Welterstnachzucht der Rotrückigen Klappen‐Weichschildkröte

(25.03.2021) Peter Praschag und seinem Team von Turtle Island gelingt eine zoologische Weltsensation in Graz

Von den heute ca. 360 Schildkrötenarten sind über 60% bedroht. In ihren natürlichen Verbreitungsgebieten werden Schildkröten als Proteinquelle genützt und intensiv bejagt. Um Arten mit nur noch sehr wenigen Überlebenden für die Zukunft zu bewahren, sind Zuchtgruppen in menschlicher Obhut die einzige Chance.


Rotrückige Klappen‐Weichschildkröte

Die Rotrückige Klappen‐Weichschildkröte (Cycloderma aubryi) ist in Zentralafrika, genauer gesagt im Kongo beheimatet. Seit mehreren Jahren leben zwei Exemplare davon in Graz, bei Peter Praschag, dem Gründer und Eigentümer von Turtle Island.

Vor etwas mehr als einem Monat ist ihm und seinem Team eine zoologische Sensation geglückt: die erste Weltnachzucht dieser Art.


Rotrückige Klappen‐Weichschildkröte

Etwas mehr als zwei Jahre haben die Eltern der sechs Neuankömmlinge gemeinsam verbracht, bevor Peter Praschags Nachzuchtbemühungen von Erfolg gekrönt wurden und anscheinend sind die beiden jetzt auf den Geschmack gekommen, weiß er zu berichten.

„Beim letzten Röntgen der Mama, haben wir 21 neue Eier entdeckt. Wir rechnen damit, dass es jederzeit soweit sein kann.“


Röntgenbild der Rotrückige Klappen‐Weichschildkröte

Shannon DiRuzzo, Tierärztin bei Turtle Island, erzählt weiter: „Dieser Nachwuchs ist aus doppelter Sicht eine Sensation. Das Weibchen hatte monatelang mit einer Bakterieninfektion zu kämpfen und hat nur mit Mühe überlebt. Wir mussten Teile vom Panzer mit einer Knochensäge entfernen und ich habe die Wunden in regelmäßigen Abständen mit einem Laser, der uns von einer amerikanischen Firma gespendet wurde, behandelt. Sie hat aber alles sehr gut überstanden und nur mehr einige Wunden auf ihrem Panzer zeugen von ihrer harten Vergangenheit. Umso mehr freuen wir uns darüber, dass sie sich bei uns so wohlfühlt und nun zum zweiten Mal trächtig ist“.


Shannon DiRuzzo und Peter Praschag

Die kleinen, orangen Neuankömmlinge werden noch einige Jahre in Graz bleiben. Auf lange Sicht ist es aber das Ziel von Turtle Island, diese in menschlicher Obhut gezüchteten Exemplare wieder in ihren Ursprungsländer auszuwildern. Dies kann aber nur mit gezielten Aufklärungskampagnen vor Ort in den Herkunftsländern, sowie durch längerfristige finanzielle Unterstützung für die Nachzuchtstation in Graz gelingen.

Peter Praschag erzählt weiter: „Wir finden weltweit Arten, die in der Natur in ihrem Bestand bedroht und kaum mehr vorhanden sind. Hier in Graz ermöglichen wir durch den unerschöpflichen Einsatz des gesamten wissenschaftlichen Teams und der TierpflegerInnen sowie der Hilfe von Ehrenamtlichen, die Nachzucht dieser seltenen Arten. Ohne Turtle Island wären schon viele wunderbare Schildkröten‐Arten ausgestorben."

Turtle Island (in Österreich anerkannt als wissenschaftliche Institution und Zoo der Kategorie A), geleitet vom international anerkannten Wissenschaftler Dr. Peter Praschag, hat das Ziel, weltweit gefährdete Schildkrötenarten nachzuzüchten. Mit über 200 Arten und mehr als 1600 Schildkröten an drei Standorten in Graz ist Turtle Island eine Arche Noah für vom Aussterben bedrohte Arten. Die tägliche Arbeit ist geprägt von wissenschaftlicher Forschung, Natur‐, Tier‐ und Artenschutz.


Turtle Island I Erhaltungszucht und Forschungsstation für Schildkröten
Verreinsnummer: 310147063 I Puntigamerstraße 7 I 8041 Graz
www.turtle‐island.at
IBAN: AT24 1200 0100 0741 0201 ∙ BIC: BKAUATWW


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