Eine Chance für bedrohte Nutztierrassen: Zoos starten gemeinsames Schutzprojekt
(15.09.2020) Ziel ist, einheimische Rinder-, Ziegen- und Schweinerassen vor dem Aussterben zu bewahren
Wir begrüßen dieses wichtige Projekt sehr und werden auf jeden Fall unseren Teil dazu beitragen, betont Geschäftsführerin Sabine Grebner zum heutigen Startschuss des auf drei Jahre angelegten Erhaltungszuchtprogrammes bedrohter Nutztierrassen, für das die Mitglieder des Verbandes der Zoologischen Gärten künftig ihre Kräfte bündeln werden.
Das vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. initiierte und vom deutschen Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung geförderte Zuchtprojekt lässt sich dabei als Artenschutz der anderen Art bezeichnen.
Waldschafe geschoren
Viele Menschen denken beim Artenschutz zuerst an Wildtiere, dabei sind auch 64 Prozent aller einheimischen Haustierrassen gefährdet, sagt Andreas M. Casdorff, Vorstandsmitglied des Zooverbandes und Geschäftsführer des Erlebnis-Zoos Hannover.
Und wenn wir Zoos mit unserem wertvollen Tierbestand und unserer Expertise nicht dazu prädestiniert sind, das Verschwinden dieser biologischen Vielfalt aufzuhalten, wer dann?
Durch das Projekt soll die wissenschaftliche Erhaltungszucht optimiert und die bedrohten Tiere stärker als bisher nachgezüchtet werden. Außerdem soll das Thema des Aussterbens einheimischer Nutztiere fest in den Unterrichtsangeboten der Zooschulen verankert und ein jährliches Fachsymposium etabliert werden.
Warum ist die Bewahrung des Schwarzbunten Niederungsrinds, der Thüringer Waldziege oder des Leicoma-Schweins überhaupt wichtig?
Alte Nutztierrassen sind genügsam, wetterhart und habe eine bessere Immunabwehr als klassische Hochleistungsrassen. Deswegen sind sie in der Lage, bei der extensiven Weidehaltung, also einer nachhaltigen und schonenden Form der Bewirtschaftung, eine Schlüsselposition einzunehmen, sagt Prof. Dr. Dr Kai Frölich, Direktor von Europas größtem Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen, dem Tierpark Arche Warder.
Insgesamt könne die Nutzung alter Rassen durch extensive Bewirtschaftung zum Erhalt der Biodiversität und Ökosystemleistung beitragen.
Diese robusten Tiere durchgängig auf extensiv genutzten Weiden zu halten ist sinnvoll, da sie auch mit energiearmen Futter zurechtkommen und somit zur nachhaltigen Pflege von Kulturlandschaften beitragen. Letztlich sind die alten Rassen auch eine Antwort auf künftige Herausforderungen: Durch ihre größere genetische Variabilität können sie besser auf Veränderungen in puncto Klima oder Produktion reagieren, ergänzt Frölich.
Aktuell werden im Zoo Salzburg beispielsweise Waldschafe als Vertreter alter und bedrohter Nutztierrassen gehalten. Die gefährdete Hausschafrasse ist überwiegend in Deutschland und Österreich beheimatet.