Der Waldrapp – Ein Glatzkopf in Turbulenzen

(08.11.2011) Schön ist er nicht - der Waldrapp. Das ist der Satz, der im Alpenzoo Innsbruck von erwachsenen Besuchern am häufigsten zu hören ist, wenn vom Waldrapp gesprochen wird.

Waldrapp – Ein Glatzkopf in Turbulenzen Von Erwachsenen wohlgemerkt; denn Kinder sehen diesen Vogel ganz anders. Für sie ist er lustig oder spannend, ein Punk, eine Hexe, wie einem Märchen entstiegen.

Ein spannender Vogel ist er auch für die Forschung. Allein seine Geschichte liest sich wie ein Krimi: In Europa schon vor etwa 400 Jahren verschollen, wurde er Ende des 19. Jahrhunderts im Orient wieder entdeckt, steht aber heute am Rande des Aussterbens. Letzte Vorkommen existieren in Marokko, eine winzige Kolonie hat in Syrien überlebt.

Auch diese wenigen frei lebenden Vögel sind immer noch durch direkte menschliche Einflüsse und die voranschreitende Umweltzerstörung stark bedroht.

Im vorliegenden Band bilden daher die historische Bestandsentwicklung, die Ursachen für den Rückgang der Art und Schutzbestrebungen einen Schwerpunkt. Die Ergebnisse langjähriger Verhaltensstudien gewähren vielseitige Einblicke in die faszinierende Sozialstruktur dieser koloniebrütenden Ibisart.

Neben grundlegenden Daten zur Biologie gibt das Buch auch vertiefte Einblicke in die ökologischen Ansprüche des Waldrapps, die inzwischen durch Untersuchungen in der Türkei, Marokko, dem äthiopischen Winterquartier, aber auch durch Freiland- und Zoohaltungen besser verstanden werden. Resultate neuer molekularbiologischer Studien runden diese Monografie ab.

Dr. CHRISTIANE BÖHM, Jahrgang 1960, ist Biologin, seit 1994 im Alpenzoo Innsbruck-Tirol und dort Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit vogelkundlichen Themen und koordiniert das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für den Waldrapp.

Im Zuge dieser Tätigkeit hat sie fünf umfangreiche Zuchtbücher und Tagungsbände herausgegeben, mehrere Originalbeiträge über den Waldrapp publiziert und alle Brutkolonien der letzten freilebenden Waldrappe besucht. Seit 1999 ist Christiane Böhm Gründungsmitglied und Koordinatorin einer internationalen Expertengruppe zum Schutz der letzten Waldrappe.

Mag. Dr. KARIN PEGORARO, Jahrgang 1957, ist Biologin und Lehrerin der Naturwissenschaften. Ihre Dissertation über den Waldrapp sowie anschließende Forschungsprojekte führten sie u. a. in die Türkei und nach Marokko zu den letzten Refugien dieser Vogelart.

Auch sie ist seit 1999 im wissenschaftlichen Beirat der internationalen Waldrapp-Expertengruppe. Seit 2006 widmet sich Karin Pegoraro vor allem der Lehre. Sie hat sich einen Namen als begeisterte Reise- und Wanderautorin gemacht und erhielt für ihre "Molekulargenetischen Untersuchungen zur Phylogenie der Ibisse und Löffler" den Theodor-Körner-Preis.



Weitere Meldungen

Eurasische Braunbär (Ursus arctos arctos) ; Bildquelle: Gregoire Dubois, flickr, Lizenz CC BY-NC-SA 2.0

Studie zeigt die Vielfalt der weltweit verbreiteten Braunbären

Braunbären zählen zu den größten an Land lebenden Raubtieren der Welt. Die etwa zehn derzeit identifizierten Unterarten sind in Nordamerika, Europa, Russland und Asien verbreitet
Weiterlesen

Die Rückkehr des Luchses ist eine Bereicherung für die Bevölkerung; Bildquelle: Robert Hofrichter

Grundlagenstudien zum Luchs: Wo gibt es Platz für den Luchs?

Zwei Studien zum Luchs in den Nördlichen Kalkalpen wurden bei einer Informationsveranstaltung am 11. März 2024 in Admont präsentiert.
Weiterlesen

Symposium: Wie invasive Arten die Welt verändern

Symposium: Wie invasive Arten die Welt verändern

Das Kerner von Marilaun Symposium der Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien der Österreichische Akademie der Wissenschaften setzt sich am 21. März 2024 mit den  Weltbiodiversitätsrats Assessment auseinander
Weiterlesen

Giraffe; Bildquelle: Jeffrey T. Kerby

Große Pflanzenfresser: Elefanten, Giraffen & Co fördern vielfältige Ökosysteme

Forschungsteam zeigt mit Meta-Analyse enorme ökologische Bedeutung großer Pflanzenfresser
Weiterlesen

Junge Paviane beim Spielen; Bildquelle: Susan Alberts

Widrigkeiten in den ersten Lebensjahren hinterlassen langfristige Spuren in der DNA von Pavianen

Frühe Erfahrungen im Leben eines Tieres können sich noch Jahre oder Jahrzehnte später auf sein Leben auswirken. DNA-Methylierung kann helfen, diese Auswirkungen zu dokumentieren
Weiterlesen

Wölfe (Canis lupus) sind für ihre weite Wanderungen bekannt. Nun wurde eine Distanz über 1.190 Kilometer Luftlinie zwischen Deutschland und Nordspanien nachgewiesen.; Bildquelle: Jan Noack

Von Deutschland nach Spanien: Weiteste Wanderung eines Wolfs nachgewiesen

Die Zusammenarbeit dreier DNA-Labore, darunter das Zentrum für Wildtiergenetik am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, hat es möglich gemacht, die Wanderroute eines Wolfes von Deutschland nach Nordspanien nachzuverfolgen
Weiterlesen

Arapaima ; Bildquelle: David Ausserhofer

Erwünschte Störenfriede: Große Tiere sorgen für Vielfalt im Süßwasser

Die Zahl großer Süßwassertiere ist weltweit stark zurückgegangen, ebenso wie die Größe ihrer Verbreitungsgebiete. Die Ursachen für die Gefährdung dieser Megafauna sind weitgehend bekannt, die Folgen des Verlusts für die Ökosysteme dagegen kaum
Weiterlesen

Der Rotmilan zählt zu den windenergiesensiblen Arten; Bildquelle: Manfred Stöber – stock.aobe.com

Artenschutzprüfung bei Windenergieausbau unterstützen

Um einen beschleunigten Windenergieausbau mit den Biodiversitätszielen zu vereinbaren, müssen geeignete Flächen schnell ermittelt werden
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen