersucht Fressverhalten von Wölfen in der Mongolei: Lieber Wild- als Weidetiere

Wenn das Angebot vorhanden ist, ernähren sich Wölfe in der Mongolei lieber von Wildtieren als von Weidevieh. Das hat ein Forschungsteam der Universität Göttingen und des Senckenberg Museums für Naturkunde in Görlitz herausgefunden
Weiterlesen

EU-Projekt LIFE WolfAlps EU

EU-Projekt LIFE WolfAlps EU zum Wolfsmanagement im Alpenraum gestartet

Gemeinsam arbeiten die Vetmeduni Vienna und die HBLFA Raumberg-Gumpenstein fünf Jahre lang mit Partnern in Italien, Slowenien und Frankreich an dem Projekt
Weiterlesen

WWF

WWF zur Wolfsbesenderung in Tirol: Herdenschutz ist und bleibt alternativlos

Wölfe sind europarechtlich streng geschützt – Besenderung ist nur in Verbindung mit Herdenschutz sinnvoll und entbindet nicht vom Artenschutz
Weiterlesen

WWF

WWF kritisiert Abschuss-Bescheid für Wolf: Experten-Gutachten hat keine Entnahme empfohlen

Wildbiologe Hackländer plädierte für "Fang, Besenderung und Vergrämung" – Weiteres Gutachten belegt, dass Herdenschutz auch im betroffenen Almgebiet möglich und sinnvoll ist
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen